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Das Staatsopernorchester: Daniel Froschauer

Die Oper, genauer: die Begeisterung für die Oper, begleitet ihn schon ein Leben lang. Bereits als Kind, so erzählt der Geiger Daniel Froschauer, ist er hinter der Bühne gestanden und hat so zahlreiche Abende miterlebt. Den berühmten Troubadour etwa, als Karajan 1977 wieder ans Haus am Ring zurückkehrte. Oder auch viele andere Sternstunden der Staatsoper, seien es nun Opern- oder Ballettvorstellungen. Die Möglichkeit zu solchen Ausflügen bot ihm sein Vater, der legendäre Chordirektor des Hauses, der seinerseits der Wiener Staatsoper seit 1943 verbunden war. Und so lernte der heutige Stimmführer der ersten Violinen den Musiktheaterbetrieb aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln kennen. Vom Inspizientenpult aus, von der Hinterbühne, später – als Sängerknabe – direkt aus dem Zentrum des Geschehens, also von der Bühne. Und nur wenige Jahre danach auch aus dem Orchestergraben. Denn bereits mit 17 Jahren substituierte er und war nun Teil mancher legendärer Aufführung. An den Rosenkavalier unter Karajan in Salzburg erinnert er sich noch gut, wenn auch mit den Jahren „ein wenig Verklärung“ dazugekommen ist.

Spannend sind seine Rosenkavalier-Erlebnisse für ihn, abgesehen vom Musikalischen, auch deshalb, weil er an dieser Oper selbst sein Reifen und seine menschliche Entwicklung miterleben kann. Mit 17 Jahren habe er sicherlich manche Verwandtschaft mit dem Octavian gehabt, führt Froschauer aus, heute hingegen fallen ihm eher die Weisheiten der Marschallin auf. „Das ist das Großartige in der Oper“, zeigt er sich hingerissen, „dass sich die Werke für einen verändern, weil man selbst immer Neues dazulernt und sie so immer anders erlebt.“ Dieses Neues-Dazulernen ist ihm persönlich ganz besonders wichtig, sei es auf musikalischer oder auch außermusikalischer Ebene. So liest er derzeit etwa die Tagebücher Cosima Wagners, parallel dazu studiert er ein Buch mit sämtlichen fotografischen Aufnahmen Richard Wagners. „Man spielt Werke einfach mit einem anderen Wissen, wenn sich der Horizont weitet“, ist er überzeugt. Abgesehen davon, um nicht nur auf einen kleinen Lebensbereich – die Musik – fokussiert zu sein, widmet er sich bewusst auch Themen aus Opernentfernten Wissensgebieten. Ob für jemanden wie ihn, der auch die historischen Dimensionen der Wiener Staatsoper kennt, das Wissen um epochale Größen des Hauses wie Mahler, Strauss etc. zu Ehrfurcht und Demut führt? „Das weniger“, meint Froschauer. „Aber ich glaube, dass der Geist dieser Größen in der Staatsoper mitschwingt und in unserem Spiel vorhanden ist. Und dass wir ihn auch der nächsten Generation weitergeben! Faszinierend ist es jedenfalls immer, wenn man daran denkt, dass Dirigierpartituren von Gustav Mahler, mit seinen persönlichen Eintragungen, in unserem Archiv liegen. Oder dass ein Verdi in unserem Orchestergraben dirigiert hat!“

Bis heute ist es für Froschauer selbstverständlich, neben dem eigentlichen Üben der Orchester- und Kammermusikliteratur täglich auch Tonleitern zu trainieren, einfach, um technisch fit zu bleiben. „Das Geigenspiel wird ja nicht einfacher, wenn man älter wird. Man muss die Feinmotorik pflegen, damit man am Musikerberuf Freude hat und ihn auch gut ausüben kann.“ Pausen? Die kommen für ihn nur in kleinem Rahmen in Frage. „Einmal einen Tag zu pausieren tut der Muskulatur gut. Aber nach spätestens zwei Tagen habe ich schon wieder das Bedürfnis, die Geige in die Hand zu nehmen und zu spielen.“ Ebenso umfassend ist auch seine Freude am gesamten Staatsopern-Repertoire – ob Wagner oder Bellini, Strauss oder Tschaikowski, Oper oder Ballett: Froschauer ist stets mit gleicher Freude an der Arbeit. Ob er nicht mitunter an den Werken ermüdet? Nein, winkt er ab, „eher das Gegenteil. Je länger ich spiele, desto mehr entdecke ich in den Werken, desto größer ist das Vergnügen.“ Also keine langen Orchesterdienste, die er nur pflichthalber absolviert… Wobei er das Wort „Dienst“ ohnehin nicht gerne hört und auch nicht gelten lässt. Eben weil Dienst nach Pflicht klingt, und es „bei uns im Orchester ja nicht um Pflicht, sondern um Begeisterung geht …“

Oliver Láng