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Die Pianisten der Staatsoper: Kristin Okerlund

"In meiner Kindheit gab es in Fargo in Norddakota,wo ich aufgewachsen bin, jährlich zwei Opernproduktionen und ich habe sie gehasst!“ Dieser Satz lässt aufs erste nicht vermuten, dass er von einer Frau ausgesprochen wurde, die mittlerweile seit mehr als zwei Jahrzehnten einen beträchtlichen Teil ihres Lebens der Oper widmet. Und selbst ihre Schwester, die der Abneigung gegen das Musiktheater treu geblieben ist, fragt sich in regelmäßigen Abständen, wie aus Kristin Okerlund jemand werden konnte, die erstens mit enormer Hingabe und Liebe dieser Gattung Oper dient und zweitens diese Liebe und Hingabe bei anderen erfolgreich entzündet. Nun, geplant hatte die US Amerikanerin mit skandinavischen Wurzeln tatsächlich keine Karriere an einem Opernhaus, schon gar nicht in Europa. Kristin Okerlunds Interesse galt eher der Liedbegleitung und der Kammermusik, sowie durchaus auch der solistischen Laufbahn. Ihr diesbezügliches offensichtliches Talent wurde spätestens offenbar, als sie, noch Studentin am Konservatorium in St. Louis, ein ausgewachsenes und anspruchsvolles Konzertprogramm innerhalb von zwei Wochen einstudierte, bei einem Wettbewerb antrat und diesen auch gewann. Und auch einige erfolgreiche Auftritte mit Klavierkonzerten von Tschaikowski, Chopin und Prokofjew schienen ihren Weg vorzuzeichnen. Doch es wurde dennoch die Oper. Den Kosmos der detailreichen und diffizilen Arbeit mit Sängern erkundete sie in erster Linie mit dem namhaften Begleiter und Pädagogen John Wustman. Mit dem Master, den sie in Illinois auf diesem Gebiet erwarb, war von Opernkorrepetition zwar noch lange nicht die Rede, aber die Richtung stimmte bereits. Den Umzug nach Österreich bewirkte einerseits ihr Wunsch Europa kennen zu lernen und andererseits ihr aus Wien stammender Freund. Kurzum: Nach nicht einmal einem Jahr – Kristin Okerlund erweiterte in dieser Zeit ihren musikalischen Horizont am Wiener Konservatorium bei Leonid Brumberg – erhielt sie bereits einen Anruf aus der Wiener Kammeroper, ob sie nicht eine Teilzeitstelle als Repetitorin übernehmen würde. Und obwohl Kristin Okerlund noch nie zuvor eine Oper korrepetiert hatte, wagte sie das Abenteuer. Das Stück, das damals erarbeitet wurde, war Henzes Englische Katze und die Wiener Staatsoper hatte nebst einigen Sängern auch noch einen Regieassistenten zu dieser Produktion beigesteuert. Als dann im Haus am Ring kurz darauf eine Korrepetitorenstelle frei wurde, gab ebendieser Regieassistent eine Empfehlung ab. Dieser Empfehlung folgte ein Vorspiel vor einer ausgesuchten Jury der Wiener Staatsoper und diesem Vorspiel das bis heute dauernde Engagement als Solorepetitorin. In den nächsten Monaten war härteste Arbeit angesagt, den Kristin Okerlund kannte zum damaligen Zeitpunkt außer Don Giovanni und Fledermaus keine weitere Oper und das Repertoire des Hauses ist bekanntlich nicht eben klein. Aber die Arbeit mit den bedeutendsten Dirigenten und Sängern war die beste Schule, die man sich denken konnte – ihr erstes Stück war beispielsweise die Neuproduktion von Il trovatore mit Zubin Mehta, Agnes Baltsa und Cheryl Studer… Heute ist sie es, die jungen aber auch erfahrenen Sängerinnen und Sängern so manches Geheimnis einer Partitur erschließt, mit ihnen gemeinsam Rollen einstudiert und sie stilistisch musikalisch auf Vordermann bringt. Dass das Publikum sie regelmäßig als Organistin hört (z.B. in der Tosca) oder gar im Orchestergraben am Cembalo, Hammerklavier oder an der Celesta sieht und hört, bringt ihre Tätigkeit am Haus mit sich, die auch „Tastendienste“ während der Vorstellungen einschließt. Abschließend sei noch angemerkt: die Liebe zur Liedbegleitung hat Kristin Okerlund nicht vernachlässigt, und wenn man die Namen der Interpreten auflistet, mit denen sie regelmäßig Konzerte gibt, so kommt man auf ein Who-is-Who der Sängerwelt!

Andreas Láng