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Wenn einer neun mal dasselbe ruft

2011 debütierte er an der Wiener Staatsoper, seit 2013 ist er im Ensemble und singt hier Rollen von Don Basilio, Fürst Gremin, Colline bis Masetto und Sir Giorgio: der junge koreanische Bassist Jongmin Park. Im Februar wird er in Antonín Dvořáks Rusalka den Wassermann übernehmen und traf sich im Vorfeld mit Oliver Láng zu einem Gespräch.

Sie haben bisher eine Reihe unterschiedlicher Partien gesungen, heitere und tragische. Gibt es eine, die Ihnen ganz besonders am Herzen liegt?

Jongmin Park: Es gibt viele Rollen, an die ich aus verschiedensten Gründen gerne (zurück-)denke – wobei mir doch die Rolle des Sir Giorgio in puritani von Bellini am meisten in Erinnerung geblieben ist. Der Dirigent Marco Armiliato hat mich sehr unterstützt ein gelungenes Debüt zu absolvieren und die Darbietung der berühmten

Sänger, mit denen ich gearbeitet habe, half mir, mich noch mehr in meine Rolle einzubringen. Sir Giorgio war die größte Rolle, die ich bisher übernommen hatte, und entgegen meiner Sorgen während der Vorbereitungsphase gelang mir ein erfolgreiches Rollendebüt, worüber ich sehr froh bin.

Sind Ihnen bei diesen dargestellten Figuren realistische Charaktere lieber oder eine konzentrierte Schwarz-Weiß-Zeichnung?

Jongmin Park: Für mich sind eher realistische Figuren interessant. Dieser realistische Aspekt ist dann vor allem einfacher zur Darstellung zu bringen, wenn ich beim Schauspiel auf meine Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft Bezug nehme. Wenn der Charakter der Rolle nicht zu mir passt, z.B. wenn sie zu extrem gestaltet ist, ist es tatsächlich so, dass ich mich während der Vorbereitungen, aber auch während der Aufführung gestresst fühle.

Wenn Sie sich die Figuren Ihres Fachs vorstellen: Welche Figur würden Sie als eine besonders komplexe und spannende beschreiben?

Jongmin Park: Ich liebe zum Beispiel König Philipp II . Er hat alles, was man sich denken kann, er hat alle weltliche Macht, ist der mächtigste König seiner Zeit, nur eine Sache hat er nicht: Liebe. Weder die Liebe von seinem Sohn noch von seiner Frau. Das quält ihn – naheliegender Weise – sehr. Denn alles was er hat, zählt ohne Liebe nichts – und alle Macht zählt in der Liebe nichts. Dieser Kontrast interessiert mich sehr.

Wie sieht Ihre Vorbereitung auf eine Partie aus?

Jongmin Park: Natürlich gibt es umfassende musikalische Studien, um die Arien und Ensembles perfekt zu beherrschen. Davon abgesehen braucht es viel Zeit, um, abgesehen von der musikalischen Seite, die historischen Hintergründe eines Stücks, die gesellschaftliche Situation der damaligen Zeit, die Kunst dieser Epoche, die Intention des Komponisten zu verstehen. Vor allem, wenn ich eine wichtige Rolle spiele oder ein Solokonzert vorbereite, investiere ich viel Zeit, um jeden dieser Aspekte zu analysieren.

Sie singen im Februar den Wassermann in Rusalka. Was ist Ihnen an dieser Figur am meisten aufgefallen?

Jongmin Park: Der Wassermann ist eine Figur, die Rusalka, eine seiner Tochter, am meisten liebt und sich um sie sorgt. In der Oper ruft der Wassermann gleich neunmal: „Uboha rusalko bleda! Beda!" (Bleich bist du, Rusalka, Arme! Wehe!). Normalerweise ist man sich als Sanger bereits bei einer zwei- bis dreimaligen Wiederholung einer Phrase darüber bewusst, dass der Komponist diese Stelle als wichtig ansieht. Hier aber wird ein Satz gleich neunmal wiederholt! Für den Wassermann sind die Menschen Diebe, die in seine Welt des Sees eindringen und Fische fangen, in den Bergen die Baume fallen, in den Hohlen gierig nach Bodenschätzen graben und schließlich sogar seine Tochter verfuhren und ihm wegnehmen. Der Wassermann ist vergleichbar mit Rigoletto, dessen Tochter Gilda sich in den Duca verliebt und schlussendlich den Tod wählt. Auch dieser Vater kann am Ende das Unglück seiner Tochter nur miterleben und ihn nicht verhindern.

Wo liegen die Herausforderungen dieser Partie? Man sagt, dass sie in den unterschiedlichen Akten verschiedene Stimmtypen verlangt.

Jongmin Park: Die größte Herausforderung liegt für mich vor allem darin, die Aussprache der tschechischen Sprache gut zu beherrschen. Als ich an der Universität Gesang studierte, lernte ich die italienische, deutsche, französische und russische Aussprache – nicht aber die tschechische. Das habe ich nun nachgeholt. In musikalischer Hinsicht ist es für mich vonbesonderer von besonderer Wichtigkeit, dass ich den Gefühlszustand des Wassermanns, der Rusalka bedauert, stimmlich gut darstelle. Dazu kommt, dass der Wassermann einen Tonumfang von fast zwei Oktaven, vom hohen Fis bis zum tiefen G bewältigen muss. Außerdem gibt es in dieser Produktion viele Szenen, in denen ich über die Bühne laufen muss. Es ist in dieser Situation wichtig, meine Atmung unter Kontrolle zu halten und so zu regulieren, dass das Laufen keinen Einfluss auf das Singen hat.

Welche Ebene – Schauspiel, Gesang, Interaktion mit Kollegen – ist im Augenblick der Vorstellung für Sie die wichtigste? Die vordringlichste?

Jongmin Park: Ich denke, dass die Probe eine Vorstellung ist und die Vorstellung eine Probe. Das bedeutet, dass ich versuche, mich in den Vorstellungen an das zu halten, was in den Proben mit den Sängerkollegen ausgemacht wurde. Denn wenn ich mich an einer Stelle plötzlich anders als sonst verhalte, kann das die Kollegen verwirren und aus dem Konzept bringen. Musikalisch steht – neben den naheliegenden Fragen nach Stimmqualität, Intonation, Größe der Stimme, Balance mit dem Orchester etc. – die Überlegung, wie ich die Geschichte richtig und schlüssig erzähle? Es geht darum, wie man die Gefühle, die in der Figur stecken, dem Publikum vermitteln kann.

Haben Sie sich bei der Einstudierung des Wassermanns an historischen Aufnahmen großer Sänger orientiert?

Jongmin Park: Ich habe mehrmals eine Aufnahme unter Jiří Bělohlávek angehört. Auf dieser gefällt mir Peter Mikuláš als Wassermann sehr gut. Abgesehen davon sind viele Sänger dieser Einspielung Tschechen, was in Bezug auf die Aussprache und die gesamte Atmosphäre des Stücks eine große Hilfe für mich war.


Rusalka

9., 13., 18., 21. Februar 2016