Camilla über Elisabeth

Interview |

In der aktuellen »Tannhäuser«-Serie gestaltet dieKammersängerin die Rolle der Elisabeth

Ein Abendessen mit Richard Wagner: Was würden Sie mit ihm unbedingt besprechen wollen?

Natürlich seine Beziehung zu Frauen! Gerade auch in Hinblick auf die starken Frauenfiguren in seinen Opern, die sich so oft opfern müssen. Denken wir nur an die Männer bei Wagner, die dauernd Blödsinn machen – und dann ist es an den Frauen, ihnen zu helfen und Dinge in Ordnung zu bringen. Ein sehr interessanter Aspekt, finde ich. Ob das mit seinem eigenen Leben zu tun hat? Das wäre sicherlich eine Frage beim Abendessen…

Worin besteht die Stärke der Elisabeth im Tannhäuser? Dass sie – trotz allem – für Tannhäuser einsteht?

CN Die Tannhäuser-Elisabeth basiert ja auf der historischen Heiligen Elisabeth, die im 13. Jahrhundert gelebt, sich in höchstem Maße für Arme, Schwache und Kranke eingesetzt hat und ihr Leben für die Bedürftigen gab. Für mich zeigt die Opernfigur der Elisabeth ihre Stärke, wenn sie etwa im Männerwahn des 2. Aufzugs, wenn der Tod Tannhäusers gefordert wird, ein Machtwort spricht und Schlimmes verhindert. Aber auch in der Beständigkeit ihrer Liebe zu Tannhäuser liegt eine Stärke.

Und was liebt sie an ihm?

Womöglich das Unkonventionelle. Er macht nicht, was alle anderen rundum machen. Er ignoriert die Regeln des Wie-muss-ich-mich-Benehmen. Letztlich ist das aber gar nicht so genau zu sagen. Denn was liebt man an einem anderen Menschen? Was ist es, das zwei Menschen verbindet? Es gibt so etwas wie eine gleiche Wellenlänge, die man sofort spürt. Aber bis ins letzte Detail ist das nicht zu ergründen.

Gerade das Regelfreie Tannhäusers bringt aber Venus ins Spiel.

Ja, natürlich. Doch Tannhäuser macht letztlich etwas, das sich so manch anderer vielleicht nicht traut – aber auch wünscht.

Sind Elisabeth und Venus für Sie zwei ganz getrennte Welten? Oder unterdrückt Elisabeth ihre Venus-Anteile?

Elisabeth spürt, dass sie mehr Freiheit möchte, als ihr die Gesellschaft zugesteht. Sie spürt ein Feuer in sich, das sie immer unterdrücken muss. Die starken Gefühle, die Erotik, eine Freiheit – all das darf in der Gesellschaft, in der sie lebt, einfach nicht sein.

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