Wiederaufnahmen

Die im letzten Lebensjahr Mozarts entstandene Festoper anlässlich der Krönung Leopolds II. zum böhmischen König griff auf ein damals oftmals vertontes Huldigungssujet zurück: jenes des gütigen, verzeihenden und großherzigen Herrschers. Für Regisseur Jürgen Flimm geht
es in dieser Oper jedoch viel eher um die Kenntlichmachung der Formen und Mechanismen der Macht als um ein Werk, in dem die Vorzüge einer aufgeklärten Monarchie adoriert werden. Im Zuge der aktuellen Wiederaufnahme ergänzt der US-amerikanische Tenor Matthew Polenzani
das neue Wiener »Mozart-Ensemble«.
DRAMMA SERIO PER MUSICA in zwei Akten, KV 621
Text CATERINO TOMMASO MAZZOLÀ
Termine 4. / 7. / 10. SEPTEMBER 2023
Musikalische Leitung PABLO HERAS-CASADO
Inszenierung JÜRGEN FLIMM
Bühne GEORGE TSYPIN
Kostüme BIRGIT HUTTER
Licht WOLFGANG GOEBBEL
Tito MATTHEW POLENZANI
Vitellia FEDERICA LOMBARDI
Servilia SLÁVKA ZÁMEČNÍKOVÁ
Sesto KATE LINDSEY
Annio PATRICIA NOLZ
Publio PETER KELLNER

Im Gesamtwerk Vincenzo Bellinis nimmt La sonnambula eine Sonderstellung ein. Denn in ihr verzichtet der Komponist einerseits fast zur Gänze auf dramatische Ausbrüche, andererseits kommt sein Hang zu weitgeschwungenen, romantisch-elegischen Kantilenen nirgendwo so klar und rein zum Ausdruck, wie in dieser 1831 uraufgeführten Oper. Verortet in einer Zauberberg-inspirierten Sanatorienwelt, in der innere Befindlichkeiten auch durch Wetterkapriolen zur Kenntlichkeit gebracht werden, lauscht Regisseur Marco Arturo Marelli der Oper ihre feinen psychologischen Schwingungen ab. Die Protagonistin enthebt sich dabei im Traum der ihr durch ihren Verlobten auferlegten Projektionsbilder und zeigt ihr wahres, unverhülltes Ich. Bellinis wundersame und berückende Melodik entbietet ein Panoptikum genau gezeichneter Zustände, die in dem koloraturbewehrten Finale der divenhaft auftrumpfenden Titelheldin – diesmal gegeben von Pretty Yende – gipfelt.
MELODRAMMA in zwei Akten
Text FELICE ROMANI
Termine 6. / 9. / 13. SEPTEMBER 2023
Musikalische Leitung GIACOMO SAGRIPANTI
Inszenierung, Bühne & Licht MARCO A. MARELLI
Kostüme DAGMAR NIEFIND
Graf Rodolfo ROBERTO TAGLIAVINI
Teresa SZILVIA VÖRÖS
Amina PRETTY YENDE
Elvino JAVIER CAMARENA
Lisa MARIA NAZAROVA
Alessio JACK LEE

Mit Daphne glückte Richard Strauss ein wahrer Wurf, ein spätes Meisterwerk,
in dem der über 70-Jährige den Erfahrungsschatz seines ganzen Komponistenlebens bündelte. Darauf aufsetzend gelang es Regisseur Nicolas Joel überzeugend, den griechischen Mythos rund um die jungfräuliche Daphne, die sich durch Verwandlung in einen Lorbeerbaum der Zudringlichkeit des Gottes Apollo entzieht, als Tagtraum einer sexuell vernachlässigten jungen Frau zu erzählen.
BUKOLISCHE TRAGÖDIE in einem Aufzug
Text JOSEPH GREGOR
Termine 12. / 15. / 18. / 21. SEPTEMBER 2023
Musikalische Leitung SEBASTIAN WEIGLE
Inszenierung NICOLAS JOEL
Bühne & Kostüme PET HALMEN
Choreographie RENATO ZANELLA
Peneios GÜNTHER GROISSBÖCK
Gaea NOA BEINART
Daphne HANNA-ELISABETH MÜLLER
Leukippos DANIEL JENZ
Apollo DAVID BUTT PHILIP

Es ist eine komplexe, aus der Märchenwelt entstammende Erzählung, die das kongeniale Paar Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal in der Frau ohne Schatten entwickelte: ein vielschichtiges thematisches Gewebe, das sich mit dem Mitleid als menschliche Wesenskategorie auseinandersetzt. Regisseur Vincent Huguet verortet das 1919 an der Wiener Staatsoper uraufgeführte Riesenwerk im Ersten Weltkrieg und schlägt so die Brücke zwischen der Entstehungszeit der Oper und der damaligen Weltenrealität. Dirigent der Wiederaufnahme ist – wie bei der Premiere 2019 – Christian Thielemann.
OPER in drei Aufzügen, op. 65
Text HUGO VON HOFMANNSTHAL
Termine 14. / 17. / 21. / 24. OKTOBER 2023
Musikalische Leitung CHRISTIAN THIELEMANN
Inszenierung VINCENT HUGUET
Bühne AURÉLIE MAESTRE
Kostüme CLÉMENCE PERNOUD
Licht & Video BERTRAND COUDERC
Kaiser ANDREAS SCHAGER
Kaiserin ELZA VAN DEN HEEVER
Amme TANJA ARIANE BAUMGARTNER
Barak MICHAEL VOLLE
Färberin ELENA PANKRATOVA
Geisterbote CLEMENS UNTERREINER

»Keine Spur von Kitsch«, so befand Anton von Webern euphorisch über Puccinis Fanciulla del West, mit der der italienische Meister in vielem neue, auch herber anklingende musikalische Wege einschlug. Damit korrelieren auch die Sichtlinien des Regisseurs und Staatsopern-Ehrenmitglieds Marco Arturo Marelli, der in der Oper weit mehr als nur ein klischeehaftes und veropertes Wild-West-Spektakel erkennt: Sein Zugriff auf das Werk konzentriert sich auf die soziale Welt der Mittellosen und Entwurzelten, die sich in ihrer Isolation die Sehnsucht nach dem »kleinen Glück« bewahrt haben.
OPER in drei Akten
Text GUELFO CIVININI & CARLO ZANGARINI
Termine 7. / 10. / 12. / 15. JÄNNER 2024
Musikalische Leitung SIMONE YOUNG
Inszenierung, Bühne & Licht MARCO A. MARELLI
Kostüme DAGMAR NIEFIND
Choreographische Mitarbeit CHRISTIAN HERDEN
Minnie MALIN BYSTRÖM
Jack Rance CARLOS ÁLVAREZ
Dick Johnson YONGHOON LEE

Im 19. Jahrhundert galt ein Opernauftrag für Paris als besonders prestigeträchtig. Wichtiger als der Erfolg, den er mit seiner an der Seine-Metropole uraufgeführten Grand opéra Les vêpres siciliennes errang, war für Giuseppe Verdi jedoch die Auseinandersetzung mit den in Paris vorgefundenen stilistischen Erfordernissen, die seine eigene Musiksprache dauerhaft bereicherten. An der Staatsoper wird die von Verdi präferierte italienische Fassung gezeigt – in der Inszenierung Herbert Wernickes, der den mittelalterlichen Aufstand der Sizilianer gegen die französische Besatzungsmacht als unheilvolles Volksdrama schildert, in dem es keine Gewinner gibt.
OPER in fünf Akten
Text EUGÈNE SCRIBE & CHARLES DUVEYRIER
Italienisch von EUGENIO CAIMI
Termine 13. / 16. / 19. / 22. JÄNNER 2024
Musikalische Leitung CARLO RIZZI
Inszenierung, Bühne, Kostüme & Licht HERBERT WERNICKE
Guido di Monforte IGOR GOLOVATENKO
Arrigo JOHN OSBORN
Giovanni da Procida ERWIN SCHROTT
Herzogin Elena RACHEL WILLIS-SØRENSEN

»Die Violinen zu Beginn: Medeas zerklüftetes Inneres«, notierte der Komponist Aribert Reimann in seinem Produktionstagebuch zur Oper Medea. Es ist eine eindringlich sprechende, aber auch psychologisch fein zeichnende Musiksprache, die die unterschiedlichen (Innen-)Welten der Figuren ausmisst und die Geschichte einer Verstoßenen, die zur Mörderin ihrer Kinder wird, erzählt. 2010 mit nachhaltigem Erfolg herausgebracht, kehrt das Werk nun unter dem Premierendirigenten Michael Boder zurück an die Stätte seiner triumphalen Uraufführung: an die Wiener Staatsoper.
OPER in vier Bildern
Textfassung ARIBERT REIMANN nach FRANZ GRILLPARZER
Termine 21. / 24. / 27. JÄNNER 2024
Musikalische Leitung MICHAEL BODER
Inszenierung, Bühne & Licht MARCO A. MARELLI
Kostüme DAGMAR NIEFIND
Medea NICOLE CHÉVALIER
Kreusa CHRISTINA BOCK
Gora MONIKA BOHINEC
Kreon DANIEL FRANK
Jason ADRIAN ERÖD
Herold LAWRENCE ZAZZO

In seinem letzten, seinem 40. Musiktheaterwerk bescherte der größte Komponist seiner Zeit, Gioachino Rossini, der Welt noch einmal einen Opernhit: Guillaume Tell, nach Schiller, erzählt mit den imposanten und verschwenderischen Mitteln der französischen Grand opéra die Legende des schweizerischen Freiheitshelden neu. Fast 20 Jahre lang war das Meisterwerk, das der Regisseur David Pountney mit symbolhafter Bildsprache anreicherte, nicht mehr am Staatsopern-Spielplan, nun kehrt es in formidabler Sänger*innen-Besetzung zurück!
OPER in vier Akten
Text VICTOR-JOSEPH ETIENNE DE JOUY & LOUIS FLORENT HIPPOLYTE BIS
Termine 8. / 13. / 16. / 19. MÄRZ 2024
Musikalische Leitung BERTRAND DE BILLY
Inszenierung DAVID POUNTNEY
Bühne & Kostüme RICHARD HUDSON
Licht ROBERT BRYAN
Choreographie RENATO ZANELLA
Guillaume Tell CARLOS ÁLVAREZ
Arnold JUAN DIEGO FLÓREZ
Gesler JEAN TEITGEN
Ruodi IVÁN AYÓN RIVAS
Mathilde LISETTE OROPESA
Jemmy MARIA NAZAROVA

Als »ein Meisterstück graziöser Schönheit und schauriger Kraft« bezeichnete der Musikschriftsteller Alex Ross die 2004 uraufgeführte Oper The Tempest von Thomas Adès. Basierend auf dem gleichnamigen Drama von 1611 schuf der britische Komponist ein Werk, dessen flamboyante Klangsprache die Sphären des Shakespeare’schen Theaterkosmos rasant durchmisst. Die Wiener Produktion, von Robert Lepage inszeniert, zeigt die Insel Prosperos als magisches Theaterreich, in das Thomas Adès als Wiederaufnahmen-Dirigent die Zuschauer*innen entführen wird.
OPER in drei Akten
Text MEREDITH OAKES nach WILLIAM SHAKESPEARE
Termine 9. / 12. / 14. / 17. MAI 2024
Musikalische Leitung THOMAS ADÈS
Inszenierung ROBERT LEPAGE
Bühne JASMINE CATUDAL
Kostüme KYM BARRETT
Licht MICHEL BEAULIEU
Video DAVID LECLERC
Choreographie CRYSTAL PITE
Prospero ADRIAN ERÖD
Ariel CAROLINE WETTERGREEN
Caliban FRÉDÉRIC ANTOUN
Miranda KATE LINDSEY
Trinculo JAMES LAING
Ferdinand HIROSHI AMAKO
King of Naples TOBY SPENCE
Antonio DANIEL JENZ
Stefano DAN PAUL DUMITRESCU
Sebastian MICHAEL ARIVONY
Gonzalo WOLFGANG BANKL
Koproduktion mit der METROPOLITAN OPERA, New York und der OPÉRA DE QUÉBEC. In Zusammenarbeit mit EX MACHINA.