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Malerische Gestaltung

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Die umziehenden, insgesamt 14 Lunettenflächen im oberen Bereich des Schwindfoyers waren jeweils einem Komponisten zugeordnet (erkennbar an den knapp darunter- bzw. davor platzierten Komponistenbüsten) und zeigen Szenen aus Opern- und Musikstücken die zur Entstehungszeit des Hauses (1869) als wesentliche Säulen des Repertoires verstanden wurden. Die Auswahl der Werke geschah durch eine Kommission unter der Leitung des berühmten österreichischen Musikkritikers Eduard Hanslick (1825-1904) und zeigt im Vergleich zu heute sehr deutlich die Veränderungen eines ursprünglich als obligat angenommenen Aufführungskanons. Das Beispiel Doktor und Apotheker respektive Carl Ditters von Dittersdorf entstand allerdings nicht auf Wunsch der Kommission: Kaiser Franz Joseph, der großes Interesse an der Ausgestaltung der Oper hatte, verwarf einen Entwurf zu Bellinis Norma und wünschte sich „statt dieser Dittersdorf“.

Aber auch Moritz von Schwind, der für die Kartons dieser einzelnen Bilder verantwortlich zeichnete, hatte offenbar einen gewissen Freiraum, was die Werk- und Szenenauswahl betraf. Der Maler durfte somit kurzzeitig zum Operndramaturgen werden! Mit anderen Worten: Schwind suchte mehr oder weniger eigenständig jene Momente aus den vorgesehenen Werken aus, die einerseits vom Betrachter wiedererkannt und als zentral verstanden werden mussten und andererseits auch in bildnerischer Hinsicht dankbare Motive lieferten. Aber Schwind ging sogar noch weiter: Ob er in den Lunetten nur eine Oper des betreffenden Komponisten oder gleich mehrere Werk darstellte, blieb im Großen und Ganzen ihm überlassen (so entschied er sich beispielsweise bei Weber ausschließlich für den Freischütz, bei Mozart hingegen für Don Giovanni, Le nozze di Figaro und die Zauberflöte). Im Falle von Boieldieus La dame blanche schuf er sogar einen persönlichen Handlungs-Kommentar, indem er aus freien Stücken die im Werk nicht erzählte Vorgeschichte abbildete, bei Beethoven bezog er dessen symphonisches Schaffen durch zwei gemalte, das Mittelbild rahmende weibliche Statuetten ein (Pastorale und Eroica symbolisierend) und auch beim Schubert-Feld geben zwei Statuetten (Der Wanderer, Der zürnenden Diana) und die beiden Seitenbilder (Erlkönig, Der Fischer) Auskunft über das eigentliche Wirkungsgebiet dieses Komponisten. Dass er Rossini als italienischen Opernkomponisten herausstellen wollte und auf dessen französischen Guillaume Tell verzichtete, führte übrigens zur einer leisen Kritik des an sich wohlwollenden Hanslick.

Eine besondere Beachtung verdienen die bereits erwähnten Komponistenbüsten: Sie stammen bewusst nicht aus einer Hand, die Aufträge wurden vielmehr an verschiedene Bildhauer aus unterschiedlichen Generationen vergeben, was die stilistische Vielfalt und auch die künstlerischen Qualitätsunterschiede erklärt. Die idealisierenden Büsten von Beethoven und Schubert etwa schuf Anton Dietrich (1799-1872) der die beiden von ihm solcherart porträtierten noch persönlich gekannt hatte (Beethoven war ihm für zwei frühere Büsten sogar selbst Modell gesessen und zu Schubert hatte Dietrich in der Jugend als Mitglied der Schubertianer sogar recht engen Kontakt), andere, wie die Büsten von Meyerbeer und Boieldieu von Johann Silbernagl (1836-1915) weisen hingegen eine starke Detailverliebt und eine betonte Individualität auf.

Stammen die beiden Deckengemälde »Der Sieg« und »Der Kampf um den Kranz« ebenfalls von Moritz von Schwind, so sind die zahlreichen Blumenmotive an den Wänden einem weiteren Künstler zu verdanken: Dem österreichischen, mehrfach ausgezeichnete Pflanzen-, Tier- und Ornamentmaler Friedrich Sturm (1823-1898), der zeitweise an der Wiener Angewandten als Professor unterrichtet hatte.

2010 kam das Schwindfoyer sogar zu Bühnenehren: Regisseur Claus Guth und seine Bühnenbildner Christian Schmidt ließen in ihrer Tannhäuser-Inszenierung den Wartburg-Akt in einer exakten Nachbildung des Schwind-Foyers spielen und schufen dadurch eine spannende Klammer zwischen dem Gebäude und der erlebten Aufführung.

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