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Ein Selfie mit Verdi

Kometenhaft ist die Karriere des jungen südkoreanischen Basses Jongmin Park aufgestiegen: Man denke nur an seinen Ferrando in der letzten Trovatore-Premiere! Im folgen Interview gibt der stets sichere und überaus freundliche Sänger Einblick in sein (Musik-)Leben.

Sie wirken nach außen immer ruhig und sicher: Wie aber schaut es in Ihnen aus? Kennen Sie Nervosität?

Jongmin Park: Die Schwäne am Wasser oder Synchronschwimmer sehen immer sehr graziös und elegant aus. Vor allem die Synchronschwimmer lächeln und zeigen keine Nervosität. Aber unter dem Wasser bewegen sich – ohne dass wir es sehen können – ihre Beine unentwegt und ihr Herz schlägt sicherlich schnell. Das ist auch bei Sängern so. Natürlich gibt es Unterschiede, aber jeder spürt auf der Bühne eine gewisse Anspannung. Normalerweise ist man bei einer Opernaufführung, bei der alle gemeinsam mitwirken, etwas weniger aufgeregt – und so bin ich vor allem bei meinen Soloabenden nervös: Ich möchte mich meinem Publikum bestmöglich präsentieren, doch weil ich nur auf mich und meinen Pianisten vertrauen kann, fühle ich mich etwas entblößt. Aber dann wiederum denke ich, dass das mein Beruf ist und es eine Unhöflichkeit wäre, dem Publikum meine Nervosität spüren zu lassen. Aus diesem Grund versuche ich in jedem Moment mein Bestes zugeben und keine Nervosität zu zeigen.

Haben Sie jemanden, der regelmäßig in den Vorstellungen sitzt und Ihnen über Ihre Auftritte Rückmeldung gibt?

Jongmin Park: Nein. Ich frage Bekannte, was sie von der jeweiligen Aufführung halten. Die meisten sind keine Sänger und sagen Dinge wie „Jongmin, deine Stimme war toll!“, „Die Szene mit dem Feuer war super!“. Da ich meist nur solche allgemeine Rückmeldungen bekomme, versuche ich, durch die Stimmung aller Rückmeldungen den Erfolg bzw. Misserfolg einer Aufführung auszumachen. Und ich höre mir – soweit vorhanden – Audio- und Video-Aufnahmen der Vorstellungen an.

Bei einer Neuproduktion dauern die Proben etwa sechs Wochen: Welche Phase macht Ihnen besonders Spaß? Der Beginn, wo noch alles vage ist oder später, wenn die Premiere naht und schon alles fast perfekt läuft?

Jongmin Park: Mir machen vom Beginn bis zum Schluss alle Phasen Spaß. Am Anfang verspürt man Freude, wenn man sich mit dem Regisseur berät und an der Entwicklung einer neuen Produktion beteiligt ist. In den Schlussphasen wird alles perfektioniert, die Umrisse zeichnen sich ab, man trägt bereits Kostüm, probt mit dem Orchester, die Beleuchtung stimmt, so dass man in eine freudige Anspannung kommt. Beides ist schön ...

Wenn Sie als Zuschauer in eine Vorstellung gehen: Worauf achten Sie besonders? Auf die Sängerkollegen? Auf den Gesamteindruck?

Jongmin Park: Als Zuschauer nehme ich immer ein Notizbuch mit. Wenn ich mir zum Beispiel Die Hochzeit des Figaro anschaue, dann überlege ich mir während der Aufführung, wie ich schauspielern würde, wenn ich der Figaro wäre. Ich versuche mit den Augen des Publikums und nicht mit jenen eines Sängers zu schauen. Ich schreibe auf, in welchen musikalischen Abschnitten man mehr auf das Orchester hören muss, in welchen man gemeinsam mit dem Dirigenten den Rhythmus genau einhalten muss und so die Musik weiterführt. Früher, als ich noch nicht viel Bühnen erfahrung hatte, habe ich meist nur darauf geachtet, welcher Sänger eine gute Stimme hat oder welcher Sänger eine gute dramatische Darstellung liefert. Aber heutzutage bewerte ich die Leistung der Kollegen nicht mehr. Nachdem ich nun weiß, wie viel Schwierigkeiten es bei einer Aufführung gibt und wie viel Nervosität man ertragen muss, kann ich die Musik und Kunst anderer richtig wertschätzen und sehe mir ihre Leistung mit Respekt an.

Gibt es unter den Komponisten, die Sie bisher gesungen haben, einen, mit dem Sie besonders gerne einen Abend verbringen würden?

Jongmin Park: Giuseppe Verdi. Er war wirklich ein Genie und in seiner Musik herrscht eine gute Balance zwischen allen Rollen, sodass jede Partie für sich wie ein Stern leuchtet. Wenn ich einen Abend mit ihm verbringen könnte, würden wir gemeinsam CDs seiner Werke hören und ich würde ihn fragen, was er zur heutigen Interpretation meint. Und natürlich ganz, ganz wichtig: ein Selfie mit ihm für Facebook und sein Autogramm auf meinen Noten. Wer würde sich diese Gelegenheit entgehen lassen?

Ihre erste Vorstellung in der Wiener Staatsoperer lebten Sie am Stehplatz. Was bedeutet dieser Ort heute für Sie?

Jongmin Park: Ich denke, dass der Ort in der Staatsoper, an dem man den leidenschaftlichsten Beifall und Jubel hören und an dem man die Oper sehr konzentriert ansehen kann, der Stehplatz ist. Vor ein paar Tagen sind Freunde aus Südkorea nach Wien gekommen. Sie haben die Staatsoper zum ersten Mal besucht, um mich in Il trovatore zu sehen und waren am Stehplatz. Und genauso wie ich von meinem ersten Besuch in der Wiener Staatsoper beeindruckt und bewegt gewesen war, waren die Schüler sichtlich begeistert. Sie hatten nun endlich Sänger wie Anna Netrebko und Roberto Alagna, die sie nur über CDs, DVDs oder das Internet kannten, live miterleben können.

Sind Sie beim Schlussapplaus froh, dass alles gut gegangen ist – oder ein wenig traurig darüber, dass es schon wieder vorbei ist?

Jongmin Park: Bei jeder Aufführung bin ich froh, dass sie gut zu Ende gegangen ist, egal ob erfolgreich oder nicht. Außerdem bin ich immer Gott dankbar, der hilft, dass meine Stimme nicht versagt, die Aufführung gut zu Ende gebracht wird und ich meinen Wunschberuf weiterhin ausüben kann.

Wie verbringen Sie die Zeit außerhalb der Oper?

Jongmin Park: Eigentlich spiele ich sehr gerne Fußball. Bis zur Unterstufe des Gymnasiums habe ich dem Fußballteam der Schule angehört. Ich betreibe auch gerne andere Sportarten, aber in letzter Zeit muss ich viele große Rollen auf der Bühne vorbereiten und singen und so sage ich mir immer, dass ich Sport meiden und sparsam mit meiner Kraft umgehen muss – natürlich eine Ausrede ...

Das Gespräch führte Oliver Láng


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