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Starke Frauen, Leidenschaftlich und Einfühlsam

Die moldawische Sopranistin Valentina Naforniță gehört seit fünf Jahren zum Staatsopern-Ensemble – und hat ihren Weg gemacht. Inzwischen singt sie hier – und anderswo – Partien wie Susanna, Norina, Adina, Zerlina. Im Oktober wird sie doppelt zu erleben sein: als Susanna und Norina. Beides starke Frauen, wie sie im Interview erzählt.

Sie haben bisher neunmal die Norina an der Staatsoper gesungen – hat sich Ihre Sicht auf die Figur verändert?

Valentina Naforniță: Ich habe die Partie sowohl hier an der Staatsoper gesungen als auch in einer Produktion an einem anderen Ort. Beide waren sehr erfolgreich, aber im Vergleich muss ich sagen, dass die Staatsopern-Produktion viel näher an meinen eigenen Überlegungen und Gefühlen betreffend Norina ist. Die grundsätzliche Sicht auf die Figur hat sich nicht geändert, aber ich bin, in dem, was ich mache, deutlich mutiger geworden: Don Pasquale muss sich also mehr in Acht nehmen! (lacht)

Können Sie sich musikalisch mehr erlauben, weil die Norina inzwischen schon mehrfach bühnenerprobt ist?

Valentina Naforniță: Die Situation ist nun natürlich eine andere – die Premiere war mein Norina-Rollendebüt, und im Allgemeinen werden wir Sänger nach einigen Vorstellungen mit einer Partie besser und besser. Die Nervosität des „großen ersten Abends“ ist vorbei, die Atmung ruhiger, wodurch die Stimme auch ruhiger und strahlender wird. Nun kann ich wirklich jeden einzelnen musikalischen Moment genießen und jede Passage erfühlen und durchleben. Wie wir Sänger sagen: Die Partie ist in meinen Körper gekommen!

Was würde die heutige Valentina Nafornita der Premieren-Nafornita, die eine Minute vor dem ersten Auftritt steht, raten?

Valentina Naforniță: Jetzt, wo wir wissen, dass Don Pasquale ein großer Erfolg ist und vom Publikum gut angenommen wird, könnte ich zu mir sagen: „Mach dir keine Sorgen, sei fröhlich! Und genieß es – denn alles wird gut!“

Wie viel musikalischen Spielraum und spontane Gestaltungsfreiheit gewähren Sie sich grundsätzlich an einem Abend?

Valentina Naforniță: Freiheiten und Spontaneitäten in Opern sind denkbar – aber immer im Rahmen der Möglichkeiten. Die Musik wurde vor vielen Jahren geschrieben, großartige Musik, verfasst von großartigen Genies! Das ist die Basis, die man nicht an sich verändern kann. Aber man hat die Freiheit, z.B. einzelne Phrasen kürzer oder länger zu gestalten, hohe Noten länger auszuhalten, die Farbe der Stimme zu verändern, längere und bedeutungsvollere Pausen machen – aber das alles muss immer ausgewogen sein. Als Schauspielerin liebe ich es, manchmal auf der Bühne zu improvisieren, besonders in Opern wie Don Pasquale, und meine Partner auch tatsächlich zu überraschen – das macht einfach Spaß! Aber wie gesagt: alles muss in einem gewissen Rahmen bleiben.

Bei den Salzburger Festspielen sangen Sie erneut eine hochgelobte Zerlina: Was haben Sie für sich aus dieser Produktion mitgenommen?

Valentina Naforniță: Ich war sehr froh, in Salzburg zu singen – es war wie in Wien! Alle meine wunderbaren Kollegen, das Orchester, der Dirigent – wir alle treffen einander ja auch an der Staatsoper! Im Grunde war es also nur ein anderer Ort … Jedenfalls: Es war eine großartige Erfahrung. In dieser Produktion ist Zerlina ein bisschen mehr als nur ein Landmädchen, sie ist auch nicht unbedingt in Don Giovannis Falle gegangen, sondern wollte es geschehen lassen, um ein besseres, reicheres Leben zu erreichen. Und natürlich habe ich es genossen, Mozart zu singen – das liebe ich ja grundsätzlich. Und obwohl Zerlina die am wenigsten fordernde der Frauenrollen in Don Giovanni sein mag, war es doch nicht ganz einfach – in dieser Produktion läuft sie auf der Bühne herum, singt in sehr unbequemen Stellungen am Boden liegend, sich an- un auskleidend – eine Herausforderung!

Sie singen im Oktober neben Norina auch Susanna: Welche der Partien finden Sie gesanglich und technisch anspruchsvoller?

Valentina Naforniță: Für beide braucht man viel Energie – und das Wissen, diese einzusetzen. Und beide fordern musikalisch einiges ab: Norina ist eine kürzere Partie, aber liegt höher und ist eine Belcanto-Rolle mit großer Beweglichkeit. Susanna liegt tiefer, ist aber eine lange, lange Partie. Sie ist viel auf der Bühne und muss immer singen und singen und singen und spielen. Nicht zu vergessen die Rezitative, die sehr gut vorbereitet sein müssen, vor allem auch was das Italienische betrifft, damit man den richtigen Stil und die korrekte Bedeutung trifft. Die wahre Herausforderung ist aber, diese beiden doch auch sehr unterschiedlichen Rollen unmittelbar hintereinander zu singen, jeweils stilistisch korrekt. Aber … belcanto heißtja eigentlich „Schöner Gesang“. Und ich bin mir sicher, dass Mozart nichts gegen einen schönen Gesang hat (lacht). Man kann ihn jedenfalls in der Rosenarie gut nützen – und nicht nur dort…

Norina und Susanna sind im Grunde seelenverwandte…

Valentina Naforniță: Sie sind sich im Charakter sehr ähnlich. Beide sind sehr starke Frauen, leidenschaftlich und einfühlsam. Und am Ende bekommen sie, was sie wirklich wollen und verpassen anderen auch noch eine Lektion.

Sie singen hier heuer Norina, Susanna, Adina: schätzen Sie dieses heitere Fach besonders? Oder ist es als Abwechslung auch Tragisches schön?

Valentina Naforniță: Natürlich ist es schön,Spaß zu haben und solche heiteren Figuren zu gestalten – und sie passen sehr gut zu meiner Stimme! Aber ich würde lügen, wenn ich sagte, dass ich die tragischeren Partien nicht vermisse. Aber ich möchte – solange ich kann – mit diesen unterhaltsamen Charakteren Spaß haben – denn später werden sie mir sicherlich abgehen!

Wie weit planen Sie in die Zukunft? Probieren Sie mitunter einzelne Arien aus, die wahrscheinlich früher oder später kommen werden?

Valentina Naforniță: Selbstverständlich bleibe ich nicht stehen und übe nur die Rollen, die ich gerade auf der Bühne singe! Nein! Ich lerne laufend Neues, denke darüber nach,lese darüber. Derzeit beginne ich Partien wie Mimì, Micaëla und Liù zu studieren. Das ist ein großer Wechsel, daher braucht man viel Zeit, um sich darauf einzustellen und wirklich gut vorzubereiten. Ich probiere einzelne Arien und Duette in Konzerten aus, sodass ich Erfahrungen mit ihnen vor Publikum sammeln kann.

Auf welche Rolle – auch außerhalb der Staatsoper – freuen Sie sich besonders?

Valentina Naforniță: Ich glaube daran, dass viele gute Dinge kommen werden und hoffe, dass mir diesbezüglich die richtigen Entscheidungen gelingen werden …

Das Gespräch führte Oliver Láng