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Neue romantische Märchenwelt

Kurz vor Weihnachten kommt Persinette, eine Kinderoper von Albin Fries (Musik) und Birgit Mathon (Libretto), im Großen Haus zur Uraufführung. Diese, auf den bekannten Rapunzel-Stoff basierende Oper ist nach Johanna Doderers Fatima die zweite Kinderopern-Uraufführung im Großen Haus. Im Gespräch mit Oliver Láng erzählt der Komponist über blutvolle Musik, den Moment der Inspiration und den romantischen Ton seiner Musik.

Woher kam der Themen-Vorschlag zu Persinette? Von der Direktion, der Librettistin, von Ihnen?
Albin Fries: Ursprünglich plante ich eine abendfüllende Märchenoper ähnlich wie Rusalka, also nicht explizit eine Kinderoper. Den ersten Akt von Persinette hatte ich bereits fertiggestellt, als ich von Direktor Meyer den Kompositionsauftrag erhielt. Das beeinflusste dann vor allem die Dimension der Oper, die auf rund eine Stunde begrenzt sein musste. Das gewaltige Publikums- interesse an unserer Märchenoper hatten wir allerdings nicht erwartet. Einen Monat vor der Premiere sind bereits alle vier Vorstellungen aus- verkauft!

Wie entwickelte sich die Arbeit mit der Librettistin? Infwiefern haben Sie Wünsche formuliert, konnte die Librettistin Einfluss auf die Musik nehmen?
Albin Fries: Ich hatte das große Glück, für meine Opern mit Birgit Mathon eine äußerst musikalische Librettistin zur Seite zu haben, die stets auf meine Wünsche einging. Als erste Hörerin meiner Musik durfte sie diese natürlich auch kommentieren und ich war für ihre Kritik sehr dankbar. Wir arbeiteten in ständigem Meinungsaustausch und es war eine äußerst fruchtbare Zusammenarbeit.

In der Klangsprache ist Ihr Werk mit Komponisten wie Korngold, Zemlinsky, Strauss verwandt. Sehen Sie diese als Ihre Lehrer an?
Albin Fries: Möglicherweise wären sie mit mir als Schüler ganz zufrieden. Da ich nie Komposition studiert habe und abgesehen von einigen Stunden mit Leonard Bernstein auch nie wirklich Kompositionsunterricht erhalten hatte, musste ich das Orchestrieren und Instrumentieren aus Büchern und Partituren lernen. Das hatte den großen Vorteil, dass ich durch keinen akademischen Lehrer in die Atonalität gedrängt wurde und nie gezwungen war, elektronisch oder über- haupt zeitgemäß zu komponieren. Als Gymnasiast habe ich aus Begeisterung für mein damaliges Idol Partituren der Symphonien Gustav Mahlers für Klavier arrangiert. Bei dieser mühevollen Arbeit habe ich vermutlich das meiste gelernt.

Sie haben den Vorteil, viel mit Sängern zu arbeiten und daher die Bedürfnisse dieser gut zu kennen. Hat sich die Arbeit an der Persinette von der Gesangsstimme her entwickelt?
Albin Fries: Mein Musikstil ist an sich lyrisch. Auch wenn ich für Instrumente schreibe, denke ich überwiegend in melodischen Linien, dadurch fällt mir das Komponieren für Singstimmen besonders leicht. Im Gegensatz zur absoluten Instrumentalmusik ist das Vertonen von Text ja relativ einfach, da Satz- und Wortrhythmus bei der Melodiegestaltung mithelfen.

Strauss war bekannt, dass er beim ersten Durchlesen des Librettos Einfälle hatte, die er sofort skizzierte. Wie war das bei Ihnen? Wann und wie hat die Inspiration eingesetzt?
Albin Fries: Üblicherweise komponiere ich sehr ungeduldig und schnell. So habe ich der Librettistin jeden Satz taufrisch aus der Hand gerissen. Es dauerte mir immer viel zu lang, bis ich neue Texte erhielt. Da ich diese dann sofort vertonte, erübrigte sich das Skizzieren. Die Inspiration kommt bei mir meist beim Improvisieren am Klavier. Die Freude an irgendeinem noch so kleinen Einfall öffnet dann plötzlich ein Fenster, aus dem die Inspiration zu strömen beginnt. Ist man in deprimierter Stimmung, wartet man allerdings vergeblich.

Ihr Grundinstrument ist das Klavier: Wann setzt im Rahmen Ihrer Kompositionsarbeit die „klang- liche“ Arbeit ein? Denken Sie in Melodielinien, die eingefärbt werden oder gleich in Orchesterfarben?
Albin Fries: Bei mir ist es eher umgekehrt. Ich denke sogar bei meinen Klavierwerken und Liedern manchmal zu sehr an ein Orchester. Nicht selten wurde mein Klaviersatz dadurch orchestral und überladen, manchmal fast unspielbar. Das hat mich zum Komponieren von Opern gebracht. Schreibe ich für Orchester, denke ich immer sofort in Orchesterfarben und notiere die geplanten Instrumente, entwerfe aber dennoch ein Particell aus zwei bis drei Notensystemen, das ich am Klavier noch spielen kann.

Warum Persinette? Worin liegt der Reiz des Stoffes?
Albin Fries: Persinette (der originale Name des Märchens Rapunzel war uns einfach zu unmusi- kalisch und unsingbar) ist psychologisch interes- sant sowohl durch die komplizierte Mutter-Toch- ter-Beziehung als auch durch das Problem quälender Kinderlosigkeit, unter der die Hexe leidet. Dadurch wird diese für mich auch zur Zentralfigur der Oper. Als hochdramatischer Mezzo hat sie zudem die umfangreichste und auch schwierigste Partie zu singen. Faszinierend war für mich außerdem die Möglichkeit zahlrei- cher Naturschilderungen, eine der Lieblingsauf- gaben jedes romantischen Komponisten.

Haben Sie sich bemüht, für Kinder harmonisch „einfacher“ zu komponieren, stärker auf Wiedererkennungseffekte zu setzen?
Albin Fries: Ich schreibe spätromantisch-tonal, also ohnehin relativ leicht verständlich. Natürlich versuche ich für Kinder plastischer zu schreiben. So erhält jede Figur in Persinette ihre Motive und wird durch bestimmte Instrumente charakterisiert. Den Prinzen erkennt man an seinem Hornruf, Persinette durch ein zartes Flötenmotiv, die Auftritte der Hexe sind von keifenden Klarinettenterzen oder einem brutalen Posaunenmotiv begleitet, der Rabe ist meist mit der Tuba kombiniert. Dass dieses Spiel mit musikalischen Bausteinen beim Komponieren unheimlichen Spass macht, hat schon Richard Wagner gewusst.

Entsteht beim Komponieren eine Identifikation mit Figuren? Mit allen? Oder gibt es eine Figur, die Ihnen besonders am Herzen liegt?
Albin Fries: Persinette ist eine symphonische Oper mit dem Orchester als gleichwertige Hauptfigur. Dieses schwierige Kind macht die meiste Arbeit, lag mir aber besonders am Herzen. Ich glaube aber nicht, dass ich deswegen die singenden Figuren vernachlässigt habe.

Inwiefern ist die Oper nach der Fertigstellung tat- sächlich abgeschlossen? Können Anmerkungen der Uraufführungssänger einfließen?
Albin Fries: Ich war immer offen für Wünsche der Interpreten und bin leicht zu Änderungen zu überreden, vielleicht sogar zu leicht. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass mich jemals ein Sänger oder eine Sängerin um eine Korrektur oder Erleichterung gebeten hätten, weder in meinen Liedern noch in meinen Opern. Im Gegenteil, man versichert mir stets, wie glücklich man mit meiner Musik ist, obwohl sie hohe Ansprüche an ihre Interpreten stellt.


Persinette
Auftragswerk der Wiener Staatsoper
Musik: Albin Fries

Uraufführung: 21. Dezember 2019
Reprisen: 22., 25., 29. Dezember 2019

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