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Portrait: Monika Bohinec

Es gibt nicht viele Sänger, bei denen man im persönlichen Gespräch eine derartig große und empfundene Berufung zum Bühnendasein durchspürt, wie bei Monika Bohinec. Bei ihr schimmert kein Quäntchen Ehrgeiz durch, keine Eitelkeit auch kein missionarisches Getriebensein. Nein, Monika Bohinec hat in ihrem selbst angestrebten Beruf die wirkliche Erfüllung ihres Lebens gefunden, ein Musiktheatermensch von Kopf bis Fuß also. Lampenfieber? Kein Thema! Konsequente Ausrichtung des privaten Lebens auf die Erfordernisse des Berufes? Selbstverständlich! Hintanstellung von Wünschen, die dem Sängerinnentum zuwiderlaufen? Versteht sich von selbst! Bereitschaft den Begriff zu Hause als stetes und wechselndes Provisorium zu akzeptieren? Ja, selbst das wird in Kauf genommen, auch wenn die Heimat Slowenien tief im Herzen verankert bleibt. Schon als Zwölfjährige, als sie gemeinsam mit ihrer Mutter erstmals in Wien vor der Wiener Staatsoper stand, konnte sie das ersehnte Gebäude nur traumverzückt anstarren, die Mutter gedankenverloren am Ärmel zupfen und mit kaum hörbarer, stockender Stimme die damals unbeantwortbare Frage stellen: „Werde ich da wohl auch einmal singen dürfen?“ Eine bestimmte Bühne, sei es die Wiener Staatsoper oder eine andere, bedeutet für die Mezzosopranistin keine Stufe auf einer Karriere leiter, sondern je unterschiedliche Formen eines stets ersehnten, quasi elysianischen Parnasses.

Vielleicht war es ein Omen, dass Monika Bohinec’ erste Worte nicht gesprochener, sondern gesungener Natur waren: Denn fast hatte man sich schon Sorgen gemacht als die damals etwas über Einjährige noch keine Anstalten der verbalen Kommunikation unternahm. Doch spätestens nachdem sie eines Nachts aufwachte und die übrigen Familienmitglieder mit einem perfekt vorgetragenen Lied aufweckte, verflogen alle Bedenken. Trotz aller offenkundigen Hingezogenheit zum Gesang, entschied sich Monika Bohinec allerdings fürs Erste dem älteren Bruder nachzueifern und die Laufbahn einer Medizinerin einzuschlagen. Fleißig und ohne zu zögern wurde eine Medizinstudiumsprüfung nach der anderen erfolgreich bestanden. Doch je näher das absehbare Ziel des Berufsausübung heranrückte, je mehr sich das Bild der lebenslangen Ärztin zu manifestieren begann, desto größer wurde die diesbezüglich empfundene Last, desto größer wurde das im Raum stehende Fragezeichen: Will ich das wirklich? Mein Leben der Medizin weihen? Ist es das, wofür sie leben kann, will? Ausgleichende Beglückung fand sie nur in der nebenher betriebenen Gesangsausbildung, bis Monika Bohinec’ Professorin eines Tages zu ihr sagte: „Das Singen ist so offensichtlich dein Leben, setze alles auf diesen Weg, lass‘ das Medizinstudium fallen!“ Diesen Rat zu befolgen, war wie ein Befreiungsschlag. Der Bruder sollte ruhig Arzt werden, Monika Bohinec tauschte den weißen Kittel mit den vielfältigen Kostümen der Bühnenwelt. Studien am Mozarteum in Salzburg und an der Wiener Musikuniversität ebneten den Weg in die professionelle Laufbahn ebenso wie diverse Preise und Stipendien, die die Richtigkeit der Entscheidung für die Wahl des Sängerberufs bestätigten. Ab 2006 folgten erste große Erfolge in wichtigen Hauptpartien an der Slowenischen Staatsoper, bis sie mit dem Eintritt ins Ensemble des Mannheimer Nationaltheaters einen würdigen Ort zur Entfaltung des Repertoires fand: Hier konnte sie im ersten Fach als Carmen, Sara di Nottingham, Giulietta oder Ulrica das notwendige Rüstzeug für die spätere Karriere erwerben.

2011 wechselte sie schließlich ins Ensemble der Wiener Staatsoper, wo sie praktisch in der gesamten stilistischen Bandbreite des Spielplans zu erleben ist: In Mozarts Zauberflöte und Figaro, von Verdi über Puccini, Tschaikowski, Gounod, Wagner, Strauss, Giordano, Mascagni, Mussorgski bis hin zu Berg, Weill oder Britten. Und ihren Interpretationen einer Ulrica, Fenena, Auntie, Margret, Madelon oder der Schenkenwirtin folgen die herausragenden Kritiken auf dem Fuße. Im Jänner singt sie übrigens in der Neuproduktion von Dvoráks Rusalka die verführerische Fürstin, die für die Titelpartie das Unglück und für den Prinzen das Verderben herbeiführt. Große Wunschpartien für die mittlere Zukunft sind für Monika Bohinec unter anderem die großen Mezzopartien in den Königinnenopern Donizettis. Fernab der Wiener Staatsoper pflegt sie natürlich auch das Repertoire ihrer Heimat, die sie, wenn es sein muss, in dreieinhalb Stunden bequem erreichen kann. Momentan bleibt zwar wenig Zeit für derartige Abstecher, aber regelmäßige Besuche von Familienmitgliedern und ein mittlerweile großer Freundes- und Bekanntenkreis hier in Wien entschädigen ebenfalls für den derzeitigen Verlust der Heimat. Wobei ihre eigentliche Heimat ohnehin für immer die Bühne bleibt.

Andreas Láng