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Athanasios Rovakis und die Akustik der Wiener Staatsoper

Das Studium der Ton- und Bildtechnik an der FH Düsseldorf und sieben Spielzeiten als tontechnischer Leiter am Theater Bremen bildeten wichtige Stationen von DI Athanasios Rovakis, welcher dem Bereich „Ton- und Videotechnik“ an der Wiener Staatsoper vorsteht.

Die Aufgaben dieser hoch spezialisierten, acht Personen umfassenden Fachgruppe sind vielfältig und umfassen neben der Verantwortung für den tontechnischen Bereich (darunter fallen u.a. Ton- und Bildträgerproduktionen, die Beschallung des Zuschauerhauses und das so genannte „Monitoring“ für die Ausführenden auf der Bühne) auch Video- und Bildprojektionen auf der Bühne und die Abwicklung des Streamings im Rahmen von Wiener Staatsoper live at home, für das Rovakis eine optimierte Mikrofonierung entwickelt hat. „Wir bemühen uns sehr, technisch auf der Höhe der Zeit zu sein“, betont Rovakis, der auch immer wieder aufs Neue von der Raumakustik der Wiener Staatsoper fasziniert ist: „Das Haus hat eine sehr ‚lebendige‘ Akustik durch seine einmalige Architektur. Auch gibt es zum Teil große Distanzen und unterschiedliche Bündelungen, mit denen man umgehen muss, der Höreindruck im Parkett stellt sich durchaus anders dar als beispielsweise auf der Galerie. Eine Besonderheit der Wiener Staatsoper ist der sehr offene und hohe Orchestergraben, aus dem heraus sich der Orchesterklang mit einem hohen Pegel entwickeln kann. Das gesamte Haus mit all seinen baulichen Finessen ist darauf abgestimmt, SängerInnen und das Orchester zum Klingen zu bringen.“

Was aber, wenn beim Ballett das Orchester einmal dienstfrei hat? Die Entscheidung, bei Ballettabenden auf Zuspielungen zurückzugreifen, kann vielfältige Gründe haben. Unumgänglich werden Zuspielungen etwa dann, wenn der Choreograph Musik für seine Arbeit gewählt hat, die durch ein Orchester nicht wiedergegeben werden kann oder soll (wie z.B. elektronisches Instrumentarium, ungewöhnliche Besetzungen, Sprachcollagen oder Musique concrète). Auch spezielle Erfordernisse in Bezug auf das beim Ballett grundsätzlich hoch sensible Tempo einer Musikwiedergabe oder die Vorliebe für eine bestimmte Einspielung können Anlass sein. Ein besonderes bezeichnendes Beispiel ist in dieser Hinsicht Adagio Hammerklavier, welches nach dem Wunsch des Choreographen Hans van Manen ausschließlich zur Einspielung von Christoph Eschenbach (Polydor International GmbH, Kat.-No. 2726 044) aufgeführt werden darf, jener Aufnahme, die aufgrund ihrer besonderen Eigenheiten auch die Anregung für die Choreographie bildete.

„Grundsätzlich muss man unterscheiden, ob es sich um ein reines Playback handelt oder der elektroakustisch verstärkte Klang zu einem Instrumentalensemble hinzutritt. Im letzteren Fall ergibt sich eine andere Ästhetik bzw. Hörerwartung, und die Aufgabe wird komplexer“, merkt Rovakis an. „Technisch und akustisch fordernd wird es auch vor allem dann, wenn sich die Schallquellen auf der Bühne bewegen. Dies ist z.B. beim Ballett Cacti von Alexander Ekman der Fall, bei dem das Streichquartett auf der Bühne ‚mitspielt‘ – als Teil der Choreographie im Laufe des Stücks also verschiedene Positionen auf der Bühne einnimmt und umherwandert. Da es nach Wunsch des Choreographen sehr laut verstärkt werden soll – beim Ballett sind oftmals hohe Lautstärken gefragt – hat man in Anbetracht von vier akustischen Instrumenten und drahtloser Mikrofonierung auch das Problem unter der Rückkopplungsgrenze bleiben zu müssen, das sich durch die wechselnden Positionen intensiviert sieht.“

Alle Hände voll zu tun hat das Team um Rovakis bei Zuspielungen aus dem Orgelsaal der Wiener Staatsoper, die eine weitere Besonderheit im Haus am Ring darstellen. Gerade auch bei Balletten wie z.B. Romeo und Julia wird von dieser großartigen Möglichkeit Gebrauch gemacht.

Oliver Peter Graber


VAN MANEN | EKMAN | KYLIÁN

8., 12. Oktober 2016