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© Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
»Daphne« in der szenischen Interpretation von Pet Halmen und Nicolas Joel
© FERNANDO SANCHO
Pablo Heras-Casado dirigiert die Wiederaufnahme von »La clemenza di Tito«
© Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
Ein Sanatorium in den Schweizer Bergen »La sonnam­bula«

BEEINDRUCKENDER AUFTAKT

Der Terminus Wiederaufnahme erfuhr in den letzten Jahren eine begriffliche Erweiterung. So wird mittlerweile immer häufiger die erste Vorstellung jeder weiteren Aufführungsserie nach der Premiere einer Produktion als solche bezeichnet. Im eigentlichen und ursprünglichen Sinn meint die Kennzeichnung Wiederaufnahme aber viel mehr: Es soll gezielt darauf hingewiesen werden, dass eine schon länger nicht gezeigte Inszenierung, nach einer intensiven musikalischen und szenischen Probenarbeit, wieder in den Spielplan zurückkehrt – und das, in einer für das Haus meist völlig neuen Besetzung.

Nun sagt es viel über die Schlagkraft der Wiener Staatsoper aus, dass in den ersten zehn Tagen der neuen Saison gleich drei solcher (bühnentechnisch komplexer) Wiederaufnahmen präsentiert werden. Wohlgemerkt parallel zu den Vorbereitungen weiterer, zum Teil extrem herausfordernder Repertoirestücke und vor allem parallel zum Probenstart für die Neuproduktion von Puccinis Trittico!

Den Anfang macht Mozarts La clemenza di Tito, gefolgt von Bellinis La sonnam­bula und schließlich von Strauss’ Daphne. Gerade diese drei genannten Werke sagen in ihrer Unterschiedlichkeit auch einiges über die Vielfalt des Angebots aus, das dem Publikum geboten wird: Rein von der Entstehungszeit und Werk-Stilistik sind das eine Oper der Wiener Klassik des 18. Jahrhunderts, ein Melodramma der italienischen Romantik aus dem 19. Jahrhundert und eine »Bukolische Tragödie« aus dem zweiten Drittel des 20. Jahrhunderts. Hinsichtlich der szenischen Realisation reicht der Bogen von einer der besten Arbeiten des Regisseurs und Bühnenbildners Marco Arturo Marelli, dessen Interpretationen stets von einer feinfühlige Magie durchpulst werden, über eine Setzung Jürgen Flimms, der mit seiner gewohnten intellektuellen Theaterpranke psychologische Tiefenstrukturen der Handelnden offenlegt bis hin zur Reise in die Traumlandschaften einer jungen Frau, die das Regieduo Pet Halmen und Nicolas Joel auf ungemein geglückte Weise auf die Bühne zauberte.


MECHANISMEN DER MACHT

La clemenza di Tito, Mozarts letzte Oper, wurde an der Wiener Staatsoper zuletzt 2012 neu herausgebracht. Die im Libretto nur passager erwähnte Berenice – die historisch verbürgte Enkelin Herodes des Großen und Geliebte des römischen Kaisers Titus – bekommt in der Regie Jürgen Flimms eine echte Schlüsselrolle. In der aus Staatsräson erzwungenen Trennung von der (fremden) jüdischen Prinzessin und dem daraus resultierenden Liebesverlust, ortet Flimm nämlich ein Trauma des Imperators, das unentwegt weiterwirkt. Die diesbezügliche Ohnmacht des Machthabers Titus macht diesen gefährlich, unberechenbar und verletzlich – eine Kombination, deren Toxizität durch den Verrat des engsten Freundes Sesto noch verstärkt wird. Titus’ »repressive« Toleranz wird hier als vordergründige Fassade in einem Spiel enttarnt, in dem die Mechanismen zwischen Herrscher und Beherrschtem durchdekliniert werden.

Nach seinen Erfolgen mit den drei Monteverdi-Neuproduktionen tritt Pablo Heras-Casado nun erstmals als Mozart-Dirigent ans Pult der Wiener Staatsoper (bevor er im November Ligetis Grand Macabre zur Premiere führt). Was die Besetzung betrifft, wird die Idee des internationalen Wiener Mozart-Ensembles, also von Sängerinnen und Sängern, die auf dieser Bühne regelmäßig in unterschiedlichen Mozart-Opern zusammentreffen und dadurch über Jahre hinweg einen speziellen Aufführungsstil erarbeiten, fortgeführt: Diesmal sind dies Kate Lindsey, Federica Lombardi, Slávka Zámečníková, Patricia Nolz, Peter Kellner sowie Matthew Polenzani.


MOZART
LA CLEMENZA DI TITO

4. 7. 10. SEPTEMBER 2023

Musikalische Leitung PABLO HERAS-CASADO
Inszenierung JÜRGEN FLIMM

Tito MATTHEW POLENZANI
Vitellia FEDERICA LOMBARDI
Servilia SLÁVKA ZÁMEČNÍKOVÁ
Sesto KATE LINDSEY
Annio PATRICIA NOLZ
Publio PETER KELLNER


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ZAUBERBERG-AMBIENTE

Die 2001 herausgekommene La sonn­ambula-Inszenierung Marco Arturo Marellis zeigt uns die Geschichte rund um die schlafwandelnde Amina nicht in der ursprünglichen naiv dörflichen Umgebung, sondern hoch oben in den Schweizer Alpen, in einer Art besserem Sanatorium, wie wir es aus Thomas Manns Zauberberg kennen. »Eine mächtige Glaswand, die wie eine Glasglocke wirkt, trennt den großen Festsaal, in dem sich die Handlung abspielt, von der schneebedeckten Außenwelt. In dieser dünnen Luft, in der die Zeit stillzustehend scheint und in der innere Befindlichkeiten durch Wetterkapriolen zur Kenntlichkeit gebracht werden, bevölkern die seltsamsten Menschen die Szenerie, die auf merkwürdige Art und Weise eine Musik am Rand des Todes genießen«, so der Regisseur. Zugleich erfuhr die zentrale musikalische Bedeutung des Gesanges in diesem Belcanto-Werk – die Stimme an sich – durch Marelli eine handlungsbezogene Transformation: Die zunächst seelisch verstörte Titelfigur Amina wird ihre abschließende Arie im lieto Fine, also beim Happy End, als gewandelte, selbstbewusste und gefeierte Künstlerin präsentieren: Die Form der Arie ist so zum schlüssigen Inhalt geworden.

Unter Giacomo Sagripantis musikalischer Leitung (er war vor rund zwei Jahren der Premierendirigent der aktuellen Traviata-Produktion) wird neben dem mexikanischen Tenor Javier Camarena als Elvino vor allem Pretty Yende als Amina mit großer Vorfreude erwartet, die hier nach der Puritani-Elvira in einer weiteren Bellini-Partie zu erleben sein wird.


BELLINI
LA SONNAMBULA

6. 9. 13. SEPTEMBER 2023

Musikalische Leitung GIACOMO SAGRIPANTI
Inszenierung, Bühne & Licht MARCO ARTURO MARELLI

Amina PRETTY YENDE
Elvino JAVIER CAMARENA
Graf Rodolfo ROBERTO TAGLIAVINI
Lisa MARIA NAZAROVA
Teresa SZILVIA VÖRÖS
Alessio JACK LEE


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VEREINIGUNG MIT MUTTER NATUR

Der Versuch, Strauss’ selten gespieltes Spätwerk Daphne dauerhaft in den Spielplan der Staatsoper zu integrieren, ist mit der 2004 herausgekommenen Produktion mehr als geglückt. In ihrer Doppelfunktion als Regisseur und Bühnenbildner konzentrieren sich Pet
Halmen und Nicolas Joel auf das Innenleben einer jungen, von ihrem Mann vernachlässigten Frau. Eingebettet in das Spannungsverhältnis zwischen dem dionysischen und apollinischen Prinzip, zeigen die beiden die Flucht der Protagonistin aus der ungewollten Realität in eine von Tagträumen dominierte fiktive Vereinigung mit Mutter Natur. Dem antiken Daphne-Stoff begegnen Halmen und Joel durch die Verlegung der Handlung in die antikisierende Umgebung der Villa Stuck in München. Dass das Parfum des Fin de siècle, das dieser Ort zusätzlich verströmt, trotz der späteren Entstehungszeit auch der Partitur anhaftet, verstärkt das Ineinanderströmen von Musik und Szene. Unter Sebastian Weigle werden einige der wesentlichen Sängerinnen und Sänger der jüngst vergangenen Monate Wiener Rollendebüts geben: David Butt Philipp (zuletzt Stolzing, Don José und Laca) gibt den Apollo, Hanna-Elisabeth Müller (zuletzt u.a. Gräfin Almaviva, Donna Anna und Eva) singt die Titelpartie, Günther Groissböck (zuletzt u.a. Ochs, Sarastro und Boris in Lady Macbeth von Mzensk) den Peneios, Daniel Jenz (wirkte zuletzt in sechs (!) Premieren mit) den Leukippos und Noa Beinart (zuletzt u.a. Erda) die Gaea.


STRAUSS
DAPHNE

12. 15. 18. 21. SEPTEMBER 2023

Musikalische Leitung SEBASTIAN WEIGLE
Inszenierung, Bühne & Kostüme NICOLAS JOEL & PET HALMEN

Daphne HANNA-ELISABETH MÜLLER
Apollo DAVID BUTT PHILIP
Peneios GÜNTHER GROISSBÖCK
Leukippos DANIEL JENZ
Gaea NOA BEINART
Schäfer MARCUS PELZ, NORBERT ERNST & KS HANS PETER KAMMERER 
Mägde ILEANA TONCA & ALMA NEUHAUS


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