Über das Werk
In Kürze
Der ehemalige Mailänder Prospero lebt mit seiner Tochter Miranda auf einer unbekannten Insel und sinnt auf Rache: Sein Bruder Antonio hatte ihn einst gestürzt und mit Hilfe des Königs von Neapel in einem Boot aufs Meer hinausgetrieben. Eines Tages lässt ein Sturm ein vorbeiziehendes Schiff kentern, in dem sich alle Feinde Prosperos befinden. Ariel, Prosperos Luftgeist, bringt die Schiffbrüchigen auf die Insel. Ferdinand, der Sohn des Königs von Neapel, und Miranda verlieben sich ineinander. Diese Liebe lässt Prosperos Racheglüste Schwinden und er verzeiht seinen Widersachern.
The Tempest
Handlung
Nachdem Antonio seinen Bruder Prospero, den rechtmäßigen Herzog von Mailand, gestürzt hatte, trieb er ihn und dessen dreijährige Tochter Miranda, mit Hilfe des Königs von Neapel in einem Boot hinaus aufs Meer.
Dass Prospero und das Mädchen überhaupt mit dem Leben davon kamen, verdankten sie Gonzalo, dem Ratgeber des Königs. Gonzalo hatte nämlich aus Mitleid mit den Verbannten, das Boot mit ausreichenden Lebensmitteln und den Büchern Prosperos versehen. Von allen für tot gehalten, fanden Prospero und Miranda schließlich Zuflucht auf einer unbekannten Insel, die sich Prospero mit Hilfe von Zauberei untertan machte.
Ungefähr 12 Jahre später: Vor der Insel Prosperos gerät ein Schiff in ein plötzlich aufziehendes schweres Gewitter und kentert - die Besatzung und die Passagiere, unter ihnen Antonio, der König von Neapel und Gonzalo, kommen jedoch wie durch ein Wunder heil an das Ufer.
Miranda vermutet, dass ihr Vater den Sturm durch magische Kräfte entfacht hat und zeigt große Sorge und Mitleid mit den Insassen des Schiffes. Prospero beruhigt sie: Keinem der Schiffbrüchigen würde ein Leid geschehen. Zugleich spricht er ihr gegenüber, die sich nicht mehr an die früheste Kindheit erinnern kann, erstmals über Mailand, ihre Herkunft und die Machenschaften seiner Feinde.
Tief betrübt über das Gehörte schläft Miranda ein. Prospero ruft seinen dienstbaren Luftgeist Ariel herbei und befiehlt ihm, auf das Leben und Wohl der Schiffbrüchigen zu achten. Nun tritt Caliban, der Sohn der Hexe Sycorax, der früheren Besitzerin der Insel, an Prospero heran: Er wirft Prospero Undankbarkeit vor und er macht auch deutlich, dass er an Miranda als Ehefrau und zukünftiger Mutter seiner eigenen Nachkommen interessiert wäre. Voller Abscheu und unter Drohungen wird Caliban von Prospero zurückgewiesen.
In der Zwischenzeit trifft der Sohn des Königs, Ferdinand, der getrennt von den Seinen ebenfalls auf der Insel Rettung fand, auf Miranda. Ganz gegen den Willen Prosperos, verlieben sich die beiden jungen Leute ineinander. Da der von Rachsucht getriebene Prospero in Ferdinand nur den Sohn seines Gegners sieht, stellt sich Miranda erstmals in ihrem Leben gegen ihren Vater.
Die Schiffbrüchigen wundern sich über die Insel und über ihre Rettung, nur der König sorgt sich um seinen unauffindbaren Sohn Ferdinand.
Versuche, den König zu trösten, schlagen fehl, zumal der unsichtbare Ariel geschickt Streit zwischen Antonio und Sebastian, beziehungsweise zwischen Antonio und den Hofleuten stiftet.
Als Caliban zu den Schiffbrüchigen kommt, um sie gegen Prospero aufzuwiegeln, wird er belächelt und mit Alkohol betrunken gemacht - man beschließt auf die Suche nach Ferdinand zu gehen und nur Stefano und Trinculo folgen Caliban.
Prospero selbst muss erkennen, dass die gegenseitige Liebe zwischen Ferdinand und Miranda nicht zu zerstören ist und er die Macht über seine eigene Tochter verloren hat.
Caliban, Stefano und Trinculo – alle drei betrunken – gehen auf die Suche nach Prospero, um ihn zu töten, Stefano und Caliban träumen darüber hinaus jeweils von der Herrschaft über die Insel und einer Zukunft gemeinsam mit Miranda.
Währenddessen ernennt der verzweifelte König, vom Tod Ferdinands überzeugt, anstelle seines Bruders Sebastian den Ratgeber Gonzalo zum Nachfolger. Als der König und sein Hof wenig später in einen tiefen Schlaf fallen, beschließen Antonio und Sebastian die Ermordung des Königs und Gonzalos, doch der Plan wird von Ariel, der die Schlafenden rechtzeitig weckt, vereitelt. Zugleich führt Ariel dem König und Antonio die Schuld vor Augen, Prospero und Miranda damals, vor zwölf Jahren, in den sicher scheinenden Tod geschickt zu haben.
Unterdessen akzeptiert Prospero Ferdinands und Mirandas Liebe, ja er bittet Miranda sogar um Verzeihung - dem mordlustigen Caliban erklärt Miranda hingegen einmal mehr ihre Abneigung. Als Ariel, innerlich bewegt, auf die Trauer des Königs von Neapel und von Gonzalo hinweist, die nach wie um Ferdinand trauern, entschließt sich Prospero, seinen Feinden zu vergeben und die Vergangenheit hinter sich zu lassen:
Als die auf der Insel Herumirrenden vor ihm auftauchen, gibt er Ferdinand dem Vater zurück, trennt sich von seiner Zauberkunst und lässt die Geister frei. In Vorfreude auf die Hochzeit von Ferdinand und Miranda verlassen alle gemeinsam die Insel mit dem wiederhergestellten Schiff – nur Caliban bleibt allein zurück.
Der kanadische Regisseur Robert Lepage arbeitet seit vielen Jahren erfolgreich mit Ex Machina zusammen, einer innovative multidisziplinäre Kompanie. In dieser gemeinsam von Lepage und Ex Machina entwickelten Produktion, baut Prospero auf seiner Insel die Mailänder Scala nach, in der er als Theatermagier die Rache an seinen Feinden zu vollziehen gedenkt. Jeder der drei Akte der Oper wird aus einem anderen Blickwinkel gezeigt: von der Bühne in den Zuschauerraum, vom Zuschauerraum auf die Bühne und schließlich eine Art Querschnitt aus Bühne und Zuschauerraum. Lepage ließ dadurch die Ebenen bewusst verschwimmen - Personen sind zugleich Opfer von Prosperos Vergeltungswut und Zuschauer der magischen Theaterwelt.
Thomas Adès ist als Komponist weniger an Theorien und Schulen interessiert, als an dereinen Frage: »Wie komme ich an die Gefühle der Menschen heran?« In Tempest wollte er, fasziniert von der Hofmusik des 17. und 18. Jahrhunderts, etwas entwerfen, was mit der Tradition des Barock verwandt ist und dennoch die Welt des 21. Jahrhunderts nicht verleugnet. Der berühmte amerikanische Musikschriftsteller und Kritiker fasst seinen Eindruck von dieser Musik folgendermaßen zusammen: »Es ist ein Meisterstück graziöser Schönheit und schauriger Kraft.«
Die Oper basiert auf William Shakespeares gleichnamigem Schauspiel. Der Komponist Thomas Adès, der schon die Staatsopern-Erstaufführung 2015 einstudiert und geleitet hat, steht auch in der aktuellen Wiederaufnahme selbst am Pult.