Über das Werk
Kurzinhalt
Tanzuniversen, die in den siebten Himmel versetzen, aber auch unter die Haut gehen:
Martin Schläpfers hinreißende Hommage an Walzertraum und Tanzekstase Marsch, Walzer, Polka sowie Georges Balanchines pures Ballett Symphony in C voller bezaubernder Virtuosität und Brillanz rahmen den dystopischen Weltentwurf Fly Paper Bird Marco Goeckes.
Eine Tänzerin schreibt eine Sehnsucht in den Raum. Es ist ein Solo von fließender Gelöstheit, sich entfaltend über jenen sanften Klangwellen, mit denen das berühmte »An der schönen blauen Donau« anhebt, bevor es sich im Walzer zu drehen beginnt, immer wieder Kraft holend in jenen die Nerven kitzelnden Verzögerungen, die so typisch sind für eine Musik, die wie kaum eine andere für all das steht, was man mit »Wien« verbindet. Weitere Tänzerinnen und Tänzer kommen hinzu, entdecken im Aussetzen des metrischen Herzschlags das Potential für einen Tango und den Spitzenschuh als gefährliche Waffe oder werfen sich hinein in die Walzerekstase, um sie in einer hochkonzentrierten Körperspannung gleich wieder auszubremsen. Eine verliert die Nerven, ein anderer bekommt schlotternde Knie statt stramm vor einem imaginären General zu defilieren. Martin Schläpfer eröffnet das Programm mit einer Neufassung seines 2006 kreierten Balletts Marsch, Walzer, Polka: Mit der Neuen Pizzicato Polka op. 449 integriert er eine weitere Nummer in den Reigen berühmter Strauß-Tänze, gibt der Choreographie aber auch ein neues Design, für das er mit Susanne Bisovsky eine Künstlerin gewinnen konnte, die mit ihren experimentellen, von historischen Trachten inspirierten Arbeiten die Grenzen zwischen Tradition und Avantgarde auf kongeniale Weise auslotet.
Gustav Mahler war »im 7. Himmel« als er an seiner 5. Symphonie arbeitete. Gezeigt hatte ihm diesen seine große Liebe und spätere Frau Alma Schindler, der er dann auch das Adagietto widmete, das nun wiederum Marco Goecke zu seinem neuen Stück Fly Paper Bird für das Wiener Staatsballett inspiriert. Marco Goecke, der zunächst dem Stuttgarter Ballett, dann auch dem Nederlands Dans Theater und Gauthier Dance als Hauschoreograph verbunden war und als Direktor das Ballett in Hannover leitete zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Choreographen. Viele seiner Stücke gehen buchstäblich unter die Haut – geprägt von jenem für seinen Bewegungsstil so typischen Flattern, Zittern, Reißen und Vibrieren, das von tief innen heraus nach außen bricht und den Tänzerkörper wie unter Starkstrom setzt.
Mit George Balanchines Symphony in C beschließt eine hinreißende Hommage an das klassische Ballett das Programm. Das 1947 für das Pariser Ballet de L’Opéra unter dem Titel Le Palais de Cristal entstandene Werk atmet aufs Schönste den Geist der weißen Akte der St. Petersburger Schule und überträgt die Rangstufen des Pariser Ensembles auf den architektonischen Bau: ein ganz aus Georges Bizets Jugendsymphonie geschöpftes, raffiniertes Wechselspiel zwischen Soli, Pas de deux und großen Gruppen, das in ein prächtiges Finale mündet.
George Balanchines Symphony in C findet mit Genehmigung der © The School of American Ballet statt.