»Wer ist Ihre Lieblingsfigur im Ring?«

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Wir baten unser Publikum zur Abstimmung und fragten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wiener Staatsoper.

VIELE

»Es ist ganz unmöglich, nur eine Lieblingsfigur zu nennen… Richard Wagner hat sich selbst in vielen Charakteren gespiegelt – man kann sich da als Interpret unmöglich auf einen festlegen, sonst greift man künstlerisch viel zu kurz. Denken Sie allein die vier großen Figuren des Rings: Brünnhilde, Wotan, Siegfried und Alberich: Alle sind auf ihre Weise faszinierend und man kann sich mit jeder und jedem in Teilen identifizieren. Das ist ja das Große an einem solchen Werk, dass auch eine so negative Figur wie Alberich zutiefst nachvollziehbare menschliche Züge hat: Seine Gier nach Macht ist nichts anderes als eine Reaktion auf zurückgewiesene Liebe. Und er ist der einzige authentische Charakter, der nicht lügt, nichts vorspielt. Wotan wiederum ist für viele die erste Identifikationsfigur, weil man eine ganze Lebensgeschichte vom Wollen zum Planen und Scheitern erlebt, bis zum Loslassen am Ende. Brünnhilde: Sowieso! Eigentlich ist sie ja die Erlösungsfigur im Ring. Siegfried, und besonders Siegmund und Sieglinde… sind alle so lebensechte, so grandios komponierte Figuren! Nein, nur eine Lieblingsfigur: das wäre mir wirklich zu wenig!«

Philippe Jordan, Musikdirektor der Wiener Staatsoper

ALBERICH

»Meine Lieblingsfigur im Ring ist Alberich; er ›sorgt nicht nur für das Ende‹, wie Wotan in der Walküre sagt, sondern auch für den Anfang und setzt die Handlung in Gang, als er – von den Rheintöchtern verspottet und gedemütigt –, der Liebe entsagt und den Ring schmiedet. Wir sehen ihn sowohl auf dem Höhepunkt seines Machtstrebens als auch in seinem tiefsten Fall, als er alles verliert und nur noch darauf wartet, den Ring zurückzugewinnen. Er ist für mich eine der tragischsten Figuren, weil er keine Liebe zu kennen scheint und sein Streben nach Macht nur ein Ersatz für diese Leere ist. Sein Treffen mit dem Wanderer in Siegfried ist für mich eine der spannendsten Szenen: Die einst mächtigsten Widersacher – Licht-Alberich Wotan und Nacht-Alberich – stehen einander gegenüber: Beide längst entmachtet, sich vormachend, noch Einfluss zu haben, während ihre Zeit schon vorbei ist.«

Elisabeth Fischer, Leiterin der Szenischen Einstudierung von Rheingold & Siegfried

ERDA

»Meine Lieblingsfigur ist Erda. Sie taucht nur in zwei Szenen auf (im wahrsten Sinne des Wortes) – und beide Male bleibt musikalisch auf der Stelle die Zeit stehen. Ihre Musik ist komplett anders als die irgendeiner anderen Person im Ring: fast durchwegs langsam und gleichzeitig von einer bannenden, enigmatischen Autorität. Und auch in ihrer Abwesenheit ist sie quasi im Hintergrund präsent: Ihr Haupt-Leitmotiv kehrt in allen vier Opern an bedeutsamen Stellen wieder.«

Jendrik Springer, Musikalischer Assistent des Musikdirektors

MIME

»Mime ist schon immer die Figur gewesen, die in mir das größte Mitgefühl weckt. Der begabteste Schmied Nibelheims, sehr belesen, zu Beginn ein glückliches Leben führend. Von seinem Bruder unterworfen und misshandelt, wird er zum Einsiedler, bis Sieglinde auf ihn trifft und er das wohl schwierigste Kind, das jemals geboren wurde, mit viel Geduld großzieht, nur um auch von Siegfried gehasst zu werden.«

Andreas Abegg, Maestro Suggeritore

WOTAN

»Als frischgebackener Vater eines kleinen Mädchens muss die Antwort nach meiner Lieblingsfigur natürlich Wotan lauten. Im Gegensatz zum Lichtalben habe ich bei der Brautwerbung meiner Partnerin beide Augen behalten dürfen, werde also den zukünftigen Ungehorsam meines Nachwuchses hoffentlich rechtzeitig mitbekommen und kann mir somit auch die wahrscheinlich kostenintensive Anschaffung eines Feuerrings sparen.«

Martin Hässler, Ensemblemitglied

BRÜNNHILDE

»Meine Lieblingsfigur im Ring ist auf jeden Fall Brünnhilde. Brünnhilde ist eine so ikonische Figur in der Opernwelt und der Populärkultur, dass selbst Menschen, die noch nie in der Oper waren, ihren berühmten Kampfruf aus der Walküre erkennen. Außerdem ist sie eine echte ›moderne Frau‹, wie sie in Opern des 19. Jahrhunderts selten vorkommt; denn es sind Brünnhildes Liebe, Stärke und Trotz, die letztlich alle vom Fluch des Rings erlösen.«

Isabel Signoret, Ensemblemitglied

SIEGLINDE

»Sieglinde! Sieglinde ist eine zentrale Figur in der Walküre. Eine Frau, die sich aus den tyrannischen Zwängen ihres Mannes Hunding befreit – eine Rebellin! Siegmund, ihr Zwillingsbruder, erweckt in ihr unerwartete Leidenschaften. Mit ihm zeugt sie noch in derselben Nacht den größten Helden aller Zeiten, Siegfried! Die Liebe treibt sie an, sich von ihrem früheren Eheleben in Knechtschaft zu lösen, und sie flüchtet ins Ungewisse. Ihr riskanter Weg bringt letzten Endes den Tod. Eine tragische Heldin, die mit ihrem göttlichen Gesang alle Zuhörer zutiefst berührt. Eine leidvolle, aber starke Gestalt im epischen Ring des Nibelungen

Natalie Ortner-Menconi, Leiterin der Szenischen Einstudierung von Walküre & Götterdämmerung

DAS WALDVÖGLEIN

»Das Waldvöglein. Vor allem, weil es sich nicht in dem fast allgegenwärtigen Netz aus Schicksal, Ehrgeiz, Wollen, Machtgier und Gewalt verstrickt, sondern frei ist. Und es ist ein Wesen, das mit seinem Wissen anderen weiterhilft.«

Katharina Hötzenecker, Leiterin des Musikarchivs der Wiener Staatsoper

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