Cookie-Einstellungen

Dieses Tool hilft Ihnen bei der Auswahl und Deaktivierung verschiedener Tags / Tracker / Analysetools, die auf dieser Website verwendet werden.

Essentiell

Funktional

Marketing

Statistik

Die Pianisten der Staatsoper: Gerhard Schlüsslmayr

Wie ging es bei Ihnen mit dem Klavierspiel los?

Gerhard Schlüsslmayr: Mein Großvater besaß ein Klavier und einen Notenschrank, über den ich mich – viel zu früh – ohne Hemmungen hermachte. Diesem „Wildern“ in der Klavierliteratur verdanke ich meine Fähigkeit des guten Blattspiels, eine Grundvoraussetzung für jeden Korrepetitor.

Zum Klavier kam die Oper: Gab es einen prägenden Moment, der Sie zum Musiktheater geführt hat?

Gerhard Schlüsslmayr: Ich bin ja in der Provinz aufgewachsen und kannte Opern nur von Platten und Radioübertragungen. Prägend für mich waren die Übertragungen der Salzburger Festspiele und der Solti-Ring, den ich mir von meinem mühsam ersparten Geld kaufte.

Und wie sind Sie in der Wiener Staatsoper gelandet?

Gerhard Schlüsslmayr: Nach meinem Konzertfachdiplom an der Wiener Musikhochschule und einem kurzen Studium in New York versuchte ich mich als Konzertpianist zu etablieren. Nach mehreren Soloabenden u.a. im Musikverein, wo ich z.B. auch unter Franz Welser-Möst ein Tschaikowski- Konzert spielte, verlor ich allmählich die Lust an nervenaufreibenden öffentlichen Auftritten. Ich bewarb mich als Solokorrepetitor und wurde engagiert.

Wie viele Opern haben Sie griffbereit und können sie ohne Vorbereitung spielen?

Gerhard Schlüsslmayr: Alle Wagner- und Strauss-Opern könnte ich ohne Vorbereitung spielen, auch Wozzeck und anderes kann ich im Schlaf.

Was ist das Herausforderndste an dieser Tätigkeit? Was das Schönste?

Gerhard Schlüsslmayr: Einen Klavier-Durchlauf einer ganzen Oper im Orchestergraben zu spielen ist sicher das Spannendste und zugleich Schönste in diesem Beruf. Die Arbeit mit den Sängern ist dagegen meist lockerer und weniger stressig.

Wieweit beeinflusst Ihre Tätigkeit als Korrepetitor Ihr kompositorisches Werk?

Gerhard Schlüsslmayr: Sie meinen, wieviel ich aus fremden Opern stehle? Mittlerweile habe ich schon so viel komponiert, dass ich nur noch von mir selber abschreibe. Wie man am besten für Sänger schreibt, lernt man natürlich als Korrepetitor. Und sie danken es mir durch zahlreiche Aufführungen meiner Lieder.

Interessiert Sie die Zusammenarbeit mit Sängern oder mit Dirigenten mehr?

Gerhard Schlüsslmayr: Spannend ist es, wenn man von jemandem etwas lernen kann. Ich habe mich deshalb immer zu alten, erfahrenen Dirigenten besonders hingezogen gefühlt. Mittlerweile sind aber fast alle jünger als ich.

Gibt es bei Werken, die Sie seit langer Zeit spielen, immer noch Aspekte, die Sie neu entdecken?

Gerhard Schlüsslmayr: Als Korrepetitor arbeitet man mit einem Klavierauszug. Nimmt man dann die Partitur irgendeines Werks zur Hand, eröffnet sich doch eine ganz andere, viel buntere Welt.

Die prägendsten Momente in der Staatsoper?

Gerhard Schlüsslmayr: Die Rosenkavalier-Proben mit Carlos Kleiber, von dem ich einen Brief an mich und eine ungeöffnete Champagnerflasche verwahre und mit dem ich mich nicht nur künstlerisch, sondern auch menschlich sehr gut verstand. Und der Augenblick, in dem mir oder eigentlich meinem Pseudonym Albin Fries Direktor Dominique Meyer einen Kompositionsauftrag für eine Märchenoper im großen Haus erteilte.

Oliver Láng