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Nun will ich jubeln, wie keiner gejubelt!

Preisfrage: Welchen Komponisten har Christian Thielemann an der Wiener Staatsoper nach Richard Wagner bisher am häufigsten dirigiert? Nein, es war eben nicht Richard Strauss, sondern Wolfgang Amadeus Mozart (in den 1980er-Jahren). Seine Strauss-Aktivitäten im Haus am Ring beschränkten sich auf fünf Ariadne-Dirigate 2014 (absolut unvergesslich für alle, die sich damals von ihm beschenken haben lassen – zum großen Glück vieler, ist nun ein Mitschnitt in der 150-Jahr-Jubiläumsbox auf CD beziehungsweise DVD erhältlich) und ein kleines Stückchen Rosenkavalier beim Festkonzert 2005. Das war’s. Doch das Ranking erfährt jetzt mit der Neuproduktions-Aufführungsserie der Frau ohne Schatten und den Reprisen im Herbst die den diesbezüglichen Erwartungen entsprechende Umschichtung.

Der Zeitpunkt für Thielemanns Rückkehr an die Staatsoper im Allgemeinen und als Strauss-Diri- gent im Besonderen kann gar nicht passender sein und liegt ebenso nahe, wie die Entscheidung, die Frau ohne Schatten als Festpremiere am 150. Staatsoperngeburtstag anzusetzen: Das Werk wurde bekanntlich diesem Haus und diesem Publikum vom Komponisten vor 100 Jahren als Morgengabe anlässlich seines Direktionsantrittes zur Urauffüh- rung anvertraut – dieses Jubiläum gilt es zu feiern (zumal die Staatsoper in den ersten Dezennien ihres Daseins nicht gerade mit zahlreichen nennenswerten Weltpremieren gesegnet war). Und wer sollte hierbei am Pult stehen, wenn nicht Christian Thielemann, „vor dessen Gegenwart selbst Karl Böhm, der immer als erster Dirigieranwalt des Stückes galt, verblasste“ (Manuel Brug in der Welt nach der Premiere der mittlerweile legendären Frau-­ohne­-Schatten-Zusammenarbeit von Thielemann und den Wiener Philharmonikern bei den Salzburger Festspielen 2011).

Wie sehr sich Thielemann und das (Staatsopern-) Orchester – nicht zuletzt bei Strauss – auf ideale Weise ergänzen, ist bereits seit dem ersten gemeinsamen Konzert im Jahr 2000, als die Alpensympho­ nie auf dem Programm stand, evident. „Liebe auf den ersten Blick“ bezeichnete Thielemann dieses Debüt rückblickend und streut darüber hinaus dem unverwechselbaren, weich-goldenen, „im guten Sinne defensiven" Klang des Orchesters und der musikalischen Flexibilität der einzelnen Musiker, die stets mit einem Ohr bei den Sängern auf der Bühne wären, Rosen. „Schließlich könne man“, so Thielemann wörtlich, „die großen Strauss-Klopper nicht wie ein Schlachtschiff steuern.“ Der Dirigent hätte im Verein mit dem Orchester darauf zu achten, dass die Sänger nicht schon ganz am Anfang überfordert würden, müsse darauf schauen, zumeist unter der Forte/Fortissimo-Grenze zu bleiben, dürfe, anders ausgedrückt, nicht jedes Forte wörtlich nehmen, „da sonst die Sache schlecht ausginge“. Und über den acht Jahre zurückliegen den erwähnten Frau­ ohne­ Schatten­ Triumph resümierte Thielemann: „Einige Musiker zeigten sich verwundert, dass ich mit ihnen so entspannt arbeiten würde, worauf ich erwiderte, dass es genau umgekehrt wäre: Das ganze Orchester wäre mir gegenüber entspannt. Offensichtlich stimmt also die Chemie zwischen uns. Es herrscht ein wahres Geben und Nehmen, ein gegenseitiges Anbieten und Aufnehmen.“ Was bei einem instrumentalen Parfumeur (so Strauss über seine eigene Orchestrierungskunst) zu jenen schönen Ergebnissen führen kann, die Manuel Brug in der oben genannten Frau ­ohne ­Schatten­Besprechung hervorhob: Von Elfentänzen und Untergangsorgasmen war hier die Rede, von kristallin kühlen, celestaglitzernden Höhenwelten ebenso wie vom hardcoredumpfen Brutalosound, dem Trippeln über fein abgeschmeckte Genießerparcours oder dem Aufscheinen der Spätlesesüffigkeit des Rosenkavalier.

Verständlich, dass alle Musikliebhaber dieser nach Tristan und Isolde (2003) und Hänsel und Gre­tel (2015) dritten Staatsopernpremiere Christian Thielemanns am 25. Mai mit größter Spannung und Vorfreude, ja, in absoluter Festtagsstimmung entgegenfiebern. Und von Festtagsstimmung ist man schnell beim Festtagsschmaus und da wieder um bei dem berühmten Vergleich, den Thielemann einst in einem Prolog-Gespräch heranzog: Die Musik von Richard Strauss wäre, so der Dirigent, wie ein fantastischer, üppiger Gänsebraten. Nichts was man unbedingt jeden Tag präsentiert bekommen sollte (da die die Wirkung sonst mit der Zeit abstumpfen würde), aber umso mehr zu besonderen Anlässen...

Andreas Láng

Die Frau ohne Schatten | Richard Strauss
Premiere: 25. Mai 2019
Reprisen: 30. Mai 2019, 2., 6., 10. Juni 2019
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Einführungsmatinee: 12. Mai 2019
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