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© Bezim Masiqhi

Unser Ensemble: Igor Onishchenko im Portät

Positiv, einsatzfroh, ambitioniert, authentisch – wollte man Igor Onishchenkos Herangehensweise an sein Sängerdasein beschreiben, wären wohl diese Schlagworte am ehesten angebracht. Seit rund zwei Jahren im Ensemble der Wiener Staatsoper, schreitet der aus dem Kulturschmelztiegel Odessa stammende junge Bariton auf dem Karrierepfad voran. Unbeirrt von den Unkenrufen am Konservatorium seiner Heimatstadt, nach denen das Leben am Musiktheater ein Dasein zwischen tausend Abgründen und eifersüchtigen Kollegen wäre, hat er von Anfang an auf sein Ziel hin studiert und sich die Freude und Zuversicht nicht nehmen lassen. Und dieses Ziel hieß zunächst: An einem der ersten Opernhäuser der Welt, an der Seite der berühmtesten Kollegen und unter den bedeutendsten Dirigenten singen zu dürfen. Und obwohl Igor Onishchenko felsenfest davon überzeugt war, diesen Traum einst auch zu verwirklichen, fühlt er sich, auf die erst kurze Wegstrecke zurückblickend, dennoch dankbar-überrascht, wie schnell sich dieser Wunsch erfüllt hatte. Seine bislang größte Rolle an der Wiener Staatsoper, den Masetto in Mozarts Don Giovanni, verkörperte er im März dieses Jahres (dass zu diesem wichtigen Ereignis auch seine Eltern extra aus der Ukraine anreisten, versteht sich von selbst). Aber auch andere Erfolge außerhalb „seines“ Stammhauses am Ring können sich sehen lassen – etwa der Silvio beim Ravenna Festival oder sogar die Titelrolle in Mozarts Nozze di Figaro in Santiago de Chile. Diesen „Figaro-Ausflug“ verdankte er seiner ursprünglich sehr dunklen, fast bassig gefärbten Stimme, die wohl auf die russische Gesangsschule zurückging und der mittlerweile durch das Studium am Wiener Konservatorium in der Johannesgasse und in einigen Meisterklassen eine schöne Portion Italianità beigemengt wurde. Dementsprechend peilt er mittlerweile Rollen wie Malatesta oder Belcore und längerfristig einen Rigoletto, Ankarström oder Germont an.

Liest man Igor Onishchenkos Lebenslauf, fällt sofort das zusätzlich zur Gesangsausbildung absolvierte Jus-Studium ins Auge – eine Kombination, die nur bei wenigen Kollegen zu finden sein dürfte (auch wenn Onishchenko in diesem Zusammenhang gerne auf den gleichermaßen juristisch versierten Tito Gobbi verweist). Ursachen für dieses anfänglich zweigleisige Fahren gab es gleich mehrere: erstens wünschten die Eltern einen „sicheren Brotberuf“, zweitens interessierte sich Onishchenko auch für diese Richtung (so wie ehedem auch für den Segelsport, den er leidenschaftlich betrieb) und drittens sicherte ihm das offizielle Juridicum im Gegensatz zum Gesangsvorbereitungskurs eine für seine musikalische Laufbahn notwendige vorübergehende Befreiung vom Militär- bzw. Zivildienst. Letztendlich war es außerdem dann paradoxerweise das Jus-Studium, das ihm zahllose Auftrittsmöglichkeiten und damit Erfahrungserwerb sicherte, denn, wann immer es Feierlichkeiten und Ehrungen gab und diese musikalisch umrahmt werden sollten, „erinnerte“ man sich an denjenigen aus der eigenen Reihen, der auch sängerisch „etwas zu sagen hatte“.

Seine allerersten musikalischen Sporen erwarb sich Igor Onishchenko übrigens in einem Hobby- Gesangsensemble, in dem er als Elf- bis Dreizehnjähriger seine Liebe zu diesem Metier erkannte. Und auch seine Zielstrebigkeit. Denn, dass einem in diesem Beruf nichts zufliegen würde, war von Anfang an auch für ihn klar. Umso mehr begrüßte er das (im Vergleich zu hiesigen „westlichen“ Verhältnissen) stärkere Konkurrenz- und Leistungsdenken im Ausbildungswesen seiner Heimat. Apropos Heimat: Einen ersten atmosphärischen und kulturellen Österreich-Touch, gewissermaßen ein unbewusstes Vorgefühl auf seine spätere Wirkungsstätte, erfuhr Igor Onishchenko im fast täglichen Vorbeigehen am schönen Opernhaus von Odessa – einer unverkennbaren Schöpfung der Wiener Architekten Fellner & Helmer …

Vielleicht plagt ihn das Heimweh heute deshalb nicht so sehr, vielleicht konnte er sich in seine neue Wiener Umgebung darum so schnell und gut einfinden. Sicher hilft ihm auch der große Freundeskreis, in dem gelegentlich bis vier Uhr morgens gesungen wird. Fast wie zu Hause hat er sich auf jeden Fall im vergangenen Sommer in der Lady Macbeth von Mzensk-Produktion bei den Salzburger Festspielen gefühlt, in der er selbst eine kleine Rolle zu singen hatte und die übrigen Partien zum wesentlichen Teil mit Russen besetzt waren. Da ist dann, wenn man es auf Wienerisch ausdrücken wollte, offenbar „der Schmäh grennt“.

Andreas Láng


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8., 12. Jänner 2018
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23., 26., 29. Jänner 2018
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