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Don Pasquale ist kein Clown

In Gaetano Donizettis Don Pasquale wärmt uns der Sonnenschein der italienischen Buffo-Oper der neapolitanischen Tradition. Und es ist das letzte Mal – denn nach Don Pasquale kam lange nichts mehr, und was dann kam, Verdis genialer Falstaff und Puccinis nicht weniger genialer Gianni Schicchi, das war schon etwas ganz Anderes, etwas vollkommen Gewandeltes. Mit Don Pasquale hat Donizetti das Kapitel der alten italienischen Buffo-Tradition also beschlossen und zugleich zu einem letzten, zu einem großen Höhepunkt, ja zur Vollendung geführt und alle Vorlagen und ähnlich gearteten Werke weit übertroffen. Aber Donizetti hat noch etwas gemacht – er hat seine Bühnenfiguren, die er liebte, wirklich zum Leben erweckt. Das Personal aus Don Pasquale weist keine Schablonen-Typen auf, sondern echte Menschen, die lachen – aber auch weinen können. Damit versah er die Gattung Buffo-Oper mit einem Zusatz, mit dem Wort „aber“. Don Pasquale ist eine Buffo-Oper, „aber“ sie ist auch melancholisch, traurig, ist mit einer kleinen Prise Bitterkeit gewürzt: Der alte Mann, der die junge Frau heiraten möchte und am Ende leer ausgeht. Ein altes Thema, auch auf der Bühne. Aber hier, in Don Pasquale, ist es nicht bloß der alte lächerliche Trottel, der übrig bleibt. Hier hat man etwas Mitleid mit dem alten Verlierer, obwohl man ihm selbstverständlich die junge Frau, die er nicht bekommt auch nicht gönnt. Don Pasquale hat innerhalb des Donizettischen Œuvres eine ganz spezielle Sonderstellung: Sie weist eine große, eine lange Bass-Rolle auf, ja, diese große Bass-Rolle ist sogar die Titelrolle. Im Gegensatz zu Bellini und vor allem zu Rossini ist dies bei Donizetti (der Verdi übrigens viel näher ist, als die beiden anderen Genannten) eine sehr seltene Erscheinung. Wir erinnern uns an Dulcamara, an Marin Faliero, aber dann wird es bald sehr einsam um die großen Donizetti-Bässe. Das ist auch eine der Herausforderungen für den Interpreten des Don Pasquale: Den Charakter als Identität durchzutragen bis zum Schluss ohne auf Grund der Länge der Partie in der Intensität nachzulassen, ohne spürbar müde zu werden. Diese Identität ist genau vorgegeben: Buffonesk aber nicht überzeichnet. Don Pasquale ist kein Clown! Der Interpret muss tunlichst darauf achten, niemals die Grenzlinie zu überschreiten – nicht in die Richtung des Tragischen, aber genauso wenig in die Richtung des bloß Lachhaften. Der Interpret des Don Pasquale (wie auch jene der übrigen Handelnden) muss darüber hinaus vermitteln können, dass eine Veränderung des Charakters geschieht, dass am Ende des Spiels seelische Tiefe gewonnen wurde. Er muss weiters die ganze Farbigkeit der Partie, die Farbigkeit der musikalischen Sprache Donizettis vor dem Hörer ausbreiten. Und dann ist noch etwas ganz wichtig: Der Interpret muss auch Freude an und mit diesem alten verschrobenen Junggesellen haben, denn nur dann wird das Publikum mitgehen und selber Freude empfinden. Ich selbst singe den Don Pasquale seit nunmehr fast sieben Jahren in unterschiedlichen Produktionen und obwohl ich grundsätzlich die ernsten Rollen lieber verkörpere, da ich ihnen mehr Anknüpfungspunkte zu meinem eigenen Leben finde, freut es mich ungemein auch dem alten Pasquale immer wieder mein Spiel und meine Stimme zu leihen und die Figur mit stets neuen Erfahrungen anzureichern. Ich möchte diesmal gerne einiges aus der italienischen Kino-Tradition einfließen lassen, aus den großen italienischen Komödienfilmen. Momente, die an Totò oder Paolo Villaggio erinnern. Natürlich nur innerhalb des Regiekonzeptes von Irina Brook. Aber darin besteht ja unter anderem auch die Kunst der Interpretation: ein Konzept mit eigenem zu beleben ohne die Inszenierung zu zersprengen. In den Proben pflege ich den Regisseuren einiges anzubieten, improvisiere innerhalb der Grenzen des szenischen Konzeptes – und wenn es angenommen wird, wird die darzustellende Figur um entsprechende Facetten bereichert. Ich verstehe die Proben ja als Zeugungsund Geburtsvorgang in einem, bei dem so lange Ideen ausgetauscht, Lösungen gefunden werden, bis man zu einem Ergebnis, sprich den Aufführungen gelangt – die wiederum von Mal zu Mal verschieden sind. Und so hoffe ich es auch beim Wiener Don Pasquale zu halten.

Michele Pertusi


Don Pasquale

Premiere: 26. April

Reprisen: 29. April, 2., 5., 8., 11. Mai

Jesús López-Cobos | Dirigent

Irina Brook | Regie

Noëlle Ginefri-Corbel | Bühne

Sylvie Martin-Hyszka | Kostüme

Arnaud Jung | Licht

Martin Buczko | Choreographie

Sophie Petit | Regieassistenz

Loriana Casagrande | Bühnenbildassistenz

Magali Perrin-Toinin | Kostümassistenz

Michele Pertusi | Don Pasquale

Juan Diego Flórez | Ernesto

Alessio Arduini | Dr. Malatesta

Valentina Naforniţa | Norina

Wolfram Igor Derntl | Notar