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NIE RASTEN, NIE ROSTEN

Als Plácido Domingo 2017 sein 50jähriges Staatsopern-Jubiläum feierte, wurde im Magazin des Hauses am Ring geargwöhnt: Hat er etwa von jenem Wunderelixier genippt, das seiner Bühnenkollegin Emilia Marty ewige Jugend verschaffte? Nun, die Marty existiert nur in Leoš Janáčeks Oper Die Sache Makropulos und bei Domingo ist vielleicht nicht von ewiger Jugend, sondern von schier ewiger Wirkungskraft die Rede – doch so ganz von der Hand zu weisen ist der Verdacht nicht. Der Sänger selbst tut die Sache mit seinem oft zitierten »Wer rastet, der rostet«-Satz ab. Doch selbst so ganz ohne rasten: Wie macht er es nur?

Es bleibt sein Geheimnis. Sicherlich aber hat es mit jenem Phänomen zu tun, das neben der Bühnenpräsenz und seiner vokalen Eindrücklichkeit am meisten beeindruckt: die ungekünstelte und geradlinige Begeisterung fürs Musiktheater. Domingo besucht stets auch Aufführungen seiner Kolleginnen und Kollegen, er betritt dabei fast inkognito (soweit möglich) die Direktionsloge der Staatsoper, folgt ihrem Singen und Spiel. Nichts Väterliches ist da zu erleben, er ist nicht der Doyen, der Interesse zeigt – nein, man sieht einen Zuschauer, der glücklich dem Geschehen auf der Bühne folgt. Und es ist das gemeinschaftliche Erleben, das ihn nach wie vor fasziniert. »Ob man singt oder dirigiert, man ist nie allein, immer geht es um ein gemeinsames Schaffen. Ein intelligenter Sänger wird immer offen sein für alternative Interpretationsvorschläge des Dirigenten oder Regisseurs, und ein intelligenter Dirigent wird niemals von einem Sänger Dinge verlangen, die über dessen technische Möglichkeiten hinausgehen.«

Aufgewachsen in einer musikalischen Umgebung – seine Eltern waren Zarzuela-Künstler – lernte er schon früh nicht nur die Welt des Theaters, sondern eben auch die Begeisterung für sie kennen. Nach ersten, kleinen Bariton-Partien und Tenor-Nebenrollen debütierte er am 19. Mai 1961 in Mexiko als Alfredo in La traviata. Es folgten drei Jahre in Tel Aviv, in denen er rund 300 Opernabende absolvierte – und der Start in die große Weltkarriere. 1967, wieder an einem 19. Mai, war er erstmals im Haus am Ring zu erleben: in der Titelrolle von Verdis Don Carlo. Karl Löbl, der große Wiener Musikkritiker, erinnerte sich Jahrzehnte später zurück an den Debütabend: »Sein erster Wiener Don Carlo war mir unvergesslich, ebenso viele seiner späteren Auftritte in Verona, Hamburg, München, Mailand, Salzburg und immer wieder in Wien. Sie alle wurden dank seiner Persönlichkeit und Ausdruckskraft, dank seiner unverwechselbaren Stimme und künstlerischen Intelligenz stets zu Ereignissen des Musiktheaters.«

Was sich seither ereignete, gehört in jede sauber geführte Opernanthologie: Weit über einhundert unterschiedliche Rollen, die Parallel-Karriere als Dirigent, die dritte Karriere als Bariton, dazwischen der Operndirektor, der Wettbewerb-Gründer. Er war aber auch einer der »Drei Tenöre« und verbreiterte, zumindest eine Zeitlang, jenes Publikum, das Karten für ein Klassik-Ereignis erwarb. Wie er seine Popularität auch einsetzte, um Projekte wie Christmas in Vienna bekannt und weltweit beliebt zu machen. Für ihn gibt es kein Naserümpfen und keine falsche Unterscheidung zwischen »ernster« Kunst und Unterhaltung. Domingo ist eine Ikone – und ist als solche zwischen Bühne, Fußballstadion und Film zu erleben.

Die Hauptschlagader blieb aber immer die Oper. Domingo ist ihr treu geblieben, quer durch die Fächer, quer durch ein riesiges Repertoire. Mit dem Nabucco, den er an der Wiener Staatsoper erstmals 2013 gesungen hat, ist er als Opernsänger im Haus am Ring zu erleben.

Drei Tage später ist er mit einer – für die Wiener Staatsoper – ganz neuen Facette zu erleben: als Zarzuela-Sänger in einer Noche española. Damit schlägt er den Bogen zurück zu den Anfängen seiner Theatererfahrungen, als er als Kind mit seinen Eltern durch Südamerika tourte. Mit Ausschnitten aus Werken von u.a. Pablo Sorozábal, Manuel de Falla oder Jerónimo Giménez nimmt er sein Publikum auf eine Reise mit, die das künstlerische Panoptikum des Jahrhundertkünstlers nicht nur abrundet, sondern einen tiefen Einblick in die musikalische Heimat und das Werden des einzigartigen Sängers gibt.

NABUCCO
12. November 2021

Musikalische Leitung Paolo Carignani
Inszenierung Günter Krämer
Bühne Petra Buchholz, Manfred Voss
Kostüme Falk Bauer
Licht Manfred Voss

Nabucco Plácido Domingo
Abigaille Saioa Hernández
Ismaele Carlos Osuna
Zaccaria Roberto Tagliavini
Fenena Szilvia Vörös
Oberpriester des Baal Dan Paul Dumitrescu
Abdallo Daniel Jenz
Anna Aurora Marthens*

*Mitglied des Opernstudios der Wiener Staatsoper

NOCHE ESPAÑOLA
15. November 2021

Musikalische Leitung Jordi Bernàcer
Mit Plácido Domingo, Saioa Hernández, Arturo Chacón-Cruz
Bühnenorchester der Wiener Staatsoper