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Soloflötist Walter Auer

In ihrer Liebe zur Musik, in ihrer Liebe zum Instrument, in ihrer (zum Teil bewusst verborgenen) enormen Sensibilität gleichen sich die Mitglieder des Staatsopernorchesters alle bis aufs Haar. Die Menschen, die in diesen Musikern stecken sind hingegen ebenso verschieden, wie die Beweggründe die jeden einzelnen zur Musik brachten oder der jeweilige Werdegang. Der aus der Kärntner Gemeinde Weißenstein stammende Soloflötist Walter Auer etwa hat, ehe er in Wien ankam, in so vielen professionellen Orchestern gewirkt, wie nur wenige seiner Kollegen: als Stipendiat der Karajanakademie spielte er zwei Jahre lang 2. Flöte bei den Berliner Philharmonikern, danach folgten u. a. die Soloflötistenstelle in der Dresdner Philharmonie oder die selbe Position bei der NDR-Radio-Philharmonie Hannover.

Insgesamt gewann Walter Auer an die sechs Probespiele – das letzte im Jahr 2002 brachte ihn schließlich ins Staatsopernorchester bzw. in der Folge zu den Wiener Philharmonikern. Dass ein so vielfältigeprägter Musiker einiges über die unterschiedliche Musizierweise diverser Klangkörper, über spezielle Orchesterklangfarben, über das Zustandekommen lokalspezifischer Traditionen zu erzählen weiß, versteht sich von selbst. Er ist beispielsweise fest davon überzeugt, dass jene Aufführungsräume, in denen Orchester zu Hause sind, also regelmäßig arbeiten – im Falle der Wiener Philharmoniker sind das die Wiener Staatsoper und der Musikverein – ganz wesentlich die Klangkultur des jeweiligen Musikerkollektivs bestimmen und formen. Würden beispielsweise die Berliner Philharmoniker, meint Walter Auer, über mehrere Jahre im Musikverein und nicht in der Berliner Philharmonie spielen, so wirkte sich dies nachhaltig auf deren Orchesterklang aus. Und umgekehrt: Das allabendliche Spielen im Graben der Wiener Staatsoper mit ihrem breiten Repertoire und das damit verbundene unentwegte aufmerksame Zu- und Hinhören auf die Sänger ergibt und ergab jene Musizierkultur der Wiener Philharmoniker, für die sie so oft gepriesen werden. Walter Auer weiß wovon er spricht: Wenn er etwa bei Lucia di Lammermoor in der Kadenz der Wahnsinnsarie die Primadonna solistisch begleitet und sich zwischen der Sängerin und ihm ein musikalischer Dialog entwickelt, so entstehen Momente, die in ihrer Spannung, ihrer Atmosphäre, ihrer Beglückung nicht nur die Herzen der Zuschauer ergreifen, sondern auch eine Auswirkung auf den Interpreten selbst bewirken. Denn nach Walter Auer begänne in diesen Ausnahmesituationenja das eigentliche Musizieren, da die Musiker bzw. Sänger bewusst in jene Grenzbereich vordringen, in denen erst die allerhöchste Qualität möglich wird, aber gleichzeitig auch die Eventualität des Scheiterns inbegriffen ist.

Nun stellt man einem erfolgreichen Musiker wie Walter Auer, der neben seiner Tätigkeit im Orchester auch regelmäßig als Gastsolist und als Kammermusiker rund um den Erdball tätig ist, international als Dozent von Meisterklassen und als Lehrbeauftragter der Musikuniversität Wien sein Wissen an Studenten weitergibt und oft als Juror tätig war gerne die beiden Fragen, was einen guten Instrumentalisten eigentlich ausmacht respektive was er an Spitzendirigenten schätzt. In Bezug auf den Instrumentalisten nennt Walter Auer an erster Stelle Authentizität, genauer eine überzeugende musikalische Persönlichkeit
mit einer guten Klangqualität, da die rein fingertechnischen Voraussetzungen heute ab einem gewissen Niveau ohnehin bei jedem in Topqualität vorhanden und Interpretationen innerhalb eines stilistischen Rahmens Geschmackssache sind. Mit anderen Worten: Wer als Musiker etwas Eigenes zu sagen hätte, besäße daher ungemein höhere Chancen aus einem Probespiel siegreich hervorzugehen. Spitzendirigenten würden die Möglichkeiten des jeweiligen Orchesters ausreizen, zuerst einmal darauf warten,
was die Musiker anbieten und stets – über Augenkontakt oder entsprechende Zeichengebung – ein Feedback über das gerade zu hörende Ergebnis geben. Dass schon das Charisma, das zwingende Wesen der großen Dirigenten Einfluss auf den Klang nehmen, ist darüber hinaus eine ebenso unerklärliche wie altbekannte Tatsache. Wie begünstigt man übrigens als Mitglied der Wiener Philharmoniker gerade in Hinblick auf die Top-Dirigenten ist, wurde Walter Auer schon in den ersten Wochen seiner Tätigkeit in Wien klar. So erinnert er sich noch gut an einen Tag an dem am Morgen ein philharmonisches Abonne-ment-Konzert mit Zubin Mehta geprobt wurde, danach Voraufnahmen mit Riccardo Muti stattfanden und am Abend in der Staatsoper eine Vorstellung unter Seiji Ozawa über die Bühne ging. Dieses außergewöhnliche, andernorts undenkbare Privileg müsse man sich stets vor Augen halten, betont Walter Auer.

Der musikalischen Ausbildung der Kinder misst er verständlicherweise einen großen Stellenwert bei. So wie es für seine Eltern ein natürlicher Teil der Erziehung war, jedem der vier Sprösslinge ein Instrument erlernen zu lassen – bei Walter Auer war es nach der Blockflöte eben die Querflöte –, so wachsen seine drei eigenen Kinder ebenfalls mit der Musik verschwistert auf, (was bei zwei Flöte spielenden Eltern wohl auch gar nicht anders geht). Das Ziel des philharmonischen Vaters ist aber nicht jenes diverser überehrgeiziger Eltern, die ihrem Kind irgendeinen Lebensweg aufoktroyieren wollen, sondern die Ohren für den Zauber der Musik zu öffnen, die Liebe zur Musik zu erwecken.

Andreas Láng