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Cellist Csaba Bornemisza

Einst wollte ein junger Bub in Ungarn das Geigenspiel erlernen, wurde aber, weil er Linkshänder war, mehrfach abgewiesen. Immerhin riet man ihm es mit dem Violoncello zu versuchen, was dieser dann erfolgreich tat. Einige Zeit später und etwas weiter westlich, in Österreich, zeigte ein jüngerer Cousin des besagten Buben ebenfalls musikalisches Talent und so stellte sich hier sehr bald genauso die Frage nach dem richtigen Instrument. Auch dieser war Linkshänder und da der Cello spielende Verwandte ohnehin Vorbildwirkung hatte, fiel die Entscheidung nicht schwer: Csaba Bornemisza – trotz des ungarischen Namens ist er ein gebürtiger Wiener – begann gleichfalls mit dem Violoncello und machte rasch so große Fortschritte, dass sich bei so manchem sehr bald der Gedanke auftat: der Junge könnte einst professioneller Musiker werden. (Sicherheitshalber verheimlichte der kleine Csaba Bornemisza seiner Cello-Professorin zunächst einmal, dass er Linkshänder sei – man weiß ja schließlich nie …)

Spätestens nach zwei ersten Preisen beim österreichischen Bundeswettbewerb Jugend musiziert beschloss er den Weg des Musikers weiter zu beschreiten – allerdings noch ohne konkrete Zielvorstellungen – und nahm nach bestandener Matura Kontakt mit dem damaligen Solocellisten der Wiener Philharmoniker, Professor Wolfgang Herzer auf. Herzer, der als äußerst strenger Lehrer aber zugleich als gefragter Talenteschmied galt, bot Csaba Bornemisza tatsächlich einen Platz in seiner Meisterklasse auf der Musikakademie an und ließ ihn jene herausfordernde Schule angedeihen, die schon viele andere in namhafte Orchester gebracht hatte. „Es war eine gute Abhärtung, da man in der Unterrichtsstunde oft vor dem Großteil der Klassenkollegen spielen musste, sich nicht blamieren wollte und daher immer gut vorbereitete“, erinnert sich Bornemisza.

„Professor Herzer wusste zudem genau, worauf es bei Probespielen ankam, simulierte immer wieder Probespielsituationen und schürte durchaus die Konkurrenz zwischen den Studenten.“ Noch während des Studiums wurde Bornemisza in das Orchester der Wiener Volksoper aufgenommen und konnte sich dort neben dem Operettenrepertoire auch eine Reihe von Opern erarbeiten und ganz allgemein den Musiktheaterbetrieb kennen lernen. Drei Jahre später, am Beginn seiner Staatsopernlaufbahn musste Csaba Bornemisza freilich, wie alle seine Kollegen, zunächst die Tradition, die Agogik des Staatsopernorchesters respektive der Wiener Philharmoniker verinnerlichen. „Neben dem typischen Wiener Klang, der bei uns Streichern durch die besondere Art der Tonformung, der Bogengeschwindigkeit und der Strichart erzeugt wird, geht es ja darum, den so oft beschworenen Wiener Charme, also diese ganz besondere gestalterische Freiheit, mitzutragen. In den ersten Monaten orientiert man sich daher an den älteren Kollegen an den benachbarten Pulten, verfolgt deren Phrasierung und Tongebung, so lange bis man unbewusst Teil des Ganzen geworden ist, mit dem Orchester mitfühlt und mitatmet.“ Heute werden sich wohl neu hinzugekommene Cellisten auch an Csaba Bornemisza orientieren, um dann ebenfalls im Gesamten aufgehen zu können.

Wie die meisten seiner Kollegen spielte Bornemisza zunächst in mehreren Kammermusikformationen, doch hat er dieses professionelle Hobby zugunsten seiner Familie einstweilen zurückgestellt. „Neben den Operndiensten und den philharmonischen Diensten bleibt ja nur wenig Freizeit und wenn man mit Leib und Seele Kammermusik betreibt, reicht diese wenige Freizeit dafür gerade aus. Ich wäre somit praktisch nie zu Hause und das wollte ich nicht.“ Seine drei Kinder spielen übrigens alle ein Instrument – ob sie später ebenfalls den Musikerberuf einschlagen, ist allerdings nicht so wichtig. Wichtig ist nur, dass sie auch diese Facette kennen lernen und ihre musischen Fähigkeiten fördern – zumindest bis zur Matura, danach kann jeder von ihnen machen, was ihm beliebt …

Mittlerweile sind es wieder gut 25 Jahre her, dass Csaba Bornemisza das Probespiel ins Staatsopernorchester gewonnen hat und sein Engagement in diesem berühmten Klangkörper antrat – doch nach wie vor kennt er das Wort Routine im negativen Sinne nicht. „Das Repertoire ist groß und abwechslungsreich und es kommen regelmäßig neue, spannende, noch nicht gespielte Werke hinzu, dadurch bleibt dieser Beruf stets lebendig. Und wenn wieder ein alter Bekannter, etwa eine Zauberflöte auf dem Spielplan steht, freut man sich, ein Stück zu spielen, das man schätzt und vielleicht von einem neuen Gesichtspunkt her betrachten kann.“ Am meisten „freut er sich“ natürlich wenn seine Lieblingsopern drankommen, also jene von Wagner, Puccini und veristische Stücke ganz allgemein, Werke „in denendas große Gefühl geradezu überquillt“.

Andreas Láng