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Der Feuerwerker

"Minkowskis Lust an Händel ist jeden Moment spürbar, feine Adaptierungen im Instrumentengefüge (für das große Haus) sind von ihm behutsam umgesetzt worden. Er verzichtet gottlob nicht auf die Balletteinlagen, beschwört mit seinen exzellenten Musikern Leidenschaften, schafft effektvolle Klangbilder und imponiert als behutsamer Begleiter des Ensembles,“ schrieb Krone-Kulturchef Karlheinz Roschitz über die Alcina-Premiere im November 2010 unter Marc Minkowski. Und Gert Korentschnig im Kurier: „Dirigent Marc Minkowski und die von ihm gegründeten Musiciens du Louvre zauberten feinste Musikkultur ins große Haus und hatten akustisch nicht die geringsten Probleme. Ihr Händel ist dynamisch, temporeich, differenziert, farbenprächtig, bis in die kleinsten Nuancen auf Top-Niveau zelebriert.“ Zehnmal war der französische Dirigent bisher im Haus am Ring zu Gast, neunmal mit der eben erwähnten Alcina und noch einmal als Eröffnungsdirigent des Wiener Opernballs 2014. Aber natürlich kennt man den Dirigenten in Österreich schon deutlich länger: So debütierte er 2000 im Konzerthaus (übrigens ebenfalls mit einer Händel-Oper: Hercules), 2002 im Musikverein. Früher noch war er erstmals bei den Salzburger Festspielen zu Gast, mit Jean-Philippe Rameaus Platée – nämlich bereits 1999, und 2013 leitete er zum ersten Mal die Wiener Philharmoniker in einem Konzert. Aber auch an der Mailänder Scala, der Pariser Oper, beim Verbier-Festival, in Venedig und London ist der Workaholic, so seine Selbstbezeichnung, zu Gast, weiters leitet er bedeutende Klangkörper wie die Sächsische Staatskapelle Dresden oder die Berliner Philharmoniker und war zuletzt bei den Wiener Festwochen mit Beethovens Fidelio zu erleben.

Begonnen hat alles im Jahr 1962. Da wurde Minkowski, als Sohn eines Arztes und als Enkel des berühmten Psychologen Eugène Minkowski geboren. War Marc Minkowskis Vater Musikliebhaber, so war seine Mutter Tochter eines US amerikanischen Geigers, der wiederum ein Schüler von Fritz Kreisler und Carl Flesch gewesen war. Eine eindrucksvolle Genealogie also, die, was das Musikalische betrifft, in Marc Minkowski ihren glücklichen Gipfel fand. Er wiederum studierte zunächst (wie sein Dirigentenkollege Evelino Pidò) Fagott und wirkte als solcher in mehreren bekannten Formationen (wie etwa Les Arts Florissants oder das Clemencic Consort). Dann aber sattelte er aufs Dirigieren um und begann eine Karriere als einer der wichtigen Könner der historischen Aufführungspraxis: Könner schon deshalb, weil Minkowski trotz seines umfangreichen theoretischen Wissens über den Originalklang und über Aufführungsparameter der Vergangenheit niemals den eigentlichen Musiker – und damit die Musik – vergisst. Und so sind seine Interpretationen auch stets von einem besonderen, wachen Geist durchzogen, der einerseits eine verführerische Klangschönheit spüren lässt, andererseits aber auch Verve und vorwärtstreibende Kraft. Nicht umsonst hieß es einmal im Fachmagazin Rondo: „Marc Minkowski gilt als Feuerwerker unter den Orchesterchefs. Egal, ob er Barockraritäten, Operette oder Grand Opéra dirigiert: es sprühen die Funken.“ Ging seine musikalische Reise vor allem in der Barockmusik los, so weitete er systematisch sein Repertoire aus und eroberte sich Stück für Stück große Teile der Musikgeschichte. Das Ergebnis sind spannende Abende, denkt man etwa an ein Doppelprogramm im Wiener Konzerthaus mit Richard Wagners Fliegendem Holländer-Buch, und zwar in den Vertonungen von Pierre-Louis Dietsch (aus 1842) und von Wagner selbst Auszeichnungen und Ehrungen (wie die Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion) werden ebenso mit Minkowskis Namen verbunden wie eine Reihe von Leitungsfunktionen – so steht er den Musiciens du Louvre vor, die er im Alter von 19 Jahren gründete, ist seit 2013 künstlerischer Leiter der Salzburger Mozartwoche und künstlerischer Leiter des Opernhauses von Bordeaux.

An die Wiener Staatsoper kehrt er nun doppelt wieder: als Alcina-Dirigent sowie als musikalischer Leiter der Armide-Premiere im Oktober.

Oliver Láng