
Über das Werk
Smetanas Verkaufte Braut schildert den Ausnahmezustand, in den ein ganzes tschechisches Dorf während der Kirchweih gerät und den immer wieder ausweglos erscheinenden Kampf einer jungen Frau um ihre scheinbar verratene und verkaufte Liebe. Die utopische Gegenwelt eines Wanderzirkus hält dabei den außer Rand und Band geratenden Begehrlichkeiten der Dorfbewohner, ihren Abhängigkeiten, Ängsten und Hoffnungen einen Spiegel vor.
Die verkaufte
Braut
Handlung
Der Kleinbauer Krušina hat sich bei dem Großgrundbesitzer Tobias Mícha hoch verschuldet. Um sich freizukaufen, hat er ohne Wissen seiner Frau Ludmila die gemeinsame Tochter Mařenka dem Sohn des Mícha als Braut vertraglich zugesichert.
Mícha hat – beziehungsweise hatte – zwei Söhne. Der ältere aus erster Ehe wurde von seiner Stiefmutter Háta, Michás zweiter Frau, zugunsten ihres Sohnes Vašek, vom Hof verdrängt und gilt als seither verschollen. Nun soll Mařenka Vašek heiraten. Mařenka liebt aber Jeník, einen fremden Burschen, der im Dorf Arbeit gefunden hat und der sie ebenfalls liebt.
Auf dem Land wird Kirchweih gefeiert. Heute soll Mařenka dem von ihrem Vater gewünschten Bräutigam Vašek vorgestellt werden. Mařenka ist beunruhigt über die Sorglosigkeit Jeníks. Auf ihre Bitte, von seiner Vergangenheit zu berichten, gibt Jeník nur so viel preis, dass er aus einem reichen Haus stamme, aber von seiner Stiefmutter um sein Erbe gebracht wurde. Die beiden Liebenden versprechen, sich ewig treu zu bleiben.

Krušina hat den Heiratsvermittler Kecal beauftragt, die Verheiratung Mařenkas mit Vašek unter Dach und Fach zu bringen. Ludmilas Einwände werden von den beiden Männern vom Tisch gewischt, doch Mařenka verteidigt entschlossen ihre Liebe zu Jeník. Sie weigert sich, den vorbereiteten Ehevertrag zu unterschreiben. Das Dorf feiert ausgelassen.
Die Männer besingen die sorgenbrechende Kraft des Bieres, Jeník preist die Macht der Liebe, Kecal die des Geldes. Mařenka hat dem herausgeputzten Vašek aufgelauert. Sie nutzt aus, dass beide sich nie gesehen haben und schildert die ihm zugedachte Braut als gewalttätiges Scheusal. Auf Vašeks Avancen ihr gegenüber geht sie nur so weit ein, als sie ihm den Schwur abnimmt, auf Krušinas Tochter für immer zu verzichten.

Kecal gelingt es inzwischen, Jeník durch das Angebot von 300 Gulden einerseits und Drohungen andererseits zum Verzicht auf Mařenka zu bewegen. Jeník stellt aber zwei Bedingungen: Er verzichtet zu keines anderen Gunsten als des Mícha Sohn, und mit der Hochzeit müssen die Schulden des Brautvaters als verjährt gelten. Jeníks Brautverkauf wird vor den Augen und zur Empörung des feiernden Dorfs vertraglich besiegelt.

Ein Zirkus hat auf der Festwiese sein Zelt aufgeschlagen. Vor Vašek geben die Artisten eine Probe ihrer Kunst. Dabei verliebt sich Vašek in die Schaustellerin Esmeralda und diese kann ihn überreden, bei der Vorstellung für den betrunkenen Darsteller des Tanzbären einzuspringen. Kecal will das Geschäft in Anwesenheit der Elternpaare abschließen, doch Vašek erklärt, Mařenka auf keinen Fall nehmen zu wollen.
Kecal und Krušina konfrontieren Mařenka mit Jeníks Unterschrift, mit der er ihren Verkauf besiegelt hat. Vašek erkennt in Mařenka die attraktive Warnerin vom Vormittag und willigt seinerseits in die Hochzeit ein. Der verstörten Mařenka wird eine kurze Bedenkzeit eingeräumt. Sie kann Jeníks Liebesverrat nicht begreifen.
Als Jeník auf Mařenka zutritt, weist sie jeden seiner Erklärungsversuche zurück und will nur wissen, ob die Unterschrift auf dem Vertrag die seine ist. Jeník bejaht. Als Jeník sie an der Seite Kecals auch noch bedrängt, in die Hochzeit mit Míchas Sohn einzuwilligen, ruft sie selbst die Brauteltern und das ganze Dorf zusammen, um die peinigende Situation zu beenden, indem sie in eine Ehe mit Vašek einwilligt. Da erkennen Mícha und Háta in Jeník ihren verstoßenen Sohn. Sie und der ebenfalls geprellte Kecal können Mařenkas Ehe mit Míchas Erstgeborenen Jeník nicht länger verhindern. Panik bricht aus: Der Bär ist los! Doch es ist Vašek, der in seinem Fell wütet – Mutter Háta ruft ihn zur Ordnung. Vater Mícha reicht Jeník die Hand zur Versöhnung und verweigert dem Brautpaar seinen Segen nicht.
Auf seiner Suche nach einem spezifisch tschechischen Klang versuchte der Komponist auch seiner Liebe und Bewunderung für die Musikkomödien Mozarts und Wagners gerecht zu werden – mit staunenswertem Erfolg. Das Werk reifte über eine 1866 erstaufgeführte zweiaktige Singspielfassung mit gesprochenen Dialogen bis zu seiner durchkomponierten dreiaktigen Form, die ihre Uraufführung 1870 erlebte. Ihrer Wiener Aufführung an der damaligen Hofoper 1896 verdankt die Braut ihren Durchbruch zum Welterfolg. Seither zählt sie zum Kernbestand des Wiener Opernrepertoires.
An die Wiener Tradition knüpft die Neuproduktion einerseits an, indem sie sich dafür entscheidet, dass Stück in deutscher Übersetzung zu produzieren. Sie löst sich andererseits ein Stück weit von ihr, da die historische Übersetzung Max Kalbecks den sprachlichen Eigenheiten des Originals, seiner Schlichtheit, Poesie und Direktheit kaum gerecht wird. In enger Zusammenarbeit mit der musikalischen und szenischen Leitung der Neuproduktion wurde eine neue Fassung erstellt.