Oper

Alexander Raskatov

Animal Farm

Oper in zwei Akten, neun Szenen & einem Epilog

Text Alexander Raskatov & Ian Burton

nach George Orwell

Sonntag 10. März 2024 19:00 – 21:30 Eine Pause Großer Saal
Werkeinführung
30 Minuten vor der Vorstellung
im Gustav Mahler-Saal
Abo 23

Karteninformationen

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01. Oktober 2023: LA TRAVIATA
26. November 2023: DIE ZAUBERFLÖTE
11. Februar 2024: GISELLE
10. März 2024: ANIMAL FARM
09. Juni 2024: SALOME


Besetzung am
10. März 2024

Mr. Pilkington

Clemens Unterreiner

1. Mann von Pilkington/1. Sanitäter

Yechan Bahk

2. Mann von Pilkington/2. Sanitäter

Michael Mensah

1. Mann von Jones

Siegmar Aigner

2. Mann von Jones

Benedikt Berndonner

Musikalische Leitung

Alexander Soddy

Bühne

Paolo Fantin

Kostüme

Klaus Bruns

Choreographie

Thomas Wilhelm

Licht

Alessandro Carletti

Dramaturgie

Wout van Tongeren

Dramaturgie

Luc Joosten

Über das Werk

In Kürze

Das Publikum erwartet eine Oper nach Orwells Klassiker der Dystopie über einen scheiternden Befreiungskampf.

Auf einem verwahrlosten Bauernhof revoltieren die Tiere gegen ihren tyrannischen Besitzer. Nach einiger Zeit müssen sie sich jedoch unter das Joch eines neuen Führers aus ihren eigenen Reihen beugen.

Animal Farm

Handlung

Farmer Jones belästigt sturztrunken seine Frau. In der Nacht versammeln sich seine Tiere, um dem alten Eber Old Major zu lauschen. Er macht den Tieren ihre Versklavung durch den Menschen bewusst und lehrt sie das Revolutionslied »Beasts of Farmland«. Die Tiere haben sehr unterschiedliche Haltungen zu Old Majors Gedanken. Rabe Blacky stellt ein nachrevolutionäres Leben »wie auf dem Kandiszucker-Berg« in Aussicht. Mit dem Mut der Verzweiflung bäumen sich die Tiere gegen die Verrohung ihres Herrn auf.

Die Rebellion ist erfolgreich. Das völlig überraschte Farmerehepaar wird vom Hof vertrieben. Die ehemalige Herrenfarm wird von den Revolutionären zur Farm der Tiere erklärt. Die beiden Schweine Snowball und Napoleon proklamieren die sieben Gebote des Animalismus, die die Gleichheit aller garantieren. Sie werden an die Scheunenwand geschrieben und im Slogan »Vier Beine gut, zwei Beine schlecht« popularisiert. Auf die Frage des Esels Benjamin, wer die Milch erhalten solle, erklärt das Schwein Squealer, dass sie den Schweinen zugutekommen müsse, um sie in ihrem Einsatz gegen Jones’ Rückkehr zu stärken.

Der Versuch des Farmerpaars, den Hof mit Hilfe von Unterstützern vom Nachbarhof des Bauern Pilkington zurückzuerobern, kann trotz Verlusten vereitelt werden. Das Zugpferd Boxer, das besonders mutig gekämpft hat, wird von Napoleon als »Tierheld 1. Klasse« geehrt. Napoleon verleiht die Auszeichnung auch sich selbst. Die Stute Mollie erliegt der Verführung durch die Geschenke Pilkingtons und verlässt heimlich die Farm. Snowball und Napoleon sind in allen Führungsfragen uneins.

Der von Snowball propagierte Bau einer Windmühle, die die Arbeit der Tiere erleichtern und ihren Lebensstandard heben könnte, wird von Napoleon hintertrieben: Das Gebot der Stunde sei militärische Aufrüstung. Ihre Auseinandersetzung eskaliert. Snowball muss fliehen. Napoleon denunziert ihn als Verräter, erklärt sich selbst zum Vorsitzenden des Schweinekomitees und ordnet als solcher nun doch den Bau der Windmühle an. Zudem gibt er die Aufnahme von Handelsbeziehungen mit Pilkington bekannt – obwohl diese den Tieren bisher untersagt waren. Überdies kursieren Gerüchte, die Schweine seien ins leerstehende Farmhaus eingezogen.

Die schriftkundige Ziege Muriel wird gebeten, das Gebot zu verlesen, das den Tieren das Schlafen in Betten untersagt. Doch die Inschrift untersagt neuerdings nur noch die Benutzung von Bettbezügen. Die Windmühle wird von Sturm und Blitz zerstört. Napoleon macht Snowballs Sabotage dafür verantwortlich. Er verhängt über ihn das Todesurteil.

Napoleons Schergen ermorden Snowball als angeblichen »Geheimagenten«. Seine vermeintlichen Komplizen werden in Schauprozessen vorgeführt und blutig niedergemetzelt. Die Stute Clover sieht all ihre Mühen für den Aufbau eines gerechten Gemeinwesens in Frage gestellt. Im gemeinsamen Singen von »Beasts of Farmland« wollen die Tiere Besinnung und Trost finden, doch das Lied wird von Napoleon verboten.

Die Künstlerin Pigetta, die sich Squealer verweigern will, wird massakriert. Als Muriel das Gebot nachlesen möchte, das die Tötung eines Tieres durch ein anderes Tier verbietet, entziffert sie die einschränkenden Worte, nur wenn dies »ohne Grund« geschehe. Das dichtende Schwein Minimus feiert Napoleon in einem Lobgesang.

Napoleon erreicht die Nachricht, dass Pilkington ihn des Betrugs beschuldigt und mit seinen Leuten die Windmühle angreift. Die Tiere können die Eindringlinge zurückschlagen, doch dabei wird die Windmühle in die Luft gesprengt. Napoleon lässt sich trotz herber Verluste in den Reihen der Tiere als Sieger feiern. Man stößt auf die Gefallenen an. Denn neuerdings ist den Tieren nicht mehr jeder, sondern nur noch exzessiver Alkoholkonsum untersagt.

Unter den Anstrengungen des Wiederaufbaus bricht Boxer zusammen. Die Tiere können seinen Abtransport zum Abdecker nicht verhindern. Squealer, der behauptet, Boxer in der Hoffnung auf Heilung zum Veterinär begleitet zu haben, überbringt ihnen seine angeblich letzten Worte: »Lang lebe Napoleon! Napoleon hat immer Recht!« Benjamin lässt sich von Muriel das letzte an der Scheunenwand verbliebene Gebot vorlesen. Es lautet: »Alle Tiere sind gleich, aber einige sind gleicher.«

1. Akt ca. 65 min
Pause ca. 25 min
2. Akt ca. 45 min

Den Wunsch, Animal Farm auf die Opernbühne zu bringen, hat Regisseur Damiano Michieletto lange gehegt: »Die Geschichte ist einfach, eine Art Märchen, das, wenn man es genauer betrachtet, auf vielschichtige Weise wichtige Themen wie Macht, Unterdrückung und Propaganda bearbeitet. Die Geschichte ist grausam, umfasst aber auch komische Elemente. Und sie erlaubt, nicht nur viele Solorollen, sondern auch einen Chor zum Einsatz zu bringen«, so Michieletto. In Alexander Raskatov fand er einen idealen Partner. Der 1953 in Moskau, nicht unweit des Roten Platzes und am Tag von Stalins Begräbnis in eine russisch-jüdische Familie hineingeborene Komponist hat bereits mit der Vertonung eines anderen sowjetkritischen literarischen Meisterwerks Aufsehen erregt: A Dog’s Heart (2010/2017) nach Bulgakovs Erzählung Hundeherz, das ebenfalls an der Dutch National Opera uraufgeführt wurde und dann auch in London, Mailand und Lyon zu erleben war.

Regisseur Michieletto hat das Geschehen nicht auf einem Bauernhof, sondern in einem Schlachthof verortet: »Die Figuren halten sich hier auf, um getötet zu werden. Sie sind in Käfige gesperrt und träumen von Freiheit. Ein Tier zu sein bedeutet hier, ein Sklave zu sein, Fleisch zu sein, ein Gegenstand in der Hand des Menschen.« Die Uraufführungsinzenierung Michielettos entstand als Koproduktion mehrerer auftraggebender Häuser. Sie hatte am 4. März 2023 in Amsterdam Premiere; die Wiener Erstaufführung folgt am 28. Februar 2024.

Raskatov hat mit dem erfahrenen Librettisten und Dramaturgen Ian Burton intensiv zusammengearbeitet. Ihm war es wichtig, Orwells Außenansicht des Sowjetimperiums mit Innensichten des Systems zu verbinden, indem er Originalzitate von Stalin, Trotzki und des Geheimdienstchefs Beria einarbeitete, dabei auch die sexualisierten Gewalttaten des Letzteren miteinbeziehend. Sprachlich drängte Raskatov auf Verknappung und Verdichtung sowie darauf, die Erzählung in möglichst plastische Situationen zu übersetzen. Für seine Vertonung entwickelte er einen »Skalpell-Stil« – wie er selbst es nennt –, der das Geschehen scharf und kontrastreich konturiert. Dabei arbeitet Raskatov auch mit musikalischen Verweisen auf die Geschichte seines Landes. Die Partitur sieht nicht weniger als 21 Solorollen vor, die das volle Spektrum menschlicher Stimmlagen ausschöpfen und von denen jede einzelne ein charakteristisches individuelles Profil erhält.

»Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher.« Noch 1947, im Jahr der Erstveröffentlichung der Fabel Animal Farm, einer Parabel über die Perversion der russischen Revolution unter Stalins Diktatur, erschienen die ersten beiden Übersetzungen in ukrainischer und polnischer Sprache. Erscheinen mussten sie freilich in Westeuropa. Aber auch die Chancen des englischen Originals auf dem westlichen Büchermarkt, der dem Manuskript passiven Widerstand entgegensetzte, waren einige Zeit mehr als fraglich. Wie Orwell im Vorwort zur ukrainischen Ausgabe festhielt, war seine Satire gar nicht primär auf die Sowjetunion bezogen, von der er nur eine durch Zeitschriften und Bücher vermittelte Kenntnis besaß, sondern auf die Illusionen des Westens über das sozialistische Wunderreich im Osten. Diese Illusionen implizierten, dass man die totalitären Gewaltexzesse des Regimes – von den Schauprozessen und Deportationen über die Massenmorde und den Holodomor bis zum Gulag – aktiv zu verdrängen und zu verleugnen suchte. Dass ein »linker« Autor wie Orwell gegen diese unkritische Bewunderung anschrieb, wurde von den sich fortgeschritten wähnenden Kreisen mit Totschweigen und Desinteresse quittiert. Waren es damals geo- und parteipolitische Interessen (die Sowjetunion als Verbündeter im Kampf gegen Hitlerdeutschland bzw. den Kapitalismus), die das Schweigekartell westlicher Gesellschaften zementierten, so sind es in der jüngsten Vergangenheit wirtschaftliche gewesen. Die Aktualität von Orwells Dystopie erweist sich so auch angesichts der seit den Nullerjahren flagranten Re-Stalinisierung der russischen Gesellschaft. Die Grundfrage des Buches bleibt im »postfaktischen« Zeitalter des Populismus freilich auch im Westen auf bedrängende Weise akut: Wie ist es möglich, dass Volksführer sich bei der Durchsetzung rücksichtsloser Macht- und Eigeninteressen einer kämpferischen Rhetorik von Freiheit und Sicherheit bedienen?

© Wiener Staatsoper
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