Lucinda Childs

Lucinda Childs begann ihre Karriere als Tänzerin und Choreographin 1963 am Judson Dance Theater in New York. Zehn Jahre später gründete sie mit der Lucinda Childs Dance Company ihr eigenes Ensemble und schuf seitdem über 50 Werke. 1976 arbeitete sie zum ersten Mal mit Philip Glass und Robert Wilson bei der »Einstein on the Beach«-Produktion als Choreographin und Tänzerin zusammen. Es folgten weitere Kooperationen mit Robert Wilson, in dessen Werken sie regelmäßig auftrat, darunter »I was sitting on my Patio this Guy appeared I thought I was hallucinating«, Heiner Müllers »Quartett«, Philip Glass’ Oper »White Raven«, das Filmprojekt »Video 50« oder an der Seite von Michel Piccoli in »Maladie de la Mort« von Marguerite Duras. 2015 wirkte sie in Wilsons Produktion von Arvo Pärts »Adam’s Passion« mit und war im selben Jahr für die Choreographie von »Letter to a Man« verantwortlich, welche von Mikhail Baryshnikov interpretiert wurde. Für Baryshnikov kreierte sie des Weiteren »Opus One« und »Largo«.
1979 entstand zur Musik von Philip Glass und in der Ausstattung von Konzeptkünstler Sol LeWitt mit »Dance« eine der erfolgreichsten Arbeiten von Lucinda Childs. Die Choreographie ist bis heute im Repertoire der Lucinda Childs Dance Company und wird auf internationalen Tourneen aufgeführt. Zudem haben mehrere europäische Compagnien das Werk in ihr Programm aufgenommen, darunter das Ballet de l’Opéra de Lyon. Lucinda Childs’ Choreographien werden von zahlreichen renommierten Ballettcompagnien getanzt, darunter das Ballet de l’Opéra de Paris, das Staatsballett Berlin, Pacific Northwest Ballet, Les Ballets de Monte-Carlo sowie das Boston Ballet, Ballet de l’Opéra du Rhin und das Ballet du Grand Théâtre de Genève. 2019 schuf Lucinda Childs einen Soloabend für die Tänzerin Wendy Whelan in Kooperation mit der Cellistin Maya Beiser zur Musik von David Lang, der beim Jacob’s Pillow Dance Festival Premiere feierte.
Seit 1992 widmete sich Lucinda Childs auch verstärkt der Gattung Oper. Es entstanden u.a. Zusammenarbeiten mit Peter Stein zu »Moses und Aaron« an der Nederlandse Opera sowie mit Luc Bondy, für dessen Inszenierung von Richard Strauss’ »Salome« bei den Salzburger Festspielen sie die Choreographie erarbeitete. Außerdem inszenierte sie Glucks »Orfeo ed Euridice« an der Scottish Opera und der Los Angeles Opera, Mozarts »Zaide« am La Monnaie in Brüssel, John Adams’ »Doctor Atomic« an der Opéra du Rhin Strasbourg sowie Jean Baptiste Lully’s »Atys« und »Scylla and Galucus« von Jean-Marie Leclaire an der Oper Kiel.
2016 widmete sich eine Ausstellung in der Thaddeus Ropac Gallery in Zusammenarbeit mit dem Centre Nationale de la Danse ihren Tanznotationen. Für ihr künstlerisches Schaffen wurde Lucinda Childs mehrfach ausgezeichnet u.a. mit dem Golden Lion Award der Biennale di Venezia 2017 und dem Samuel H. Scripps American Dance Festival Award for Lifetime Achievement. Außerdem wurde sie von der französischen Regierung 2004 zum Commandeur des Arts et des Lettres ernannt und in die Hall of Fame des National Museum of Dance in Saratoga Springs, New York aufgenommen. 2006 produzierte der französisch-deutsche Fernsehsender ARTE einen Dokumentarfilm von Patrick Bensard über Lucinda Childs mit dem Titel »Lucinda«.