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Prokofjew - Auf dem Ringelspiel

"Alle Figuren treibt die Erwartung an und um, dass morgen alles zum guten Ende kommen wird – unabhängig davon, wie durchschaubar diese Illusion oder wie weither geholt die Hoffnung eigentlich ist ..." Alexander Meier-Dörzenbach

Elena Guseva, die Polina der neuen Spieler- Produktion, kommt förmlich ins Schwärmen: „Man nannte Dostojewski einen Kenner der russischen Seele – und Prokofjew hat die seelischen Empfindungen Dostojewskis in seine Musik übertragen.“ Der Spieler: Ein Psychogramm, eine detaillierte Studie der menschlichen Seele.
Beim Spieler handelt es sich um ein frühes Werk des Komponisten, seine zweite „offizielle“ Oper, die Mitten im Ersten Weltkrieg entstand. Unbeeinflusst von den blutigen Wirren seiner Zeit konzentrierte sich Prokofjew ausschließlich auf seine Komposition. Was sich auch in der Textur des Werkes zeigt: Politisches oder gar Weltpolitisches kommt, trotz der Entstehungszeit und der nachfolgenden russischen Revolution 1917, nicht vor. Eher handelt es sich um eine Gesellschaftsstudie, die Mechanismen menschlicher Obsession nachzeichnet. Prokofjew setzte bei dem Werk eine – damals – ungewöhnliche Musiksprache ein: Statt großer Arien und sauber getrennter Nummern schrieb er einen Konversationsstil vor, der mit den Traditionen brach. Auf die Uraufführung seiner Oper musste der Komponist lange warten: Eine angedachte und geplante Erstaufführung am Mariinski-Theater in St. Petersburg scheiterte, danach verschwand der Spieler bald in der Versenkung. Erst 1929 wurde die Oper – allerdings auf Französisch – in einer von Prokofjew überarbeiteten Fassung in Brüssel uraufgeführt. Für den Komponisten waren diese Spät-20er ein Wendepunkt seines Lebens: Er kehrte, wie zuvor schon der USA, Europa den Rücken und orientierte sich immer stärker an seiner ehemaligen Heimat – der Sowjetunion, in die er in den 30er-Jahren, trotz bestialischer stalinistischer Diktatur freiwillig zurückkehrte.
Doch zurück zum Spieler an der Staatsoper: Für die musikalische Leitung konnte Simone Young gewonnen werden, die dem Haus am Ring eng verbunden ist: Neben Premieren leitete sie an der Wiener Staatsoper ein breites Repertoire zwischen Verdi (Aida, Traviata, Macbeth, Rigoletto), Wagner (Ring, Fliegender Holländer, Meistersinger, Lohengrin), Strauss (Frau ohne Schatten, Daphne, Elektra), Puccini (Tosca, Le villi, Bohème) und vieles andere – in Summe rund 130 Abende. Karoline Gruber – sie inszenierte an der Staatsoper im Jahr 2005 Puccinis Le villi – hat die Regie an diesem Abend übernommen.
Der Spieler ist vor allem aber auch ein Ensemblestück – und in den über 25 Rollen kann die Wiener Staatsoper dabei ihre besonderen Stärken ausspielen: so singen unter anderem Thomas Ebenstein, Elena Maximova, Clemens Unterreiner, Alexandru Moisiuc, Marcus Pelz, Morten Frank Larsen und Pavel Kolgatin. In puncto Gäste bietet die Premiere eine Mischung aus Publikumslieblingen und neuen Gesichtern: Linda Watson – sie ist dem (Wiener) Publikum vor allem im deutschen Fach – als Isolde, Venus, Brünnhilde, Elektra, Marschallin – bekannt, wird die Figur der Babulenka – der steinreichen Erbtante – geben. Der ukrainische Tenor Misha Didyk, er sang hier am Haus den Boris in Kátja Kabanová, den Sergej in Lady Macbeth von Mzensk und den Lika Kusmitsch in Aus einem Totenhaus, gestaltet die zentrale Figur des Alexej. Und als General wird Hausdebütant Dmitry Ulyanov erstmals im Haus am Ring singen.


INHALT DER OPER

1. Akt

Alexej – Hauslehrer des Generals – hat das Geld verspielt, das ihm Polina – sein Schwarm und Stieftochter des Generals – gegeben hatte. Der General hofft auf den Tod seiner alten Tante, da er mit der Erbschaft seine Schulden beim Marquis begleichen und Blanche heiraten könnte.
Mr. Astley beobachtet das Geschehen. Alexej ist zwar irritiert von Polinas mysteriöser Vorgeschichte mit dem Marquis, doch gesteht er, ihr verfallen zu sein. Der Marquis leiht dem General abermals Geld zu wucherhaften Konditionen. Polina spielt mit Gefühlen, bezweifelt Alexejs Ergebenheit und befiehlt ihm, Baron und Baronin Wurmerhelm zu bleidigen; dieses tut Alexej umgehend.

2. Akt

Aufgrund der Beleidigung verliert Alexej seine Anstellung beim General, der sich bereits bei den Wurmerhelms entschuldigt hat. Diese Bevormundung empört Alexej und er will den Baron zum Duell herausfordern, doch weiß Mr. Astley ihn aufzuklären: Blanche hatte zwei Jahre zuvor bereits mit Baron Wurmerhelm angebandelt und einen Skandal verursacht und hofft nun, nicht wiedererkannt zu werden und will daher jegliches Aufsehen vermeiden.

Der Marquis versucht zu intervenieren und überreicht Alexej einen kränkenden Brief von Polina, der ihn von seinem Vorhaben abbringt. Marquis und Blanche wiegen sich in Sicherheit. Gänzlich unerwartet erscheint die vermeintlich sterbenskranke Babulenka und verkündet resolut, ihr Vermögen lieber selbst verspielen zu wollen als es zu vererben. Alexej möge ihr dabei helfen.

3. Akt

Im Beisein Alexejs verliert Babulenka beim Spiel ihr Barvermögen und vernichtet damit die Hoffnungen des Generals. Dieser und der Marquis wenden sich verzweifelnd an Alexej und bitten ihn, die Babulenka vom Spiel abzuhalten. Blanche hingegen lässt sich schon mit dem reichen Fürsten Nilsky ein. Alexej erfährt, dass der Marquis auch Polina in der Hand hat und bietet ihr seine Unterstützung an. Nach großen Verlusten will Babulenka abreisen und lädt Polina ein mitzukommen. Doch diese will erst ihre Angelegenheiten ordnen. Der General scheitert mit seinem letzten Versuch, an das Geld von der Babulenka zu gelangen.

4. Akt

Polina flüchtet sich nach der Abreise der Babulenka zu Alexej. Der Marquis verfügt den Verkauf des vom General verpfändeten Besitzes und erlässt Polina demütigend die Schulden. Alexej will ihr helfen und beschließt, im Spiel das Geld zu gerieren. Tatsächlich gewinnt er ein Vermögen, in dem er immer wieder auf Rot setzt und schenkt Polina die Summe, die sie dem Marquis schuldet. Polina meint gekauft zu werden und wirft ihm das Geld ins Gesicht und verlässt ihn. Alexej bleibt zurück: „Zwanzigmal kam Rot, immer nur Rot!“


Der Spieler | Sergej Prokofjew
Premiere: 4. Oktober 2017
Reprisen: 7., 10., 14., 17., 20. Oktober 2017
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Werkeinführungen: jeweils eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Gustav Mahler-Saal