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Ein Geschenk ans Publikum

Als die Wiener Staatsoper in der Direktion Ioan Holender im September 2001 die Übersetzungsanlage in Betrieb nahm, war die Sensation perfekt: Anders als in den meisten Opernhäusern mussten die Zuschauer im Haus am Ring die Untertitel von da an nicht mehr mühsam vom oberen Bühnenrand oder gar aus einer der vorderen seitlichen Logen ablesen, sondern konnten dem übersetzten Libretto bequem von einem eigenen kleinen Monitor im unmittelbaren Blickradius folgen – jeder einzelne Sitzplatz, aber auch die Stehplätze waren, dem Beispiel der New Yorker Metropolitan Opera folgend, mit solchen kleinen Bildschirmen ausgestattet worden – insgesamt kam man so auf mehr als 2000 Monitore. Doch das war noch nicht alles: als erstes Opernhaus der Welt (und damit wurde die MET übertroffen) konnte dem Publikum sogar eine zweisprachige Untertitelanlage angeboten werden und so durfte jeder persönlich entscheiden, ob er dem Geschehen lieber auf Deutsch oder auf Englisch folgen möchte. Das Echo war gewaltig und viele eingefleischte Operngeherinnen und Operngeher erfuhren auf diese Weise zahllose Details, die ihnen bisher verborgen geblieben waren. In den ersten Monaten wurden praktisch alle Kinderkrankheiten dieses damals neuen Systems beseitigt und in der Folgezeit vielen interessierten Musiktheatern entsprechendes Know-how vermittelt. An dieser Stelle muss übrigens endlich offiziell jener Mitarbeiterschar gedankt werden, die in der Abteilung mit dem sonderbar klingenden Namen Schwachstrom nicht bloß die Wartung übernahm, sondern unermüdlich bewundernswerte Verbesserungen ersann, die den Zuschauern Abend für Abend zugutekamen! Und damit ist auch die Überleitung zum Heute geschafft: denn das enorme Wissen dieser Abteilung stellte in den letzten Monaten einer der Grundlagen für eine abermalige Sensation dar – die brandneue Untertitelanlage, die mit Saisonstart den Besucherinnen und Besuchern präsentiert wird.

NACH 16 JAHREN WAR DIE ZEIT REIF

Wie alle technischen Geräte begann auch die alte Untertitelanlage nach und nach immer mehr den Zahn der Zeit zu spüren: die Ausfälle häuften sich, die Fehleranfälligkeit nahm zu, die Leuchtkraft der einzelnen Monitore hingegen ab. Längst hatte die technische Entwicklung die kleinen Displays überholt, was gerade durch die nicht nachlieferbaren Ersatzteile schmerzlich spürbar wurde. Also beschloss Direktor Dominique Meyer eine der Wiener Staatsoper und der Gegenwart adäquate neue Anlage entwickeln und installieren zu lassen. Und damit trat die von der Österreicherin Waltraud Schill und ihren Partnern 2001 gegründete innovative Internetagentur lemon42 auf den Plan, die sich international bei Handelsunternehmen, im Telekomsektor, bei Banken und in den letzten Jahren verstärkt auch in der Kultur einen Namen machen konnte. Unter anderem zählen die Theaterholding Graz mit Oper und Schauspielhaus, die Vereinigten Bühnen Wien sowie das neue Linzer Landestheater zu den Kunden von lemon42. Für das Linzer Landestheater beispielsweise wurden zunächst der komplette Webauftritt, der Webshop, das Intranet und eine App entwickelt und als nächster Schritt gemeinsam mit der italienisch-schweizerischen Firma Marconi eine mehrsprachige Untertitelanlage, die zusätzlich zur den Übersetzungen auch einige Kommunikations- und Informationstools für die Zuschauer bereithielt. Hier wiederum war nun der Anknüpfungspunkt für die Wiener Staatsoper, die nach eingehender Prüfung und einer entsprechenden Ausschreibung lemon42 mit der Projektleitung und Marconi als Subunternehmer mit der Realisierung der neuen Untertitelanlage betraute. Für Waltraud Schill übrigens, die die Abende ihrer Studentenzeit am Stehplatz der Staatsoper verbracht hatte und in ihrem Freundeskreis eine beachtliche Zahl an namhaften Künstlern versammelt, war dieser Auftrag so etwas wie die Erfüllung eines Wunschtraumes – hier traf sich die private Leidenschaft, also die Liebe zur Musik mit dem beruflichen Engagement.

WAS IST NEU?

Die Vorgaben für die neue Untertitelanlage waren natürlich enorm: Direktor Dominique Meyer wollte fürs Erste der seit Jahren oft gehörten Bitte nach einer Verbreiterung des Angebots bei den Übersetzungen nachkommen – somit werden ab dem ersten Vorstellungstag der Spielzeit 2017/2018 insgesamt unglaubliche sechs Sprachen zur Auswahl stehen: wie bisher Deutsch und Englisch sowie Französisch, Italienisch, Japanisch und Russisch. Damit erbringt die Wiener Staatsoper auch auf diesem Gebiet abermals eine internationale Pionierleistung! Eine weitere Forderung war die deutliche Verbesserung der Lesbarkeit, die nun auf den augenfreundlicheren neuen Monitoren entsprechend umgesetzt wurde. Zusätzlich soll auch an der Wiener Staatsoper ein modernes, breit angelegtes Infotainment Einzug halten – somit können die Besucherinnen und Besucher auf den Displays vor Vorstellungsbeginn und in den Pausen unter anderem Informationen zur Besetzung und zum Inhalt beziehen sowie in absehbarer Zeit beispielsweise auch Gastronomiebestellungen für die Pausenräume abgeben.
Die Herausforderungen waren also groß, zumal die beiden Sommermonate der Theaterferien für den Einbau der neuen Monitore in den denkmalgeschützten Raum sowie die Testphase äußerst knapp bemessen waren – alles und jeder musste aufeinander abgestimmt dem Ergebnis entgegenarbeiten. Entsprechend sprach Waltraud Schill von drei Hauptrollen in diesem Projekt: die Wiener Staatsoper, als Ort des Geschehens, Marconi, als Entwickler des eigentlichen Untertitelbereichs und lemon42, als Hauptverantwortlicher in der Projektleitung sowie als Schöpfer des Infotainmentsystems und als Programmierer der Schnittstelle.
Dass die Spannung bei allen Beteiligten mit dem Näherrücken des ersten Vorstellungstages sozusagen stündlich steigt, versteht sich von selbst, zugleich wächst aber auch die Freude, dem Publikum etwas Bedeutendes übergeben zu können.

Andreas Láng