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Im Wagner Modus

Ihr Debüt an der Wiener Staatsoper fand – relativ – spät statt. Erst in dieser Spielzeit sang die Sopranistin Annette Dasch ihren ersten Abend im Haus am Ring, die Donna Elvira. Nun folgt im Juni eine ihrer aktuellen zentralen Partien, die sie weltweit an allen Opern-Knotenpunkten singt: die Elsa in Lohengrin. Und blickt man in ihren Aufführungskalender, so findet man Elsas bei den Bayreuther Festspielen, in Frankfurt und Berlin, in Mannheim wie auch an der Mailänder Scala, in München wie auch am Gran Teatre del Liceu Barcelona.

Mozart und Wagner: Das sind wichtige Eckpunkte ihres Repertoires, wobei neben den genannten Partien einerseits auch noch die Tannhäuser- Elisabeth und die Meistersinger-Eva treten, andererseits auch Contessa, Fiordiligi und Elettra. Sogar beides – einigermaßen – gleichzeitig: „Ich versuche, zwischen Mozart und Wagner immer zwei bis drei Wochen Pause einzulegen – ich habe herausgefunden, dass das für meine Stimme ein guter Rhythmus ist. Allerdings bin ich auch schon als Elsa in der Scala eingesprungen und stand am nächsten Abend in Berlin in Mozarts La finta giardiniera auf der Bühne. „Mit viel Adrenalin schafft man auch das“, erzählte sie in einem Gespräch für die Deutschen Oper Berlin.

Doch auch noch viel mehr: Sie sang zuletzt in einer (von Rolando Villazón inszenierten) Fledermaus die Rosalinde, die Cordelia in Lear, die Jenny in Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, die Rezia in Oberon wie auch die Juliette in der gleichnamigen Oper von Martin. Das alles sind aber nur Momentaufnahmen einer bewegten und quirligen Karriere, die von Berlin bis Tokio, von Zürich bis London, von New York bis Paris reicht. Und eben bis Wien, jene Stadt, in die sie gerade übersiedelt.

Aus einer musikalischen Familie kommend – ihre Mutter war ebenfalls Sängerin und auch Gesangslehrerin – schlug Dasch bald den entsprechenden Theaterberuf ein. Schon während der Schulzeit trat sie an der Deutschen Oper Berlin im Freischütz (als eine Brautjungfer) auf, nach der Matura studierte sie Klarinette und Gesang – letzteres in München und Graz. Gesang war schon in ihrer Kindheit allgegenwärtig: „Ich bin damit aufgewachsen, dass praktisch immerzu gesungen wurde: vor dem Einschlafen, auf Wanderungen, Autofahrten, in der Kirche, in der Schule, bei den Pfadfindern. Singen gehörte einfach immer dazu, und damit auch dieses elementare Glücksgefühl, das sich einstellt, wenn man gemeinsam singt. Ob mehrstimmig, zum Klavier oder zur Klampfe, ganz egal.“

Dass ihr der „Durchbruch“ als Sängerin gelang, als sie gleich drei Wettbewerbe gewann (Callas Wettbewerb, Schumann-Liedwettbewerb und Concours de Genève) oder als sie bei den Salzburger Festspielen als Armida auftrat, hört sie nicht gerne. „Das ist ein Wort, das ich merkwürdig finde. Da muss ich immer an ‚Blinddarm-Durchbruch‘ oder Ähnliches denken. Und in Zusammenhang mit einem Künstler finde ich das Wort eigentlich fast einen Affront. Weil: Man wird nicht über Nacht zum Künstler. Eigentlich hat man den ‚Durchbruch‘ doch schon in dem Moment, in dem man sich auf die Bühne begibt. Da hebt man sich ja schon von der Masse ab, stellt sich hin und singt. Das ist doch schon durchgebrochen genug“, erläuterte sie ihrem Gesprächspartner von Planet Interview. Jedenfalls: Seit dem Jahr 2000 gehört sie fix zum Opern- und Konzertbetrieb – und hat sich als wortgewandtes Energiebündel auch außerhalb der Musiktheater-Mauern einen Namen gemacht. Etwa, als sie 2008 mit ihrer Show Annettes Daschsalon anfing, die auch im Fernsehen zu erleben ist und in der sie sich mit Gästen einzelnen Themen – wie etwa „Freiheit“ oder „Glück“ widmet – und in der auch gesungen wird. Gerne fragt man sie als Interview- und Gesprächspartnerin an, da sich die Antworten meist prägnant, direkt und oftmals auch pointiert lesen. So bricht sie für die Ehrlichkeit auf der Bühne eine Lanze: „Das Theater ist der eine Ort, an dem man eben nicht für dumm verkauft wird. An dem man nicht auf seine Eigenschaften als Konsument mit potenzieller Kaufkraft reduziert und in eine Quotenschublade gesteckt wird“, so im Cicero-Magazin. Ebenso ehrlich widersetzt sie sich allfälligen Versuchen, sie mit einem Marketing- Instrumentarium gegen Kolleginnen auszuspielen oder sie als Diva zu inszenieren. Lieber bleibt sie am Boden, schon deshalb, weil sie neben dem Sängerberuf auch noch zwei Kinder mit ihrem Ehemann, dem Bariton Daniel Schmutzhard, hat, die es auch großzuziehen gilt. Und hört man Dasch über den Familienalltag reden, merkt man, dass sie nicht nur ganz Sängerin, sondern auch ganz Mutter ist, die sich die Zeit zum Üben, Lernen und Singen präzise einteilen muss. Wie gut ist es da, dass ihre Tochter Gefallen am Opernbetrieb mit seinen Proben findet – bei denen sie fallweise zuschauen darf. Stolz, wie die Berliner Morgenpost berichtet, erzählt Dasch, dass ihre Tochter voller Begeisterung etwa die Meistersinger-Proben verfolgte und nur „in der Schusterstube im dritten Akt ein bisschen geschlafen hat, um dann zur Festwiese wieder aufzuwachen“.

Zu Wagner hat sie seit jeher eine enge Beziehung: „Mein Vater war Wagner-Hörer, er hat schon immer die Bayreuth-Übertragungen im Radio gehört und mir alles erklärt. Als Kind fand ich das kurios“, erklärte sie der Berliner Zeitung. Nach einer jugendlichen Abkühlungsphase fand sie später – bei einer Götterdämmerung-Vorstellung – wieder zurück zu Wagner. Ob das nun eine Herzenssache sei? „Das ist schon etwas, das mir liegt, ich begebe mich ganz gern in den Wagnermodus. Ob das mit dem Herzen so viel zu tun hat … ich habe manchmal das Gefühl, dass es eher tiefere Regionen sind. Bauchgefühl und auch Unterleib. Aber es macht schon Freude.“

Oliver Láng


Richard Wagner
Lohengrin

15., 18., 22., 26. Juni 2018

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