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© Wiener Staatsoper GmbH / Ashley Taylor
Hier trainiert Nina gerade für »Repertoire und Kreationen«
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Nina Cagnin wird von der Ernährungsberaterin über eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung aufgeklärt
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Der Gesundheitscheck aller Studierenden in Kooperation mit Leistungssport Austria findet jährlich statt

Ein Tag an der Ballettakademie der Wiener Staatsoper

Die 15-jährige Nina Cagnin aus der kleinen französischen Stadt Chassieu lebt bereits seit fünf Jahren in Wien und studiert an der Ballettakademie der Wiener Staatsoper. Mit 17 Jahren wird sie ihr staatlich anerkanntes Diplom erhalten und ihren großen Traum leben: Tänzerin in einer Ballettcompagnie zu sein. Bis es soweit ist, besteht Ninas Alltag aus ihrem Training in der Akademie, Schule und Internatsleben. Wir haben sie einen Tag lang begleitet.

Der Wecker klingt jeden Tag um 6 Uhr und Ninas Morgenroutine ist stets die gleiche. Aufstehen, das Bett machen, sich für das Training anziehen, die Haare zu einem Dutt drehen, Frühstück in der Mensa des Internats, das seit einigen Jahren ihr Zuhause ist und in dem nicht nur zukünftige Tänzerinnen und Tänzer, sondern auch Malerinnen, Musiker und Fussballspieler leben.

Heimweh nach Frankreich und ihrer Familie hat Nina selten, das liegt vielleicht auch daran, dass ihr älterer Bruder Victor ebenfalls Schüler an der Ballettakademie und so immer ein Stück Familie bei ihr ist. Die Mutter der beiden ist Ballettlehrerin und Nina hat bereits mit vier Jahren begonnen, Ballett in der Schule der Mutter zu tanzen. Der Schritt nach Wien zu gehen, war trotzdem ein großer. Die Ausbildung zur Balletttänzerin hatte nun Priorität, es wurde »konkret«, beschreibt Nina ihre Entscheidung.

Das Geschwisterpaar nahm 2016 am Sommerworkshop der Ballettakademie teil, beide wurden direkt im Anschluss gefragt, ob sie ihre Ausbildung in Wien fortsetzen möchten. Auch wenn es ihnen bis zu diesem Zeitpunkt nie in den Sinn gekommen ist, nach Österreich zu ziehen, so sind die beiden jetzt umso glücklicher – in der Stadt, an der Akademie. Damals war Nina in der zweiten Klasse, nun ist sie, nachdem sie ein Jahr übersprungen hat, in der 7. Klasse. Morgens hat sie Unterricht in der Ballettakademie, nachmittags widmet sie sich ihren anderen Schulpflichten.

Um 7 Uhr macht sich Nina auf den Weg zur Akademie. Wenn es nicht zu kalt ist oder regnet, läuft sie gerne: »Das ist ein gutes Aufwärmen für den Körper.« Die Akademie öffnet um 7.15 Uhr. Nina versucht immer, früh da zu sein, um sich in Ruhe auf den Tag und das Training vorbereiten zu können. Um 8 Uhr beginnt offiziell der Schultag. Zunächst gibt es 90 Minuten klassisches Training, dann folgt an manchen Tagen für 45 Minuten Spitze für die Mädchen und die sogenannte »Boys Class« für die Jungen. An anderen Tagen ersetzt das Unterrichtsfach »Repertoire und Kreationen« die Spitzentechnik. Hier wird an Variationen der großen Ballette gearbeitet, und es ist eines von Ninas Lieblingsfächern: »An verschiedenen Variationen zu arbeiten, macht mir besonders Spaß, es ist tänzerischer und man kann sich dem ganz hingeben. Aber auch das morgendliche klassische Training gehört zu meinem Lieblingsunterricht. Es bereitet uns auf den Tag vor und hier kann ich intensiv an meiner Technik arbeiten und habe die Zeit, mich auf meine Korrekturen zu konzentrieren.« Moderner und Zeitgenössischer Tanz, Improvisation, aber auch Kräftigung, Stretching und andere begleitende Maßnahmen wie z.B. Betreuung durch die Physiotherapeuten und die Vertrauenspsychologin der Ballettakademie runden die Unterrichtsinhalte des Stundenplans ab. Normalerweise wird für die höheren Klassen ein Pas de deux-Training angeboten, aber Covid-19 bestimmt im Moment auch den Schulalltag an der Ballettakademie, sodass das Partnering in diesem Schuljahr zunächst nicht mehr stattfinden kann.

Ergänzend zum Unterricht an der Akademie findet außerdem in Kooperation mit Leistungssport Austria der jährliche Gesundheitscheck aller Schülerinnen und Schüler statt. Die Kinder und Jugendlichen werden intensiv untersucht und über ihren Körper und den gesunden Umgang damit aufgeklärt: »Der Gesundheitscheck hilft mir, meinen Körper zu verstehen. Es wird beispielsweise erklärt, wie bestimmte Muskelgruppen warum funktionieren.«

Wenn sich der Akademie-Tag dem Ende neigt, meist gegen 12 Uhr, hat Nina eine Pause, um Mittag zu essen, kurz auszuruhen. Auch wenn es ein Mittagsangebot im Internat gibt, so kocht sie doch am liebsten selbst. Auf diesem Weg kann sie besser bestimmen, welche Lebensmittel und Vitamine sowie Mineralstoffe ihr Körper gerade braucht. Was genau ihr Körper benötigt, lernen Nina und die anderen Schülerinnen und Schüler in der Ernährungsberatung. »Die Ernährungsberatung ist sehr wichtig für uns. Am Anfang des Schuljahres sollten wir dokumentieren, was wir essen, wieviel wir trinken. Die Ernährungsberaterin hilft uns dann gezielt mit Tipps und Informationen. Und erklärt, ob wir mehr trinken oder zum Beispiel mehr Proteine zu uns nehmen müssen. Außerdem bekommen wir Hilfe beim Portionieren und bei der Zusammenstellung unserer Mahlzeiten. Farben sind sehr wichtig, so soll ein Salat zum Beispiel nicht nur aus grünem Gemüse bestehen, sondern mehrere Farben beinhalten, also ausgewogen sein. Wenn wir schwerer trainieren, müssen wir auch mehr Kohlenhydrate zu uns nehmen. Auch wenn ich schon viel weiß und meinen Körper und seine Bedürfnisse gut einschätzen kann, hilft die Ernährungsberatung sehr.«

Nach dem Mittagessen beschäftigt sich Nina dann mit der »normalen« Schule. Bis vor kurzem besuchte sie die Kooperationsschule der Ballettakademie, das Bundesrealgymnasium mit musischer Ausbildung in der Boerhaavegasse. In diesem Jahr hat sich Nina allerdings dazu entschlossen, den Schulunterricht online zu absolvieren. So kann sie zum einen ihren französischen Schulabschluss machen, zum anderen hilft die Freiheit des Online-Unterrichts ihr sehr bei der Strukturierung ihres Tagesablaufs. Sie kann beispielsweise länger in der Akademie bleiben, für sich alleine trainieren. Im Moment bereitet sie sich auf ihre Matura vor. Einen guten Schulabschluss zu haben, ist wichtig für Nina, »schließlich brauche ich einen Plan B, falls es mit dem Ballett doch nicht klappen sollte«. Auch wenn sie erst am Anfang ihrer Tanzkarriere steht, so denkt Nina schon über eine Zukunft nach dem Ballett nach. So verwundert es kaum, dass ihre Lieblingsfächer Management sowie Recht und Wirtschaft sind, schließlich gibt es in jeder Ballettcompagnie auch eine Organisation und Administration. Doch zunächst träumt Nina davon, bald Ballette wie »Dornröschen«, »La Bayadère« oder »Giselle« tanzen zu dürfen, mit renommierten Choreographinnen und Choreographen zu arbeiten und in einer großen Ballettcompagnie wie dem Wiener Staatsballett engagiert zu sein.

In ihrer Freizeit backt Nina gerne oder geht schwimmen. Nach dem Abendessen notiert sie außerdem Korrekturen aus den einzelnen Trainingseinheiten, lässt somit den Tag Revue passieren und dehnt ihren Körper ausgiebig. Sie liebt es zu schlafen, was sie meist auch niemals später als 22 Uhr tut, um sich auszuruhen und fit zu sein für den nächsten Tag, wenn der Wecker wieder um 6 Uhr klingelt.