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Andrea Chénier

am 06. Jänner 2019
Sie befinden sich auf der Detailseite der Vorstellung vom 06. Jänner 2019.
Musik Umberto Giordano

Besetzung 06.01.2019

Dirigent FRÉDÉRIC CHASLIN
Regie Otto Schenk
Bühne Rolf Glittenberg
Kostüme Milena Canonero
Andrea Chénier Gregory Kunde
Carlo Gérard Luca Salsi
Maddalena di Coigny Tatiana Serjan
Bersi Virginie Verrez
Gräfin di Coigny Lydia Rathkolb
Madelon Zoryana Kushpler
Roucher Boaz Daniel
Pietro Fléville Igor Onishchenko
Fouquier Tinville Alexandru Moisiuc
Mathieu Wolfgang Bankl
Abbé Benedikt Kobel
Incroyable Thomas Ebenstein
Haushofmeister Marcus Pelz
Dumas Dan Paul Dumitrescu
Schmidt Ryan Speedo Green

Inhalt

Es ist ohne Zweifel — auch — eine »Tenor-Oper«, die sich kaum ein Großer entgehen ließ. Alleine in Wien: Bergonzi, Bonisolli, Corelli, Di Stefano, Domingo, Carreras, Pavarotti, Botha und viele andere. Natürlich auch: Jonas Kaufmann. 2018 sang er hier erstmals die Partie des revolutionären Dichters, der im Schreckensregime Robespierres gemeinsam mit seiner Geliebten, der adeligen Maddalena, in den Tod geht. Nun steht Kaufmann in der veristischen Oper Umberto Giordanos erneut auf der Staatsopernbühne. An seiner Seite Rollendebütantin Maria Agresta als Maddalena und Carlos Álvarez als Carlo Gérard.

Umberto Giordanos Oper Andrea Chénier spielt zur Zeit der französischen Revolution: Erzählt wird eine Dreiecksgeschichte, die sich zwischen dem Dichter Chénier, der Adeligen Maddalena und dem Revolutionsanhänger Carlo abspielt. Giordanos Oper – sie endet mit der Hinrichtung des Liebespaares Maddalena und Chénier – verweist zwar auf eine historische Person (André Chénier), ist aber zu großen Teilen erfunden. Das Werk kam 1896 an der Mailänder Scala zur Uraufführung – und wurde noch am Premierenabend zum Triumph. Unmittelbar darauf setzte ein Andrea Chénier-Fieber ein, das die halbe Welt befiel. Bis heute ist das Meisterwerk Giordanos ein unverzichtbarer Teil des internationalen Opernrepertoires.


HANDLUNG

1. Bild

Während der letzten Tage des Ancien Régime wird im Schloss der Gräfin von Coigny in Paris zu einer festlichen Soirée gerüstet. Der Kammerdiener Carlo Gérard, Sohn des alten Schlossgärtners, lässt seinem Hass gegen die aristokratische Gesellschaft und deren oberflächliche Welt freien Lauf. Die Gräfin von Coigny erscheint mit ihrer Tochter Maddalena, zu der Gérard in aussichtsloser Liebe entbrannt ist, und mit Bersi, der Vertrauten und Kammerzofe. Die Gräfin tadelt ihre Tochter, da diese sich noch nicht zum Fest gekleidet hat. In ihrer Unterhaltung mit Bersi aber erläutert Maddalena, wie lästig sie die heutige Mode findet, samt dem törichten Gehaben der Aristokratie. Die Gäste stellen sich ein.

Das Fest beginnt – eine Unterhaltung im Stile des Rokoko, bei der Pietro Fléville, ein eitler Romancier, und der Abbate das große Wort führen. Die Gespräche drehen sich um die Revolution, die bevorstehen soll. Doch niemand nimmt die Sache ernst. Von Fléville eingeführt, wird der junge Dichter Andrea Chénier vorgestellt. Die Gräfin fordert ihn zum Vortrag aus seinen Gedichten auf. Doch Chénier lehnt ab. Da wettet Maddalena mit ihren Freundinnen, dass es ihr gelingen werde, Andrea umzustimmen. Sie provoziert ihn, indem sie von ihm erwartet, dass er die Liebe besinge. Doch als Reaktion darauf preist Chénier in einer scharfen, politischen Anklage das Vaterland und die neuen Prinzipien von Freiheit und Humanität.

Der Skandal ist da, die Gesellschaft empört. Chénier findet nur bei Maddalena und Gérard Zustimmung. Angefeuert von Andreas mutigem Lied, führt Gérard eine Schar hungernder Bauern, die ihr Schicksal beklagen, in den Salon. Von der Gräfin zur Rechenschaft gezogen, lässt er sich dazu hinreißen, sie mit Revolutionsparolen zu schockieren. Er schlägt sich auf die Seite der Unterdrückten und wird von der Gräfin, der er den Vorwurf macht, auf Kosten der Armen Feste zu feiern, entlassen. Doch das Fest geht weiter…

2. Bild

Die Revolution ist zur Schreckensherrschaft Robespierres ausgeartet. Die Menschen zittern vor dem Revolutionstribunal, vor den Todesurteilen und der Guillotine. Gérard ist zum Deputierten der Kammer aufgestiegen. Andrea, der zuvor die Ideale der Revolution gepriesen hat, wird jetzt konterrevolutionärer Umtriebe verdächtigt und von der Polizei bespitzelt. Maddalena hat bei Bersi Unterschlupf gefunden. Auch sie gehört zu den Verfolgten. Gérard aber liebt Maddalena immer noch.

Vor dem Café Hottot in der Nähe der Seine versucht ein Incroyable, der als Spitzel die verschollene Maddalena sucht, Bersi zu provozieren. Sie ist zum Straßenmädchen geworden, um ihre frühere Herrin ernähren zu können. Halb ernst, halb zynisch gibt Bersi vor, eine echte Tochter der Revolution zu sein und sich in diesem Milieu wohlzufühlen. Der lncroyable aber schöpft Verdacht, als er bemerkt, dass Bersi und Chénier Blicke tauschen. Zu Chénier gesellt sich sein Freund Roucher und gibt ihm den Rat, möglichst rasch aus der Hauptstadt zu fliehen, da er bereits auf der Liste des öffentlichen Anklägers steht. Aber durch geistvolle, anonyme Briefe einer mysteriösen Dame, die erstmals das Gefühl echter Liebe in ihm erwecken, verwirrt, lehnt Andrea ab. Roucher versucht ihn davon zu überzeugen, dass die Briefe nur von einer Merveilleuse, einer der Straßendirnen dieser Zeit, stammen können, und steckt ihm einen Pass zu. Chénier jedoch will erst die Schreiberin der Briefe ausfindig machen. Auch bittet ihn Bersi, auf eine Dame zu warten, die in größter Gefahr sei. Der Incroyable, auch von Gérard beauftragt, Maddalena zu suchen, kombiniert den Zusammenhang: Chénier – als Konterrevolutionär verdächtig – nimmt von Bersi, der jetzt zum Straßenmädchen heruntergekommenen Vertrauten Maddalenas – einer Adeligen also – Botschaften entgegen. Also konspirieren Andrea und Maddalena.

In der Dame, die Bersi angekündigt hat, erkennt Andrea Maddalena, die sich auch als die geheimnisvolle Briefeschreiberin zu erkennen gibt. Sie berichtet, dass Bersi sie verborgen hält, man ihr aber doch auf die Spur gekommen sei. Nun suche sie Schutz bei Andrea, obwohl sie weiß, dass auch er in Gefahr schwebe. Beide gestehen einander ihre Liebe. Sie schwören Treue bis in den Tod und beschließen die Flucht.

Da erscheint Gérard, herbeigerufen vom Incroyable, der die beiden verraten hat. Roucher entflieht mit Maddalena. Chénier zieht seinen im Stock verborgenen Degen und verwundet Gérard. Der Incroyable will die Flüchtenden verfolgen, doch bedroht ihn Roucher mit der Pistole. Gérard ist verwundet, hat aber trotzdem seine frühere Sympathie zu Andrea nicht ganz vergessen und vor allem nicht seine unglückliche Liebe zu Maddalena. Er verhilft ihm zur Flucht. Chéniers Namen aber führt der öffentliche Ankläger Fouquier-Tinville bereits in seinen Listen.

3. Bild

Im Wohlfahrtsausschuss hetzt Mathieu das Volk gegen die Feinde der Revolution auf, denn das Vaterland ist in Gefahr. Gérard, von seiner Verwundung genesen, fordert in einer flammenden Rede zum Notopfer auf: Ganz Europa steht gegen die Franzosen. Die Frauen opfern ihren Schmuck, die Väter ihren Lohn, die Mütter ihre Söhne. Die alte, blinde Madelon wird von ihrem Enkel hereingeführt. Ihr Sohn Roger, so berichtet sie, fiel beim Sturm auf die Bastille, dessen ältester Sohn liegt bei Valmy begraben, den Buben, der sie führt, gibt sie jetzt hin für das Vaterland.

Während die ausgelassene Menge die Carmagnole tanzt, meldet der Incroyable Gérard die Verhaftung Chéniers bei einem Freund. Um Maddalena, so meint er, brauche man sich jetzt keine Gedanken zu machen. Sie werde sich bald von selbst einfinden in der Hoffnung, ihren Geliebten zu retten. Von Gérard fordert er die Formulierung der Klage, da Fouquier-Tinville darauf wartet. Da Gérard noch zögert, drängt ihn der Incroyable zur Unterschrift. Verzweifelt erkennt Gérard, dass die Ideale der Revolution, für die er gekämpft hat, die edle Absicht, den Armen und Unterdrückten zu helfen, sich umgekehrt hat in Gemeinheit, Lüge und Hass. Gewissensbisse tauchen in ihm auf, zumal er selbst – geplagt durch seine unglückliche Liebe – zum Verräter und Verleumder wurde.

Wie der Incroyable vorausgesagt hat, erscheint Maddalena. Gérard bekennt, wie sehr er sie liebt, seit der Zeit schon, da sie als Kinder gemeinsam im Garten des Schlosses spielten. Aber die Aussichtslosigkeit, sie erobern zu können, machte ihn zum Verräter an Chénier. Sein erneutes Drängen wehrt sie ab. Lieber wünscht sie sich den Tod. Dann aber – in verzweifelter Erinnerung an die Mutter, die man ermordet hat, an das in Schutt und Asche gelegte Schloss, an Bersi, die sich für sie verkauft, bietet sie Gérard selbst ihren Körper an in der Absicht, Andrea zu retten. Davon ist Gérard tief gerührt. Er erklärt sich zum Versuch bereit, Chénier zu retten.

Das Volk genießt das Schauspiel eines Schnellgerichts gegen angebliche Verräter der Revolution. Sie werden alle hingerichtet, ohne sich verteidigen zu können. Nur Chénier erhält die Möglichkeit zu einem letzten Wort und er verteidigt sich mannhaft. Gérard bekennt seinen Verrat an ihm und will die Klage zurückziehen. Doch die Menge fordert seinen Tod. Andrea Chénier wird zum Tod durch die Guillotine verurteilt.

4. Bild

Im Hof des Gefängnisses von St. Lazare, vor der Revolution Kloster des Heiligen Vinzenz von Paul, schreibt Chénier sein letztes Gedicht nieder. Seinem Freund Roucher, Gefangener wie er, trägt er das Lied vor – ein Hymnus auf die Poesie, in deren Armen er sterben wird.

Hereingeführt vom Schließer, betreten Maddalena und Gérard das Gefängnis. Gérard hat Maddalena die Erlaubnis zur letzten Unterredung mit Andrea verschafft. Gegen Schmuck und Geld erreicht sie bei dem Schließer, mit Idia Legray, einer zum Tod verurteilten Gefangenen, ausgetauscht zu werden, um an Chéniers Seite zu sterben. Gérard, dessen tragische Liebe ihn zum Einverständnis zu dieser verhängnisvollen Lösung bewog, wagt jetzt noch einmal einen Rettungsversuch – den letzten: Robespierre muss helfen!

Maddalena und Chénier treffen einander zum letzten Gespräch. Es ist kein Abschiednehmen, denn beide sterben in der Gewissheit, nach dem Tod in einem neuen Leben auf immer vereint zu sein. Der Schließer ruft die beiden Namen auf: Andrea Chénier und Idia Legray. Gérards letzter Rettungsversuch war vergebens.