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© Mila Buchelli
Daniel Ogris

»Kinder lassen sich keinen Bären aufbinden«

Mit Ambrogio übernehmen Sie eine Partie im Barbier für Kinder, die zwar nicht singt, aber als Moderator und Animator die Geschichte zusammenhält und letztlich dafür verantwortlich ist, sie dem jungen Publikum zu vermitteln. Was ist Ihr Eindruck von der Rolle, wie würden Sie sie beschreiben? 

Ich sehe diese Rolle als »Türöffner« für das junge Publikum. Ambrogio nimmt die Kinder an der Hand und führt sie nach Sevilla in diese bunte Opernwelt. Solche Charaktere sind meiner Erfahrung nach extrem wichtig in Kinderproduktionen. Kinder möchten partizipieren und mitmachen. Sie wollen ein Teil der Geschichte sein. Ambrogio bietet den jungen Menschen genau das. Die vielen Interaktionen, die heutige Sprache, das Unmittelbare und natürlich eine große Menge Humor machen für mich den Charakter des Ambrogio aus. Das Herz offenhalten, mit den Kindern in Verbindung treten – und los geht die Reise.

Wie ist Ihr Eindruck von der Inszenierung, welche sind die Herausforderungen speziell für Ihre Rolle?

Ich finde, es ist eine sehr farbenfrohe, lockere und unverkrampfte Inszenierung. Das mag ich sehr. Auch das schnelle Tempo ist etwas, das bei den Kindern meistens gut ankommt und auch meinem Wesen im Privaten sehr entspricht. Die große Herausforderung wird sein, mit den Kindern in Kontakt, in Verbindung zu bleiben, und das über den Orchestergraben hinweg. Aber prinzipiell freue ich mich auf viele charmante, lustige Szenen. Ich liebe diese Art von Theater.

Der Ambrogio wurde vom kürzlich verstorbenen Schauspieler Andy Hallwaxx gestaltet, er war an der Wiener Staatsoper bisher der einzige Ambrogio-Darsteller im Barbier für Kinder. Wie viel von seiner Interpretation wollen Sie verwenden, wie viel Neues ist zu erwarten?

Andy Hallwaxx war ein sehr beliebter und talentierter Kollege, der seine Arbeit wunderbar gemacht hat. Ich möchte auf alle Fälle respektvoll mit seinem Erbe umgehen und werde mich im Großen und Ganzen an das Grundgerüst halten, das er vorgegeben hat. Natürlich bin ich ein anderer Mensch und habe eine andere Grundenergie. Das wird natürlich meine Interpretation der Rolle ein wenig verändern, aber ich werde am Ende nicht eine komplett andere Figur spielen.

In einem Gespräch über die Erfahrungen mit dieser Produktion hat der Figaro- und Bartolo-Sänger Michael Arivony sich begeistert über das Auftreten vor Kindern geäußert: »Die Reaktionen sind so unmittelbar, das ist sehr inspirierend«, meinte er. Sein Kollege Hiroshi Amako hatte aber auch noch einen anderen wichtigen Hinweis: »Kinder lassen dich auch merken, wenn etwas keinen Sinn ergibt. Gerade, was Humor anbelangt.« Sie haben schon oft für ein junges Publikum gespielt, etwa auch in der Entführung ins Zauberreich an der Wiener Staatsoper. Können Sie die Erfahrungen der jungen Sänger bestätigen?

Ich kann den Kollegen nur beipflichten. Ich sehe das genauso. Kinder lassen sich keinen Bären aufbinden. Wenn sie etwas als langweilig empfinden, dann artikulieren sie das auch so. Und genau das spürt man, wenn man als Schauspieler Kinder- und Jugendtheater spielt. Es ist das ehrlichste Publikum, vor dem man spielen kann. Wenn es Kindern nicht gefällt, wollen sie nach Hause gehen. Die warten nicht höflich und halbherzig bis zum Schlussapplaus. Das ist das Unmittelbare am Kindertheater. Im Positiven wie auch im Negativen. Das Schönste für mich persönlich ist der Gedanke, dass wir Schauspieler irgendwann zu Kindheitserinnerungen werden. Wenn ich an meine ersten Theaterbesuche in meiner Kindheit zurückdenke, bekomme ich ein ganz wohliges Gefühl im Bauch. Es macht mich glücklich zu denken, dass ich Teil solch einer Erinnerung sein kann. Wenn wir es schaffen, den Kindern viele solcher Erinnerungen zu geben, dann werden sie auch als Erwachsene mit Freude im Publikum sitzen, oder, wie in meinem Fall, selbst auf der Bühne stehen. Und genau darum geht es bei Kinder und Jugendtheater, nicht nur an der Staatsoper: Lasst uns das junge Publikum inspirieren.