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© Milena Schloesser

Nicht immer nur lieb, brav, schön

Blickt man in ihren Auftrittskalender, so springen einem Wagner und Strauss flugs entgegen: Salome, Eva, Elsa, Senta und gleich mehrere Ring- Partien. Anna Gabler hat das deutsche Fach fest in der Hand – und umgekehrt. „Man fragt mich gerne für diese Rollen an“, erzählt die Münchnerin. „Wobei mich ja auch anderes, wie die Janácek-Figuren, sehr interessieren. Das sind ungemein komplexe Charaktere.“ Und sie lacht: „Für mich gilt ja: umso komplexer, desto lieber!“ Aber natürlich komme ihr, schon allein aufgrund ihrer Muttersprache, dieses Fach entgegen: „Das direkte Textverständnis wirkt sich schon aus. Man kommt so schneller in die Tiefe der Rolle. Diese Erfahrung habe ich kürzlich mit der Carlotta in Schrekers Die Gezeichneten gemacht.“ Dass sie es mit den Charakteren ernst nimmt, merkt man – bei aller Leichtigkeit und Fröhlichkeit im Gespräch – bald. Über die Arabella etwa, mit der sie an der Wiener Staatsoper debütiert, kann sie ausführlich fachsimpeln. „Ich habe einen Heidenrespekt vor dieser Rolle. Mit dieser Partie in Wien zu debütieren, ist schon eine große Sache! Bei der Salome, die ich in Klagenfurt sang, war es mehr das Gefühl einen „Kurstreckenhürdenparcours“ zu bewältigen. 90 Minuten intensives, punktgenaues Singen und Spielen. Arabella dagegen ist eine sehr lange Partie, bei der man sich die Energien anders einteilen muss, um die Intensität auf die lange Strecke halten zu können.“ Als nicht ganz junges Mädchen, wie eine Sänger-Kollegin die Arabella einst beschrieb, sieht sie die Figur zum Teil auch: „Vielleicht nicht altersmäßig. Aber sie hat eine Weisheit, von der man nicht genau weiß, woher sie eigentlich kommt. Denn erlebt hat sie vieles ja noch nicht. Es ist bei ihr … einfach da.“ Eine Weisheit wie ihre große Schwester, die Marschallin? „ Ja und nein. In der Musik ist eine Marschallinnenweisheit angedeutet, aber man muss da ein wenig aufpassen: weil sie dann doch eben keine Marschallin ist. Da fehlt ihr die Erfahrung.“ Wobei die Arabella es nicht immer leicht hat: „Wenn man eine hormongeschwängerte Schwester hat, eine nicht ganz saubere Mutter und einen Vater, der alles verspielt, dann begreift man schnell, dass man als einzig Vernünftige in der Familie die ganze Verantwortung trägt.“ Anna Gabler kann sich allerdings vorstellen, durchaus auch eine etwas aufgeregtere Arabella zu zeigen, denn auch sie ist in Aufruhr: „Arabella hat ja noch nie zuvor den Richtigen getroffen. Abgesehen davon: Vielleicht möchte sie ja auch einmal ein wenig hormongeschwängert sein?“ Ob Arabella im Vergleich zur Marschallin nicht doch ehrlicher, weil affärenfrei, ist, will Gabler so nicht unbedingt stehen lassen. „Man kann es so sehen, aber lassen wir sie doch einmal zehn Jahre älter werden. Und schauen dann einmal, wie es ihrer Ehe geht. Ganz einfach ist die Arabella charakterlich ja auch nicht.“ Und diese Komplexität möchte Gabler, bei aller überwältigenden Schönheit der Oper, durchaus auch ausspielen. Denn wie sagte sie einst in einem Interview: „Was mir nicht liegt, ist immer nur lieb, brav und schön zu sein ...“

Oliver Láng


Arabella | Richard Strauss
14., 18., 21. Dezember
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