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© Ernst Kainerstorfer

Eine emotionale Reise der Sonderklasse

Die einen kaufen sich Karten, um eine bestimmte Oper zu erleben, andere, um eine Produktion zu sehen, wieder andere suchen sich ihre Vorstellungsbesuche nach den Komponisten aus. Und dann gibt es jene – und das sind hierzulande nicht wenige – die zu einem ganz bestimmten Künstler, einer ganz bestimmten Künstlerin in das Haus am Ring pilgern. Der aus Niederösterreich stammende Günther Groissböck gehört mittlerweile zu jenen Großen, die Scharen von Zuschauern magnetisch anziehen – und das unabhängig vom Werk in dem er mitwirkt.
War er an der Wiener Staatsoper (an der er 2002 als Ensemblesänger gewissermaßen seine internationale Karriere begann) zu Saisonschluss als König Heinrich in Wagners Lohengrin zu hören, so kehrt er bereits zu Beginn der neuen Spielzeit wieder, allerdings in einem ganz anderen Genre: Als Liedsänger. Brahms, Schumann, Tschaikowski und Rachmaninow wird man zu hören bekommen, und wenn das Publikum nach diesem Abend das Haus verlässt, wird es wohl eine emotional tiefgründige musikalische Reise hinter sich haben. Denn Groissböck versteht es – wer seine jüngst erschienene CD Herz–Tod bereits kennt, kann dies nur bestätigen – mit jedem Lied, mit jedem Stück Stimmungsbilder aufleben zu lassen und diese an das Publikum weiterzugeben, die einen so schnell nicht wieder loslassen. Kein Takt wirkt zufällig, kein Ton nebensächlich, Harmonierückungen, Farbveränderungen werden zu besonderen Erlebnissen. Wenn Groissböck betont, die Hörer auch in „die Tiefen und Abgründe“ blicken lassen zu wollen, die von den Schöpfern in die Werke gelegt wurden, so sind das bei ihm keine leeren Worte. Ist auch die Programmzusammenstellung für dieses Konzert noch recht neu (im Juli sang er es schon in München), so ging dem Ganzen eine intensive und lange Auseinandersetzung voraus. Konkret die emotionale Welt der geplanten russischen Lieder musste von Günther Groissböck und dem Pianisten Gerold Huber teilweise erst „nach und nach wie bei einer spannenden Nebelwanderung ertastet und ergründet“ werden. Doch schließlich wurde auch sie zu einer Heimat, die sie nun dem Publikum erschließen möchten. Dass allerdings „so mancher inspirative Moment erst dem unsichtbaren Band entspringt, das bei einem solchen Abend die Interpreten und die Zuhörer miteinander verbindet“, will Groissböck gar nicht erst bestreiten. Ganz im Gegenteil. Bei jedem Konzert würde er den Werken Neues abgewinnen, das erst durch die Präsenz des Publikums zum Vorschein käme. Im Idealfall also ein „gegenseitiges Beschenken“. Dass dies von den Zuhörern entsprechend honoriert wird, versteht sich und so nimmt es auch nicht wunder, wenn in einer Besprechung des oben erwähnten Münchner Konzertes zu lesen war, dass der „schöne Abend Lust machte, wieder öfter Liederabende zu besuchen“. Eine treffendere Werbung für das Wiener Konzert lässt sich wohl kaum denken!

Andreas Láng


Solistenkonzert Günther Groissböck | Gerold Huber
19. September 2018
KARTEN & MEHR