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Ein Chamäleon bei der Weinprobe

Rund 50mal ist der französische Bariton Ludovic Tézier im Haus am Ring aufgetreten: Zwischen Posa und Ford, Luna und Wolfram, Nozze-Graf und Don Giovanni. In einer Oper – Werther – gab er sogar zwei Rollen: Albert und die Titelpartie (in der Baritonfassung). Im November gestaltet er – für Francesco Meli einspringend – ein Solistenkonzert.

Sie singen ein umfassendes Programm von Mozart und Schubert über Schumann bis Liszt, Verdi und Giordano. Versuchen Sie, dieses Programm unter einen konzeptuellen Bogen zu fassen?
Ludovic Tézier: Ich folge einem roten Faden: und das ist die Idee der Schönheit. Oder auch eine gewisse ästhetische Logik, die sich durch die Programmwahl ergibt. Es ging mir in der Zusammenstellung nicht darum zu zeigen, was ich alles singen kann. Sondern ich zeige, was mir gefällt, was ich besonders schätze. Es ist wie eine Weinprobe, bei der man manches ausprobiert. Wir „kosten“ Komponisten.

Hat dieser rote Faden einen zentralen Knoten- punkt, der wie eine Keimzelle den Rest bedingt?
Ludovic Tézier: Nein, jedes Lied ist ein eigener Knotenpunkt. Und zu jedem habe ich eine besondere Beziehung. Die Mozart-Lieder zum Beispiel: Die standen am Anfang meiner Karri- ere und ich „besuche“ sie nun wieder, um sie, mit meiner Erfahrung, neu zu interpretieren. Es ist also wie eine Zeitmaschine. Es gibt aber keine Favoriten, sondern bei jedem einzelnen Lied denke ich mir immer wieder: Ist das nicht ein Meisterwerk?!

Ist bei dieser Auswahl der Text oder die Musik der Ausgangspunkt gewesen?
Ludovic Tézier: Das ist eine wichtige Frage... Bei diesem Konzert ist es eher die Musik, es ist der Klang, und wie die Komponisten damit umgehen.

Nun erklingen Lieder und Arien. Mit welcher Stimme singen Sie? Einer Liedstimme für alles? Oder schalten Sie um?
Ludovic Tézier: Das ist faszinierend – und herausfordernd. Natürlich könnte ich schon bei Schubert eine große Opernstimme einsetzen, das wäre ja auch wirkungsvoll! Aber es ist exakt das Gegenteil von dem, was ich machen will und werde. Das soll ein Chamäleon-Konzert werden, ich passe meine Stimme immer an die Anforderungen an. Wir werden mit Maria Prinz immer versuchen, den richtigen Stil zu finden. Das erfordert natürlich eine Flexibilität, wenn es um Ausdruck und Einsatz geht. Aber im Grunde ist es ja immer meine Stimme, die ich mit wechselnden Farben ausstatte: ob Mozart oder Verdi, es bin immer ich.

Die Opernarien finden im Rahmen einer normalen Aufführung natürlich stets szenisch statt. Geht Ihnen bei einem Konzert nicht etwas ab, wenn Sie etwa Posa singen?
Ludovic Tézier: Das ist ohne Zweifel eine besondere Situation. In gewisser Art und Weise ist es natürlich einfacher Posas Tod zu geben, wenn man am Boden liegt. Aber: In Wahrheit spielt das alles keine so große Rolle, denn die Emotion, den diese Momente brauchen, liegt in der Musik. Und nicht in einer szenischen Aktion, nicht in einem Umfallen oder in einer Bewegung. Ich bleibe also auf die Musik konzentriert, genauso wie beim Liedgesang. Vielleicht kann man sogar sagen, dass es zwischen den Liedern und den Arien, die ich singe, eine Verbindung gibt: Es muss alles rein, schön, konzentriert klingen. Und aus dieser Konzentration wird die Emotion gewonnen. Für mich sind diese Reinheit und Schönheit heilig ... Sagen wir es so: Man wird nicht viel Theater sehen, aber viel Vokaltheater erleben!

Das Gespräch führte Oliver Láng


Solistenkonzert
Ludovic Tézier | Maria Prinz (Klavier)
27. November 2019
Lieder und Arien von Mozart, Schubert, Schumann, Berlioz, Tschaikowski, Liszt und Giordano

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