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© Wiener Staatsoper / Michael Pöhn (»Salome« 2023)

Aufführungsgeschichte »Salome«

Seit vielen Jahrzehnten gehört Richard Strauss‘ Salome zu den Fixsternen jedes großen Opernhauses. Das war nicht immer so: Wie verzweifelt und erfolglos hat etwa Gustav Mahler als Direktor der Hofoper am Anfang des 20. Jahrhunderts um die Erlaubnis gekämpft, das Werk zur Uraufführung oder wenigstens zur Wiener Erstaufführung zu bringen. Aber schon das der Oper zugrundeliegende Schauspiel von Oscar Wilde hatte mit immensen Widerständen zu kämpfen. Warum? Weil die Darstellung des biblischen Stoffes rund um den Propheten Johannes und der judäischen Prinzessin Salome in der von Wilde gezeigten Perspektive als sittlich zutiefst anstößig und damit als nicht theatertauglich eingestuft worden war. Denn anders als in der Bibel zeigt Wilde und damit auch Strauss, eine von größter Sehnsucht getriebene Kindfrau Salome, die vom asketischen Propheten erotisch angezogen wird und in ihm zugleich jenes geliebte Gegenüber zu finden hofft, das sie in ihrem bisherigen Leben schmerzliche vermisst hat.

Anlässlich von Richard Strauss’ Salome ließ sich Siegfried Wagner, der Sohn des Komponisten Richard Wagner, wie folgt vernehmen: »Seit wann ist Kunst identisch mit Schmutz? [...] die Halbwelt bleibe doch gefälligst unter sich, und man wage es doch nicht, auf einen anständigen Tisch Gerichte zu bringen, die von Bakterien wimmeln, Gift allerschlimmster Art.« Er stand damit nicht allein: Gustav Mahler, der den Geniestreich der Partitur erkannte, scheiterte in seiner Bemühung, das Werk im Anschluss an die Dresdner Uraufführung 1905 an der von ihm geleiteten Wiener Hofoper zu inszenieren: »Die Darstellung von Vorgängen, die in das Gebiet der Sexualpathologie gehören, eignet sich nicht für unsere Hofbühne«, lautete der abschließende Befund des Zensors. Die aufsehenerregende österreichische Erstaufführung fand unter der musikalischen Leitung des Komponisten 1906 im Opernhaus Graz statt, die Wiener Erstaufführung erfolgte 1907 im Rahmen eines Gastspiels aus Breslau im heutigen Volkstheater, erst 1918 zog die Hofoper nach.

Seit der verspäteten Erstaufführung 1918 erfreut sich der meisterhafte Einakter auch an der Wiener Staatsoper größter Beliebtheit. Dass der aktuellen Premiere am 2. Februar mit übergroßer Spannung und ebenso übergroßer Vorfreude entgegengesehen wird, hat aber noch weitere Gründe: Zum einen handelt es sich um die erste Neuproduktion des Werkes an diesem Haus seit über 50 Jahren. Zum anderen debütiert mit Cyril Teste einer der interessantesten Regisseure der jüngeren Generation an der Wiener Staatsoper. Sowohl in seinem Filmschaffen – er erhielt u.a. 1998 in Cannes des Spezialpreis der Festival-Jury – als auch in seinen Bühnenarbeiten zeichnet er sich durch größte Eleganz, maximale emotionale Tiefenbohrung und intensive psychologische Durchdringung der Figuren aus. Beeindruckend Lichtstimmungen und Videoprojektionen sowie der kluge Einsatz von Livekameras veredeln seine Schauspiel- und Operninszenierungen zu visuellen Partituren.