Komödie und Thriller

Interview |

Was macht Leoš Janáčeks Věc Makropulos besonders? Dirigent Tomáš Hanus im Kurzinterview

Ver­gleicht man die spä­te Janáček-O­per Věc Makropulos mit ei­ner frü­he­ren wie Jenůfa – was zeich­net Makropulos aus?

Dass sie in je­der Hin­sicht ex­tre­mer ist – auch, was den Schwie­rig­keits­grad be­trifft.
Věc Makropulos ist mit Ab­stand die schwie­rigs­te O­per von Janáček!
Und nicht nur von Janáček, son­dern über­haupt in der O­pern­ge­schich­te.

Wo­rin lie­gen die­se ex­tre­men Schwie­rig­kei­ten?

Zu­nächst ein­mal: Al­les pas­siert nicht in »O­pern­zeit«, son­dern in Echt­zeit.
Es läuft al­so das gan­ze Werk in ei­nem schnel­len Tem­po durch, sehr plötz­lich, sehr dicht.
Manch­mal wird in 20 Se­kun­den das ge­sagt, was in an­de­ren O­pern in ei­ner Stun­de aus­for­mu­liert wird.
Da­zu kom­men gro­ße tech­ni­sche Her­aus­for­de­run­gen, es ist ein­fach ei­ne sehr schwer zu spie­len­de Mu­sik.
Im­mer wie­der gibt es im Or­ches­ter et­wa vir­tuo­se So­lo-Stel­len, man­ches er­in­nert an ei­ne kom­pli­zier­te E­tü­de.
Da­zu kom­men rhyth­mi­sche Be­son­der­hei­ten wie zahl­rei­che Takt­wech­sel, die ge­ra­de auch für die Sän­ge­rin­nen und Sän­ger nicht ein­fach sind.
Und jetzt die Poin­te: Wenn man das al­les schafft, dann wirkt das Gan­ze sehr leicht und or­ga­nisch.
Man hört gar nicht, wie groß die Her­aus­for­de­run­gen sind.

Ja­náček ging ei­nen ganz per­sön­li­chen Weg ei­ner Mu­sik­spra­che, die ihr Ma­te­ri­al auch aus der Sprach­me­lo­die schöpf­te.
Ist das bei Věc Makropulos noch der Fall?

Ja, es gibt in die­ser O­per durch­aus auch Pas­sa­gen, de­ren Me­lo­di­en sich aus den Keim­zel­len der Spra­che for­men.
Wenn auch viel­leicht we­ni­ger be­wusst als in an­de­ren sei­ner Wer­ke – es pas­sier­te al­so fast schon au­to­ma­tisch.
Be­son­de­res Au­gen­merk möch­te ich je­den­falls auf das Or­ches­ter le­gen, denn über wei­te Stre­cken liegt dort die mu­si­ka­li­sche Haupt­ge­stal­tung – dar­über lau­fen die Ge­sangs­par­ti­en oft­mals im Kon­ver­sa­ti­ons­ton.
Was mich im­mer wie­der fas­zi­niert, ist, wie weit der mu­si­ka­li­sche Aus­druck und der ge­spro­che­ne Text aus­ein­an­der­kla­ffen kön­nen.
Mit­un­ter wird der här­tes­te und bru­tals­te Text von der al­ler­schöns­ten und schwär­me­rischs­ten Mu­sik be­glei­tet.
Hör­te man nur auf den Klang, wür­de man auf ei­ne Lie­bess­ze­ne tip­pen.
Die Mu­sik weiß da mehr über die Per­so­nen, als aus­ge­spro­chen wird.

Wie soll man sich, wenn man das Werk nicht kennt, die­ser O­per nä­hern?

Die Hand­lung in ih­rer Haupt­li­nie ist ja ein­fach: Emilia Marty hat dank ei­nes Wun­der­e­li­xi­ers ein sehr sehr lan­ges Le­ben: 337 Jah­re.
Und nun denkt sie da­ran, es noch ein­mal um 300 Jah­re zu ver­län­gern.
Es ist aber so, dass ich – nach Jahr­zehn­ten der Aus­ein­an­der­set­zung mit die­sem Werk – im­mer noch re­gel­mä­ßig Neu­es ent­de­cke.
Věc Makropulos ist nicht aus­zu­schöp­fen!
Denn ge­nau ge­nom­men be­kommt man an ei­nem Abend gleich fünf Stü­cke: Ei­ne Tra­gö­die, ei­ne Ko­mö­die, ei­nen Thril­ler, ei­ne Lie­bes­ge­schich­te und ein Mär­chen.
Die O­per nur ein­mal an­zu­hö­ren, ist ein­fach zu we­nig!

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