Zum Tod von Franz Grundheber

Vom Haus |

Die Wiener Staatsoper trauert um Ehrenmitglied KS Franz Grundheber.

Die Staats­o­pern­fa­mi­lie ist tief be­trof­fen vom Tod ih­res Eh­ren­mit­glied­es KS Franz Grund­he­ber, der am 27. Sep­tem­ber 2025, also ex­akt an sei­nem 88. Ge­burts­tag, ver­stor­ben ist.

Der ge­fei­er­te Ba­ri­ton wur­de in Deutsch­land ge­bo­ren und gas­tier­te im Lau­fe sei­ner in­ter­na­tio­na­len Kar­rie­re u. a. in Brüs­sel, Pa­ris, Lon­don, Ma­drid, Mai­land, San Fran­cis­co, New York und bei den Salz­bur­ger Fest­spie­len.

Im Haus am Ring gab er sein De­büt schon 1976 als Noz­ze-Fi­ga­ro, der end­gül­ti­ge Durch­bruch zum ge­fei­er­ten Wie­ner Pu­bli­kums­lieb­ling ge­lang ihm schließ­lich mit dem Woz­zeck bei ei­ner Neu­pro­duk­ti­on 1987.

Und von da an war er von der Staats­o­pern­büh­ne nicht mehr weg­zu­den­ken. Nicht um­sonst wur­de Wien für Grund­he­ber ei­ne zu­sätz­li­che Hei­mat.

Der Freun­des­kreis oder die be­geis­ter­te An­hän­ger­schaft (die Gren­ze zwi­schen den bei­den Grup­pen war flie­ßend) wur­de je­den­falls un­ent­wegt grö­ßer. Das zeig­te sich auch an der stetig wach­sen­den Zahl je­ner, die nicht nur an der Büh­nen­tür auf das Er­schei­nen Grund­he­bers war­te­ten. Vie­le über­wan­den nach den Vor­stel­lun­gen so­gar die Bar­rie­re des Büh­nen­por­tier­es und stürm­ten die So­lis­ten­gar­de­ro­be des eben Ge­fei­er­ten.

Dass die Lie­be ei­ne ge­gen­sei­ti­ge war, dass ihm die­ses Haus und die­ses Pu­bli­kum be­son­ders am Her­zen la­gen, zeig­te sich nicht zu­letzt an sei­ner tie­fen Trau­rig­keit, als er nach über 40 Jah­ren am En­de sei­ner Kar­rie­re 2017 als Schi­golch in Bergs Lulu Ab­schied von der Wie­ner Staats­o­per nahm.

Fast 260-mal stand KS Franz Grund­he­ber auf die­ser Büh­ne, und das in ei­nem un­ge­mein brei­ten Re­per­toire, das deut­sche, ita­lie­ni­sche und fran­zö­si­sche Rol­len glei­cher­ma­ßen um­fass­te.

Be­mer­kens­wert in die­sem Zu­sam­men­hang war, wie er oft ge­hör­te Kli­schees wi­der­leg­te, dass deut­sche Sän­ger ita­lie­ni­sche Par­ti­en nicht op­ti­mal um­set­zen könn­ten. Sei­ne Ri­go­let­to-In­ter­pre­ta­tio­nen schrie­ben Auf­füh­rungs­ge­schich­te. Grund­he­ber litt und rang als Hof­narr auf der Büh­ne so in­ten­siv, dass man als Zu­hö­rer noch Ta­ge da­nach in­ner­lich er­schüt­tert war. Sein ver­zwei­felt-rach­süch­ti­ges »Sì, ven­det­ta, tre­men­da ven­det­ta« bleibt je­dem dau­er­haft in Er­in­ne­rung, der es je mit­er­le­ben durf­te.

Über­haupt wa­ren es sehr oft die ge­bro­che­nen Cha­rak­te­re, die er auf un­nach­ahm­li­che Wei­se vo­kal und schau­spie­le­risch zu ge­stal­ten wuss­te.

Un­ver­ges­sen bleibt, wie er als Am­for­tas des­sen »Er­bar­men! Du Al­ler­bar­mer! Ach, Er­bar­men!« oder das »He­raus die Waf­fen! Taucht eu­re Schwert­er tief, bis ans Heft!« hin­aus­schleu­der­te. Die­se Ru­fe gal­ten sei­ner Grals­rit­ter­schaft – aber vor al­lem dem ge­ban­n­ten Pu­bli­kum. Es war je­des Mal ein tief auf­wüh­len­des Er­leb­nis.

Na­tür­lich sang er al­le die gro­ßen Cha­rak­te­re sei­nes Fa­ches – et­wa Amo­nas­ro, Hol­län­der, Jago, Orest, die Bö­se­wich­ter in Con­tes d’Hoff­mann, Scar­pia, Car­dil­lac, Dr. Schön, aber er wuss­te auch in Ra­ri­tä­ten zu über­zeu­gen, zum Bei­spiel als Gug­lie­l­mo Wulf in Puc­ci­nis Erst­ling Le vil­li, gab mit gro­ßer Hin­ga­be den Mo­ses in ei­ner Neu­pro­duk­ti­on des Schön­berg‘schen O­pus oder den Car­lo Bor­ro­meo in Pfitz­ners Pa­les­tri­na.

So viel­fäl­tig die Par­ti­en wa­ren, die Franz Grund­he­ber an der Wie­ner Staats­o­per ver­kör­per­te, in ei­nem glich­en sich all sei­ne In­ter­pre­ta­tio­nen: Grund­he­ber leb­te sei­ne Cha­rak­te­re, je­der Ton, den er sang, je­de Ge­bär­de wur­de bei ihm zur psy­cho­lo­gi­schen Tie­fen­boh­rung. Er stieg re­gel­recht in die ver­bor­gens­ten Re­gio­nen ei­ner Fi­gur hin­ab, um all ihr Füh­len und Den­ken aus dem In­ners­ten her­aus be­glau­bi­gen zu kön­nen

1998 wur­de Franz Grund­he­ber zum Ös­ter­rei­chi­schen Kam­mer­sän­ger er­nannt, sei­ne en­ge Be­zie­hung zur Wie­ner Staats­o­per gip­fel­te 2010 schließ­lich in der Ver­lei­hung der Eh­ren­mit­glied­schaft des Hau­ses am Ring.

Zum Zei­chen der Trau­er an­läss­lich sei­nes To­des hisst die Wie­ner Staats­o­per die schwar­ze Flag­ge.

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