Cookie-Einstellungen

Dieses Tool hilft Ihnen bei der Auswahl und Deaktivierung verschiedener Tags / Tracker / Analysetools, die auf dieser Website verwendet werden.

Essentiell

Funktional

Marketing

Statistik

Madama Butterfly

am 07. September 2020
Sie befinden sich auf der Detailseite der Vorstellung vom 07. September 2020.
Musik Giacomo Puccini Text Giuseppe Giacosa & Luigi Illica
→ Tragedia giapponese

Premiere

Besetzung 07.09.2020

Musikalische Leitung Philippe Jordan
Inszenierung Anthony Minghella
Regie und Choreographie Carolyn Choa
Bühne Michael Levine
Kostüme Han Feng
Licht Peter Mumford
Puppendesign und -regie Blind Summit Theatre Mark Down & Nick Barnes
Regieassistenz Paula Williams
Assistenz Choreographie David John
Assistenz Bühne Matthias Kronfuss
Cio-Cio-San Asmik Grigorian
Suzuki Virginie Verrez
Pinkerton Freddie De Tommaso
Sharpless Boris Pinkhasovich
Goro Andrea Giovannini
Solotänzerin Hsin-Ping Chang
Solotänzer Tom Yang
Puppenspieler Eugenijus Slavinskas Valentin Alfery Emil Kohlmayr
Kate Pinkerton Patricia Nolz
Fürst Yamadori Stefan Astakhov
Onkel Bonze Evgeny Solodovnikov
Kaiserlicher Kommissär Michael Arivony

Inhalt

Kurzinhalt: »Madama Butterfly« erzählt von einem doppelten Missverständnis: Die japanische Geisha Cio-Cio-San erträumt sich von ihrem amerikanischen Ehemann eine gemeinsame Zukunft in den USA, der amerikanische Leutnant Pinkerton verschafft sich an seinem Stationierungsort eine staatlich legitimierte Affäre.

Regie: Die Inszenierung des Oscar-gekrönten Hollywoodregisseurs Anthony Minghella, durch Filme wie Der englische Patient und Der talentierte Mr. Ripley weltweit bekannt, fasziniert durch eindringliche Bildwelten. Dabei wird poetische, kinematografische Wirkungskraft mit Elementen aus dem traditionellen japanischen Theater verbunden, die Arbeit erzeugt durch den exemplarischen Einsatz von Gesten, Farben, Tanz, Puppenspiel und Licht eine unerhörte Sogwirkung, die ihre Energie aus einer ästhetischen Feinkörnigkeit und Tiefenschärfe gewinnt.

Online-Programmheft (2,50)


HANDLUNG 

Die Laufzeit des Mietvertrags für das Hochzeitsnest in Nagasaki, das der amerikanische Marineleutnant Pinkerton inklusive Geisha angemietet hat, beträgt 999 Jahre, ist aber monatlich kündbar. Diese Flexibilität erfreut Pinkerton. Ein feineres Ohr als er hat der als Trauzeuge geladene amerikanische Konsul Sharpless. Ihn ließ die Stimme der jungen Geisha Cio-Cio-San, genannt Butterfly, die am Vortag das amerikanische Konsulat besucht hat, aufhorchen: Aus ihr klinge echte Liebe. Er warnt seinen Landsmann davor, »dieser Stimme« leichtfertig »Töne des Schmerzes zu entlocken«. Denn was für Pinkerton verantwortungsloses Spiel ist, ist für Cio- Cio-San existenzieller Ernst. Sie hat alle Brücken zu ihrer Familie und Kultur abgebrochen, um als »Madama F.B. Pinkerton« den amerikanischen Traum zu träumen. Nachdem Pinkerton sie verlassen hat, verteidigt sie diesen Traum drei Jahre lang gegen die Realität, im Vertrauen auf das amerikanische Eherecht und das gemeinsame Kind, das sie nach Pinkertons Abreise zur Welt gebracht hat: ein blonder, blauäugiger Knabe, den sie Dolore (»Schmerz«) nennt. Sharpless vermeint, die gesellschaftlich völlig isolierte und mittellose Cio-Cio-San zu entlasten, indem er Pinkerton, der in der Zwischenzeit »eine echte Ehe mit einer echten Amerikanerin« eingegangen ist, dazu überredet, das Kind zu adoptieren. Butterfly erklärt sich bereit, das Letzte was ihr geblieben ist, herzugeben, wenn Pinkerton selbst es bei ihr abholt. Dann konfrontiert sie ihn mit ihrem rituellen japanischen Freitod, den sie in Anwesenheit ihres Sohnes vollzieht. Zuvor wurden ihm die Augen verbunden.

MUSIK

Zur musikalischen Darstellung Japans im Konflikt mit seiner durch die amerikanische Marine 1853 erzwungenen Öffnung und Verwestlichung verfremdete Puccini seine Musiksprache, indem er sie durch Material aus originalen oder vermittelten fernöstlichen Quellen anreicherte: Neben Anleihen bei Transkriptionen japanischer Musik des Brucknerschülers Rudolf Dittrich verwendete er Melodien einer in der Schweiz für den Export nach China hergestellten Spieluhr, setzte ein um japanische Instrumente erweitertes Schlagwerk ein und ließ sich auch von einer Kabuki-Theater-aufführung inspirieren. Letzteres verweist auf einen wichtigen Aspekt der Hauptfigur. Denn als Geisha ist Cio-Cio-San geschult, einen Mann durch ihre Konversation nicht weniger als durch künstlerische Darbietungen wie Gesang, Tanz und Pantomime zu unterhalten. Immer wieder erscheint es fraglich, ob ihre Selbstdarstellung als authentisch einzuschätzen ist oder ob sie ihren Partnern – und dem Publikum – nicht vielmehr kunstvolle Maskeraden präsentiert. So etwa wenn sie – mit der berühmtesten Arie des Stücks »Un bel dì vedremo«, »Eines Tages sehn wir« – ihrer Vertrauten Suzuki unter Einsatz ihres Körpers und ihrer Stimme die ersehnte Rückkehr ihres amerikanischen Gatten vorspielt, wenn sie für den Konsul einen humoristischen Dialog vor einem amerikanischen Scheidungsgericht improvisiert oder für ihren Sohn das entwürdigende Los einer Straßentänzerin vergegenwärtigt. Die vermeintliche Naivität der Titelfigur erweist sich so als eine abgründige und vielfach gebrochene. Der Exotismus in Puccinis »Butterfly«-Partitur ist mehr und anderes als ein folkloristisches Dekor. Er setzt eine Kolonialismuskritik in Szene, die das Werk für postkoloniale Fragestellungen und Lektüren fruchtbar macht.

Koproduktionspartner

Nach einer ursprünglichen Koproduktion der Metropolitan Opera, der English National Opera und des Litauischen Nationaltheaters für Oper und Ballett.