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KS Krassimira Stoyanova als Marschallin in »Der Rosenkavalier«

MANCHMAL SATIRE, manchmal Märchen

Karten & Informationen »Der Rosenkavalier«
 

Für viele zählt sie zu den edelsten Stimmen der Gegenwart: KS Krassimira Stoyanova, die seit ihrem Staatsoperndebüt rund 250 Abende sang. Vor allem Italienisches wie Desdemona, Mimì, Liù, Nedda, Violetta, Amelia oder Elisabetta war dabei, aber auch Deutsches wie Ariadne oder Marschallin. In letzterer Rolle ist sie nun wieder im Haus am Ring zu hören.

Was ist der Rosenkavalier? Ein Märchen? Eine Lebensschule? Eine Komödie?

KRASSIMIRA STOYANOVA Eine Kombination aus vielem! Eine geniale Oper. Eine großartige Satire.

Natürlich auch ein Märchen für junge Frauen, die wie Prinzessinnen heiraten wollen und für verliebte junge Männer, die auf der Suche nach der Richtigen sind. Ein bisschen ein trauriges Erlebnis für manche Menschen, die in einem gewissen Alter noch schön sein und geliebt werden möchten – aber jede und jeder will geliebt werden! Es gibt so viele ernste, komische, peinliche, ja auch brutale Momente in dieser Oper, es wird gezeigt, wie Menschen nur an sich – und aber auch an andere denken. Einzigartig! 

Wenn Sie eine Figur wie die Marschallin verkörpern, suchen Sie da nach Charakterüberschneidungen zu Ihrer eigenen Persönlichkeit?

KS Wahrscheinlich schlüpft jede Künstlerin auf die eine oder andere Weise ein bisschen in eine Rolle. Es wäre ja schwierig, sich ganz von einer Partie zu trennen. Denn ich erlebe direkt die Figur, ich leide mit ihr, ich freue mich mit ihr, ich lache und amüsiere mich. Gleichzeitig versuche ich, soweit es mir gelingt, doch auch Abstand zu halten, um eine Rolle analysieren zu können und unterschiedliche Seiten zu finden. Wäre das nicht der Fall, spielte ich mich immer nur selbst, was keinesfalls Sinn des Theaters ist. Die Aufgabe ist es, eine Rolle zu zeigen und nicht mich.

Und was zeigt diese Rolle? Wie ist die Marschallin tatsächlich? Schwach? Stark? Weise?

KS Gute Frage! Die Marschallin zeigt ihre Schwäche nur in ihren Monologen, kann dann aber auf eine Leichtigkeit umschwenken. Warum das? Ist das Erziehung? Oder weil sie ein starker Charakter ist? Weil sie oberflächlich ist? Das kann jeder anders sehen. Für mich ist sie eine sehr starke Persönlichkeit. Als sie sich von Octavian trennt, weint sie allein. Sie will es keinen sehen lassen. Egal, wie sehr es schmerzt.

Wenn man neben der Schönheit der Musik und der Dichtung auch anwendbare Lebensweisheit aus dem Rosenkavalier schöpfen will – was wäre diese? Was kann man lernen?

KS Wir können aus allem lernen, auch aus Fehlern, eigenen und selbst solchen, die man bei anderen erkennt. Wir sollen auch lernen, deswegen sind wir am Leben. Das ist eine große Schule! Die Marschallin ist eine hervorragende Lehrerin, so viele ihrer Worte haben uns etwas zu sagen. Wenn sie über die Zeit spricht, wie man plötzlich ihr Vergehen spürt, dann kann das einen tragischen Inhalt haben, es kann aber auch eine Motivation sein. Im Sinne von: Nützen wir diese Zeit, die wir wahrnehmen, um etwas zu tun! Etwas Produktives, Gutes, um für andere da zu sein und zu helfen. Um etwas zu schaffen. Daraus entspringt eine Lebensphilosophie… Wie dankbar müssen wir sein, dass Hofmannsthal und Strauss gemeinsam dieses geniale Stück kreiert haben! Diese Musik ist so unglaublich, sie reflektiert so vieles, was in der Seele liegt, dazu die so treffenden Worte Hofmannsthals. Und in der Wiener Staatsoper wird das durch Otto Schenks geniale Inszenierung ergänzt. Ich sage bewusst genial: jede Geste ist sinnvoll, alles erfolgt mit Geschmack. Ich freue mich einfach darauf!