Ein Stück Staatsopern-Geschichte

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Peter Kozak, langjähriger Technischer Direktor der Wiener Staatsoper, wurde zum Ehrenmitglied des Hauses am Ring ernannt.

Im Anschluss an die Wiederaufnahme von Pique Dame am Samstag, 21. Juni 2025, wurde Ing. Peter Kozak, langjähriger Technischer Direktor der Wiener Staatsoper, zum Ehrenmitglied des Hauses am Ring ernannt. Er kann auf eine 40-jährige Beziehung zur Wiener Staatsoper zurückblicken, wo er am 1. März 1985 seine Laufbahn begann – seit mehr als 20 Jahren hat er als Technischer Direktor das Haus wesentlich mitgeprägt, begleitete annähernd 400 Neuproduktionen und rund 11.500 Vorstellungen. Mit Ende der Spielzeit wird Peter Kozak seine Pension antreten. Die Wiener Staatsoper gratuliert Peter Kozak zu dieser Ehrung herzlich und dankt für vier Jahrzehnte unermüdlichen Einsatzes für das Haus am Ring!

Ing. Peter Kozaks Nachfolger als Technischer Direktor der Wiener Staatsoper ist DI Ulfried Grabner.

Wann immer man die Staatsoper betrat, war er schon da. Und das scheinbar gleichzeitig an den unterschiedlichsten Orten im Haus: Auf der Bühne, bei einer Besprechung, in seinem Büro, im Zuschauerraum, auf einer Probebühne einige Stockwerke höher usw. Dass es ohne ihn nicht ging, hat ein früherer Direktor des Hauses folgendermaßen umschrieben: »Eigentlich mach’ nicht ich die Spielpläne, sondern er, der PeterKozak.« Stimmte natürlich nicht, aber dann doch ein bisschen. Denn wer außer ihm konnte all den Staatsoperndirektoren, denen er über die Jahrzehnte zur Seite stand, genauer Bescheid sagen, welche Stücke des gewaltigen Repertoires rein von der Beschaffenheit des Bühnenbildes her, im allabendlichen Betrieb aufeinanderfolgend gezeigt werden konnten? Keiner. Bei Ing. Peter Kozak liefen alle Informationskanäle der technischen Abteilungen, aber nicht nur dieser Abteilungen, zusammen. Und er kannte das Haus wie kaum ein anderer, vielleicht sogar wie kein anderer. Seinen Antrittsvertrag hatte schließlich noch der Kurzzeitdirektor Lorin Maazel unterschrieben. Damals in den mittleren 1980er Jahren. Seither ist viel Staatsoperngeschichte geschrieben worden – nicht unwesentlich von Peter Kozak mitgeprägt. Schritt für Schritt an immer wichtigeren Positionen, bis er vor mittlerweile mehr als 20 Jahren zum Technischen Direktor des Hauses ernannt wurde.

Doch der Reihe nach! Dass er eine derart wichtige Persönlichkeit in einem der bedeutendsten Opernhäuser der Welt werden würde, hat ihm wohl keiner an der Wiege gesungen. Ganz ohne Musik ging es allerdings auch in seiner Jugend nicht: Dem mehrere Jahre dauernden Klavierstudium folgte sogar noch eine Schlagzeugausbildung – wobei ihm letztere mehr zusagte. Aber das war’s dann vorerst auf diesem Gebiet. Der Weg ins Innerste des wichtigsten Wiener Musentempels sollte über den Pfad der Technik erfolgen. Oder eigentlich über eine Faustballbekanntschaft. Denn als Peter Kozak bei einem nachmittäglichen Training von einem der Mitspieler, einem Mitarbeiter der Staatsoper, erfuhr, dass in der technischen Abteilung des Hauses eine Stelle frei geworden war, zögerte er nicht lange. Schließlich bot ihm das Projektieren von Dieselmotoren nach einer fünfjährigen Tätigkeit bei der Firma Deutz entschieden zu wenig Abwechslung. 

Was für eine Überfülle an Abwechslung er an der Wiener Staatsoper allerdings finden würde, konnte er damals nicht ahnen. Aber wer hat schon einen Einblick in dieses Wunderhaus, der nicht in ihm wirken darf? Kurzum: Langeweile ist hier unbekannt. Oder, wie Peter Kozak es selber formuliert: »Keine Produktion ähnelt einer anderen, die Herausforderungen – manchmal ziemlich hartnäckige – sind immer andere, manchmal unerwartete, manchmal befürchtete. Je nach Regisseur und Bühnenbildner. Aber letztlich, und das ist das Schöne, gelingt es dann doch, die unterschiedlichsten Träume des Leading-Teams zu realisieren.« Und so lautet seine Antwort auf die Frage, was ihn, rückblickend auf seine hier verbrachten vier Jahrzehnte, mit dem größten Stolz erfüllt, halb ironisch, halb ernst:

»… dass jeden Abend doch der Vorhang aufgeht.«

Für Peter Kozak waren es insgesamt 11.466 Abende, an denen »der Vorhang doch aufging«. Trieb ihn je die Angst vor einem größeren technischen Missgeschick um? Offenbar nicht wirklich, da einerseits mit den immer aufwendiger werdenden Bühnenbildern auch die Sicherheitsvorkehrungen aller Art eine Nachschärfung erfahren. Und er andererseits nicht von ungefähr – siehe oben – die meisten Stunden der Tage und Nächte an Ort und Stelle verbrachte und vieles abfangen konnte. Am Tag des Opernballs dauerte so ein Dienst sogar freiwillige ununterbrochene 36 Stunden. Aber wie Peter Kozak lachend feststellt: »Man hat sich in der Jugend schließlich in den Diskotheken ebenfalls die Nächte um die Ohren geschlagen.« Wie gesagt, für Abwechslung war gesorgt. Und sei es, dass er im Zuge von Gastspielvorbereitungen morgens den Flieger nach Tokio nahm, dort Wichtiges auf den Weg brachte und schon am nächsten Tag auf dem Rückweg nach Wien war. Adrenalinsteigernd war sicher auch jene Vespri siciliani-Vorstellung, bei der die Seitenwände des Bühnenbildes noch nicht eingehängt waren, als (der Vorhang war noch geschlossen) der Dirigent den Auftakt zur Ouvertüre gab. Schlussendlich ging es sich auch an diesem Abend aus. Ob das kleine Hufeisen, das ihm seine Frau einmal auf einem Christkindlmarkt gekauft hatte und das er seither stets bei sich trägt, Glück bringt? Wer weiß so etwas schon so ganz genau? Tatsache ist jedenfalls, dass in all den Jahren nur eine einzige Probe vorzeitig abgebrochen werden musste – und auch die nicht aus bühnentechnischen Gründen, sondern weil sich die Stromversorgung aufgehängt hatte.

Tatsache ist auch, dass sich in der langen Zeitspanne, in der Peter Kozak wirkte, so manches an der Bühnentechnik grundlegend erneuerte und veränderte: Alte hydraulische Anlagen wurden durch computergesteuerte elektrische ersetzt, die gewaltigen Rundhorizonte ausgetauscht und überhaupt in allen Bereichen den Anforderungen des modernen Spielbetriebs Folge geleistet. Für das Publikum nicht wahrnehmbare Änderungen, für die Technik revolutionäre Umwälzungen. Und Peter Kozak war immer dabei, das heißt, in den vier Jahrzehnten seit seinem Amtsantritt gibt es jene kleine Lücke, in der er für kurze Zeit als Technischer Direktor an die Volksoper wechselte. Der dortige Vorgänger war in Pension gegangen und man wünschte sich einen kompetenten, erfahrenen Nachfolger. Da an der Wiener Staatsoper gleich zwei dienstältere Kollegen Aussicht auf den bald vakanten Posten des »technischen Chefs« hatten, nahm Peter Kozak das Angebot gerne an. Doch wenig später belehrte ihn ein frühmorgendlicher Anruf des damaligen Staatsoperndirektors Ioan Holender, dass die beiden Kollegen auf die Nachfolge verzichten würden und es ohne ihn daher nicht ginge. Also nahm er wieder Abschied vom kleineren Haus am Gürtel, um an das Haus am Ring zurückzukehren. Diesmal als deren Technischer Direktor. Seither haben ihn unzählbare Tassen Espresso und ebenso viele Lindt-Kugeln, die ihm seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig zukommen ließen, geholfen, die großen und kleinen Schwierigkeiten des Theateralltags zu meistern. Aber natürlich auch besondere Produktionen, wie Gounods Roméo et Juliette, die ihm nicht zuletzt durch die revolutionäre Lichtarchitektur ans Herz gewachsen ist. Oder der neue Tannhäuser mit seinen eindrucksvollen szenischen Lösungen. Und natürlich »all die wunderbare Musik«.

Verlassen wird Peter Kozak diese Welt nach seinem Pensionsantritt Ende der Saison wohl nur dem Anschein nach. Denn, wer sich einmal in dieses Haus verliebt hat, wird dieser Liebe nie untreu. Und so würde es niemanden wundern, wenn man ihn auch in Zukunft nicht nur im Zuschauerraum, sondern immer wieder auch im Hinterbühnenbereich antrifft.

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