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Thomas Ebenstein im Portrait

Jung und dennoch schon sehr erfahren – wenn man Thomas Ebenstein auf der Bühne sieht, kommt man rasch zu diesem Urteil. Dieses „erfahren“ betrifft sowohl die Vielzahl an Rollen die der österreichische Tenor „drauf hat“, also jederzeit singen könnte beziehungsweise schon gesungen hat, als auch ganz grundsätzlich seine sängerischen und schauspielerischen Leistungen. Zwar hatte Thomas Ebenstein in seiner Gymnasialzeit am Konservatorium in Klagenfurt zunächst Klarinette studiert und Gesang nur als „Zweitinstrument“ gewählt, doch erkannte man bald sein vokales Talent, ja insgesamt sein Bühnentalent und auch er selbst fand immer mehr Gefallen an der Möglichkeit des Sängerberufes. Rückblickend gibt Ebenstein freilich zu, dass er „sehr jugendlich-naiv“ an die Sache herangegangen sei und nicht geahnt habe, „was alles hätte schief gehen können“. Aber es ging nichts schief, sondern ganz im Gegenteil Stück für Stück aufwärts: Der nächste Schritt brachte ihn an die Hochschule in Wien (an die heutige Musikuniversität), wo er nach einem Lehrerwechsel zu Helena Lazarska kam, die ihn (wie auch so manch anderen) gesangspädagogisch optimal führte und immer noch stimmtechnisch begleitet.

Kaum mit der Ausbildung fertig führte der Weg an die Komische Oper in Berlin, an der er zehn Jahre lang zum Ensemble gehörte, sich ein breites Repertoire aneignen konnte und vor allem mit sehr unterschiedlichen Regiegrößen – Altmeistern wie jungen Wilden – zusammenarbeiten durfte. „Ich habe dort sehr viel für die Bühne gelernt, sozusagen das schauspielerische Handwerk fürs Musiktheater“, erinnert sich Ebenstein. „Dann wurde an der Wiener Staatsoper eine Stelle im Ensemble frei und ich erhielt eine Einladung zum Vorsingen.“ Als man ihn direkt im Anschluss an dieses Vorsingen bat, noch etwas hinter der Bühne zu warten, weil jemand mit ihm sprechen wolle, ahnte Thomas Ebenstein schon, dass die Zeichen gut standen. Und tatsächlich bot man ihm kurzerhand einen Vertrag an. Seither, also seit Herbst 2012, gehört er nun dazu und konnte die Zuschauer schnell auf sich aufmerksam machen. Sei es als Monostatos in der Zauberflöten-Neuproduktion, sei es als Goro, Incroyable, Tschekalinski, Tanzmeister, Steuermann, Valzacchi, Jack O’Brien, Guillot de Morfontaine oder mit den vier Diener-Rollen in Hoffmanns Erzählungen. Man sieht allein an diesen Partien die Vielseitigkeit.

Thomas Ebenstein kann übrigens, wie er betont, dem Coversystem viel Positives abgewinnen, also jenem System, nach dem Ensemblesänger als Zweitbesetzungen Rollen für den Fall der Fälle mitlernen und nach Bedarf auch einspringen können. „Auf diese Weise bekomme ich die Möglichkeit, mich weiterzuentwickeln und viele neue Partien zu lernen – ganz gleich, ob ich die jeweiligen Rollen in absehbarer Zeit nun tatsächlich singe oder nicht“, so Thomas Ebenstein. „Außerdem sind die Korrepetitoren des Hauses und die Betriebsdirektion sehr gut miteinander vernetzt. Und wenn einer der Pianisten meint, dass man eine neue Partie gut macht, findet man sich in der Spielzeit darauf oftmals als Erstbesetzung mit eben dieser Rolle wieder.“ Auch sonst fühlt sich Ebenstein an der Wiener Staatsoper sehr wohl und zwar aus vielerlei Gründen: Zum einen, weil er die Möglichkeit erhält regelmäßig neben Weltstars auftreten zu können, und von deren Gesangstechnik, die er aus nächster Nähe beobachten darf, einiges abschauen kann. Zum anderen, weil er die unterschiedlichsten Rollen ausprobieren kann: „Wenn man freischaffend arbeiten würde, wäre man als deutschsprachiger Künstler im Prinzip auf ein gewisses Repertoire festgelegt. Als Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper ist es anders: hier darf ich russische, französische, italienische, tschechische und englische Werke singen. Die Arbeit ist so sehr abwechslungsreich.“ Darüber hinaus freut es ihn mit einer geradezu kindlichen Neugier in so einem großen Opernhaus auf die unterschiedlichsten Menschentypen zu stoßen. „An der Wiener Staatsoper gibt es eine sehr interessante und dadurch belebende Mischung aus liebenswert egozentrischen, neurotischen, chaotischen, zwanghaften, humorvollen und ich weiß nicht noch was für Personen, die aber alle auf dasselbe Ziel hinarbeiten, lebendiges Musiktheater auf höchstem Niveau auf die Bühne zu bringen. Gibt es einen schöneren Arbeitsplatz?“

Andreas Láng