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© Jose Zakany

In Vorfreude auf die kommenden 261 Jahre

In Vĕc Makropulos von Leoš Janáček wird von einer weltberühmten Sängerin – Emilia Marty – berichtet, die von Erfolg zu Erfolg schreitet und dank eines Wunderelixiers mit ewiger Jugend beschert ist. So die Geschichte. Mitunter drängt sich durchaus der Verdacht auf, dass diese Emilia Marty einst einem besonderen Kollegen von diesem Zaubertrank hat nippen lassen …

Der Kollege – das ist Plácido Domingo! Vor einiger Zeit feierte er seinen 75. Geburtstag, doch von Ruhestand oder Kürzer-Treten ist gemäß seinem bekannten Motto „Wer rastet, der rostet“ keine Spur! Der Sänger/Dirigent hat bis heute ein fast unvorstellbares Arbeits- und Wirkungsspektrum entfaltet, das ihn schier ohne Pause durch die Operngeschichte führt. Und das immer noch voller Neugierde, Tatendrang, Energie und Freude an der Sache!

Domingo, das ist mehr als nur ein Name, eine Persönlichkeit, ein Sänger oder Dirigent. Domingo ist eine Ikone des Musiktheaters, und heute, wie kein anderer Kollege, eine Ausnahmeerscheinung. Wie Karajan für viele, auch nicht Hochkulturaffine, der Inbegriff des Dirigenten an sich wurde, so ist Domingo für ebenso viele der Opernsänger schlechthin. Vergleichbare Beispiele sind rar. Denn Domingo ist Weltmeister auf so vielen Gebieten, dass es ihm keiner gleichmachen kann. Was ihn antreibt, ist in erster Linie, neben Talent, Disziplin und anderen Gottesgaben, wohl auch eine Begeisterungsfähigkeit für Musik und Theater, die ihn durch Jahrzehnte befeuert und antreibt. Denn, um vielleicht einen etwas weniger öffentlich bekannten Domingo-Aspekt anzuführen: Wer ihn auch nur einmal nach einem langen Arbeitstag bei einer Abendvorstellung in einer Loge der Wiener Staatsoper erlebt hat, wie er an Vorstellungen, an denen er nicht teilhat, mit den Sängern mitlebt, mit der Musik fiebert und einfach positiv und begeistert „die Sache“ Oper liebt, der hat gesehen, dass es bei Domingo eine Ermüdung, eine Routine oder auch nur einen Gewöhnungseffekt nicht gibt.

Muss noch über seine Stimme geschrieben werden? Muss nicht – jeder Opernliebhaber (er)kennt sie blind. Muss noch über seine besten Rollen geschrieben werden? Auch nicht, denn Domingo hat so viele Paradepartien, dass die Aufzählung zu lang und ohnedies immer auch unvollständig wäre. Über seine überreiche Wiener-Staatsopern- Geschichte? Auch nicht, denn man weiß ohnedies, dass er 1967 – vor 50 Jahren! – im Haus am Ring als Don Carlo debütierte, hier zahllose Abende – als Sänger und als Dirigent – absolvierte. Von Faust über Don José bis Gustav III., von Alvaro bis Manrico und Radames, von Cavaradossi bis Otello, Hoffmann, Siegmund, Nabucco, Boccanegra, dazu die Dirigate von Puritani über Aida bis Carmen … Man sieht: Domingo ist einer, der sich nicht an nur eine Sparte, an nur ein Fach hat fesseln lassen. Gerade in der heutigen Zeit, in der man gerne einzelne Künstlerinnen und Künstler in möglichst nicht zu große Schubladen steckt und ihnen ein besonders „Spezialisten“-Fach zuordnet, ist eine solche Persönlichkeit wie Domingo deshalb doppelt und dreifach wichtig. Das italienische Fach war ihm etwa vertraut wie das französische, auch das russische – man denke nur an seinen Hermann in Pique Dame – und auch das deutsche pflegte er mit größter Hingabe und Leidenschaft. Die Wagnerschen Lohengrins und Parsifals, neben dem schon genannten Siegmund belegen das mit größter Deutlichkeit. Und sein Fachwechsel ins Baritonfach ist natürlich in diesem Zusammenhang zu erwähnen: seinen Nabucco, Giorgio Germont und Boccanegra etwa hörte man bereits auch an der Wiener Staatsoper.

Und Domingo erhielt all die Ehrungen, die ein Künstler erhalten kann, so ist er nicht nur Kammersänger, sondern auch noch Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper – eine Auszeichnung, die nur ganz wenigen Sängerinnen und Sängern zuteilwird. Überdies – was soll man über eine Staatsopern-Geschichte sprechen, da diese ohnedies noch nicht abgeschlossen ist? Am 19. Mai wird Domingo – in einer Gala, die seinem 50jährigen Staatsopern- Bühnenjubiläum gewidmet ist – an das Haus wiederkehren.

337 Jahre alt wird Emilia Marty dank des Wunderelixiers in Vĕc Makropulos. Eine gute Nachricht! Denn hat sie ihrem Kollegen tatsächlich etwas abgegeben, darf sich das Wiener und internationale Opernpublikum auf kommende 261 Jahre mit Plácido Domingo freuen. Und auf viele weitere Vorstellungen, Sternstunden, Ausnahmeabende. Und auf weitere 261 Jahre ehrliche Begeisterung!

Oliver Láng


AUSSTELLUNG

Zu Plácido Domingos rundem Staatsopern- Jubiläum zeigt die Wiener Staatsoper eine Ausstellung im Gustav Mahler-Saal, die eine Rückschau auf „sein“ halbes Jahrhundert zeigt. Die Eröffnung ist am 17. Mai um 14.15 Uhr – das Publikum ist herzlich eingeladen!