Über das Puppenspiel

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Manuela Linshalm erzählt, was Puppen besser können als menschliche Darsteller.

In der aktuellen »Fidelio«-Produktion kommen auch Puppen zum Einsatz. Leonore und Florestan werden gedoppelt – beziehungsweise aufgespalten. Warum macht das die Produktion reicher und klarer?

Eine Pup­pe ist im­mer wahr­haf­tig. Sie spielt kei­ne Rol­le, son­dern sie ist die Rol­le, die wir ihr zu­schrei­ben. Da­durch kann sie ab­so­lut über­zeu­gend sein, oh­ne je­de per­sön­li­che Schran­ke. Wenn al­so ei­ne Pup­pe stirbt, dann stirbt sie bes­ser als je­de Schau­spie­le­rin oder je­der Sän­ger. Denn die Dar­stel­ler ste­hen wie­der auf, ver­beu­gen sich, schwit­zen. Ei­ne Pup­pe, die von der Spie­le­rin ge­löst ist, ist tot. Und das mit ei­ner sol­chen Wir­kungs­kraft, dass es ei­nem schier das Herz bre­chen kann. Viel­leicht kön­nen Pup­pen man­ches an Mi­mik nicht zei­gen, sie lö­sen aber die ent­spre­chen­den Emo­tio­nen und Ge­dan­ken bei den Zu­schau­ern aus. Das Pu­bli­kum kom­plet­tiert al­so, was wir spie­len. Denn: Pup­pen sind ge­wal­ti­ge Pro­jek­ti­ons­flä­chen. Das setzt vor­aus, dass sie nicht nur gut ge­spielt, son­dern auch gut ge­baut sein müs­sen, ver­gleich­bar mit ei­nem Mu­sik­in­stru­ment.

Ei­ne Pup­pe gibt uns die Mög­lich­keit, die In­nen- und Au­ßen­welt ei­ner Fi­gur zu zei­gen – und die­se lie­gen ge­ra­de bei der Leonore ex­trem weit aus­ein­an­der. Wir ha­ben ei­ne ver­zweif­el­te Frau vor uns, die in­ner­lich zer­ris­sen ist: Sie sucht ih­ren Mann, muss aber ih­re Emo­tio­na­li­tät un­ter­drü­cken, sich ver­klei­den und nach au­ßen et­was an­de­res dar­stel­len – näm­lich Fidelio. Die In­nen­welt, die See­le: das ist die Sän­ge­rin. Das, was die Fi­gur nach au­ßen zei­gen muss: das ist die Pup­pe. Die­se Ebe­nen kön­nen sich tren­nen, von­ein­an­der ent­fer­nen. Bei­de Schich­ten sind über die Mu­sik und den Text er­fahr­bar, für ge­wöhn­lich aber auf der Büh­ne nicht sicht­bar. In un­se­rer Pro­duk­ti­on aber hö­ren wir nicht nur die In­nen- und Au­ßen­welt, wir kön­nen sie auch se­hen.

Manuela Linshalm ist Schau­spie­le­rin und Pup­pen­spie­le­rin und wird in der Neu­pro­duk­ti­on die Leonore-Pup­pe spie­len.

»Pup­pen sind ge­wal­ti­ge Pro­jek­ti­ons­flä­chen. Das setzt vor­aus, dass sie nicht nur gut ge­spielt, son­dern auch gut ge­baut sein müs­sen, ver­gleich­bar mit ei­nem Mu­sik­in­stru­ment.«

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