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Portrait: Adam Plachetka

Es war nur eine Frage der Zeit, wann der als große Zukunftshoffnung gehandelte Adam Plachetka auch im ersten Fach an seinem Stammhaus der Wiener Staatsoper reüssieren wurde. Stimmkenner hatten bereits nach seinem ersten Auftritt im September 2010 als Schaunard in Puccinis Bohème sofort gewusst: Da ist einer, auf den noch ganz große Aufgaben warten! Und in welcher Partie er auch immer seither im Haus am Ring angetreten ist – ob als Melisso in der Staatsopernerstaufführung von Händels Alcina, als Masetto in der Don Giovanni- Neuproduktion, als Basilio im Barbier – seine sängerischen wie schauspielerischen Leistungen machten seine Fangemeinde im Publikum von Mal zu Mal größer. Als er dann schließlich für den erkrankten Bo Skovhus einsprang und die Titelrolle in Mozarts Don Giovanni übernahm und auf höchstem Niveau überzeugte, war allen klar: Die strengen Wiener Zuschauer haben Adam Plachetka in den Rang eines eindeutigen Publikumslieblings aufgenommen. Und diese Auszeichnung bedeutet viel, mehr als so mancher namhafte Wettbewerbspreis, denn man hat hierzulande die Besten gehört und entsprechend hohe Ansprüche entwickelt. Für Adam Plachetka, der nur selten an Lampenfieber leidet, ist auch dieser erste Wiener Giovanni mit keinerlei größerem Stress verbunden gewesen. Nur kurz hatte er vor dem ersten Auftritt etwas bang an all jene gedacht, die in dieser Rolle und an diesem Haus vor ihm in die Rolle des ewigen Frauenverführers geschlüpft waren, sich dann aber mit voller Freude in die Schlacht geworfen, die er dann ja für sich entscheiden konnte.

Vielleicht ist es die vollkommen ungetrübte und begeisterte Freude an und Liebe zu seinem Beruf, die es ihm ermöglicht, auch unter besonders herausfordernden Voraussetzungen ohne Abstriche die bestmögliche Leistung zu bringen? Denn etwas, unter dem manche seiner Kollegen leiden, kannte er von Anfang an nicht: Verbissenheit und Ruhmsucht. Er wurde auch nicht Sänger, weil ihn seine Eltern aus falsch verstandenem Ehrgeiz einen Künstlerberuf ergreifen ließen. Nein, seine Laufbahn war ganz unbelastet von derartigen Verkrampfungen. Mit acht Jahren begann der gebürtige Prager spaßhalber in einem Kinderchor seiner Heimatstadt zu singen, eine Beschäftigung, die ein paar Jahre später den Ausschlag geben sollte. Denn als sich Adam Plachetka mit 14 Jahren unschlüssig an einen gleichaltrigen Freund wandte, um sich beraten zu lassen, welchen Schulzweig er nun einschlagen sollte, riet ihm dieser – ein Hornstudent – doch ans Konservatorium zu kommen. Und da Adam Plachetka kein Instrument gelernt, aber die Freude am Singen im Kinderchor gefunden hatte, meldet er sich kurzerhand für die Gesangsklasse an – wohin man ihn dann tatsachlich sogleich aufnahm. Sein dortiger Lehrer, ein erfahrener Pädagoge, erkannte recht bald, dass man bei Adam Plachetka mit Druck nirgendwohin, mit Freude aber sehr weit kommen kann und nahm ihn unter seine Fittiche. Erste Versuche im Tenorfach wiesen schließlich den Weg in tiefere Gefilde. Ob es auch in Zukunft bei der bassbaritonalen Lage bleibt, in der er sich derzeit aufhält oder ob sich seine Stimme zu einem Verdi-Bariton hinauf entwickelt oder noch weiter hinuntersteigt, bleibt abzuwarten. Da Adam Plachetka Mozart und Händel sowie das Belcantofach überaus schätzt, dürften diese Komponisten in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren ohnehin seine Heimat bleiben. Seine Staatsopern-Erfolge als überaus junger Dulcamara, als Figaro in Mozarts Nozze di Figaro oder als Guglielmo fügen sich schon in dieses Spektrum ein.

Die ersten Bühnengehversuche machte er noch in seiner Studentenzeit am Prager – auch als Ständetheater bekannten – Nationaltheater. Mit 19 verkörperte er bereits die erste Vaterfigur, den Micha in der Verkauften Braut und mit 21 den ersten Don Giovanni in Znaim, dem bald der Ruf zu den Salzburger Festspielen folgte, wo er in der Rusalka erstmals mit Franz Welser-Möst zusammenarbeiten durfte. 2008 sang er dem damals designierten Staatsoperndirektor Dominique Meyer vor (eine Arie des Figaro-Grafen und ein bisschen Papageno) und bekam von ihm postwendend einen Ensemblevertrag angeboten, den Adam Plachetka nur allzu gerne annahm.

Seinen Alltag lässt er sogar im Falle von Auftritten ganz natürlich ablaufen. Allzu große Schonung lässt sich Adam Plachetka nicht angedeihen, geht sogar das eine oder andere Mal etwas joggen, um Energie zu tanken. Zu denen, die sich am Aufführungstag in einen großen warmen Schal wickeln und in sich selbst versinken, gehört er auf jeden Fall nicht. Etwas besorgt zeigt er sich über die musikalische Situation in seiner Heimat und über den Nachwuchs an Sängerpersönlichkeiten an sich. Früher, vor 30, 50 oder hundert Jahren wären nahezu alle Kinder in irgendwelchen Chören verankert gewesen und Talente daher erkannt und auf den richtigen Weg geschickt worden. Heute wüssten viele nicht einmal, dass sie eine musikalische Begabung besäßen. Und die Ausbildung der Sänger ließe seiner Meinung nach ebenfalls in vielen Fällen sehr zu wünschen übrig, da entweder nur auf das Technische oder nur auf das Musikalisch-Stilistische Wert gelegt würde und keine Ausgewogenheit herrsche. Doch seine ihm angeborene Frohnatur lässt Adam Plachetka auch diesbezüglich letztlich nur das Beste für die Zukunft erhoffen.

An der Wiener Staatsoper genießt er jedenfalls sein Leben und verbringt seine Abende meistens auch dann hier im Haus, wenn er gerade keine Vorstellung oder Probe hat: und zwar in der Künstlerloge auf dem linken Proszeniumsbereich. Denn sein Hobby ist und bleibt – auch wenn es nach einem Klischee klingt –, die Musik, und wo, wenn nicht an der Wiener Staatsoper, könnte er diesem Hobby auch in seiner Freizeit am besten frönen?

Andreas Láng

ADAM PLACHETKA erhielt seine Ausbildung am Konservatori­um seiner Heimatstadt Prag. Neben einer Reihe von nationalen Wettbewerben gewann er den Internationalen Antonín Dvorák- Sängerwettbewerb. 2005 debütierte Adam Plachetka am Prager Nationaltheater, wo er unter anderem Masetto (Don Giovan­ni),Publio (La clemenza di Tito), Figaro (Le nozze di Figaro) und Don Giovanni sang. An der Prager Staatsoper war er zum Beispiel als Papageno und Don Basilio (Il barbiere di Siviglia) zu erleben. Engagements führen und führten Adam Plachetka u.a. zu den Salzburger Festspielen, an die Bayerische Staatsoper, nach Glyndebourne, an das Royal Opera House Covent Garden in London, an die Mailänder Scala, nach Baden-Baden und an die Berliner Staatsoper. In den nächsten Monaten stehen die Debüts an der New Yorker Met und an der Lyric Opera Chicago an. Seit 2010/2011 ist Adam Plachetka Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper und sang hier u.a. Schaunard, Basilio, Melisso (Alcina), Masetto, Don Giovanni, Haly (L’italiana in Algeri), Graf Dominik (Arabella), Nozze-Figaro, Guglielmo, Pu­blio, Dulcamara, Hercule (Alceste), Alidoro, Paolo, Harlekin.Rollen an der Wiener Staatsoper 2014/2015: Dulcamara, Schaunard, Basilio, Don Giovanni, Figaro, Harlekin.