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© Harald Hoffmann

Kommunikation des Herzens

Die große Kunst des Liederabends ist die Intimität. Eine Intimität, die nicht nur zwischen den Künstlern und den Liedern, sondern auch zwischen den Künstlern und dem Publikum entstehen muss. Es gibt dann stets diesen besonderen, oft besprochenen Funken, der überspringt – eine Art der Kommunikation, die geheimnisvoll wie einzigartig ist, eine Kommunikation des Herzens. Und gerade darum ist es mir immer auch wichtig, das Publikum während eines Liederabends zu sehen, damit wir einander gegenübertreten können und nicht in einer Anonymität verharren. Nicht zuletzt in Wien, nicht zuletzt an diesem Haus, das ja für sein besonderes und wunderbares Publikum weltberühmt ist.

Bei einem Liederabend gelten für mich, auch ohne Schauspiel, Bühnenbild, Kostüm und Orchester, dieselben Kriterien wie bei der Oper: Prima le parole, dopo la musica, also zuerst der Text, der verstanden werden muss, und dann die Musik. Denn es gibt, meiner Meinung nach, nur gute und weniger gute Musik, also gesungene Musik, die einem Text sinnhaft entspringt und eine solche, die sich nicht für die Textebene interessiert.
Jedenfalls muss ein Liederabend, wenn er „tragen“ soll, auch dramaturgisch gut durchdacht sein und nicht nur aus einer Aneinanderreihung gelungener Nummern bestehen: Diesmal werde ich eine Anzahl an wichtigen weiblichen Persönlichkeiten ins Konzert mitnehmen, solche, die ihre Spuren in der Musikgeschichte hinterlassen haben. Wir werden mit Beethoven einer Adelai­de begegnen oder mit Schubert einer Silvia oder aber auch einer Laura. Ich will an diesem Abend aber auch zum Mond emporblicken und mich fragen, ob sie mich liebt. Oder auch der Dame „Kunst“ mit Schubert ein besonderes Danke sagen. Glaube, Hoffnung und Liebe werden übrigens ebenfalls ein Thema sein. Später verlasse ich Wien und komme in die Welt Maurice Ravels, zu seinen fünf wunderbaren griechischen Liedern, die uns in eine späte Jugendstil-Epoche verführen. Diese kombiniere ich mit Gabriel Fauré, und mit ihm treffen wir Nell und Sylvie, bis wir schließlich Adieu sagen müssen ... Nicht fehlen darf natürlich eines meiner erklärten Lieblingslieder, nämlich Fleur jetée, das Fauré in höchster Wut nach dem Auseinanderbrechen einer Liebesaffäre geschrieben hat. Selbstverständlich kann man an der Wiener Staatsoper nicht vorbeigehen, ohne an Richard Strauss zu denken und mit ihm an Cäcilie, ein Lied, das er zur Verlobung mit seiner Frau geschrieben hat. Schließlich stelle ich die Frage nach dem Morgen ...

Im Zusammenhang mit dem Programm, in dem es auch um Herzensbildung geht, fällt mir immer ein kluger Satz meiner Frau ein, der lautet: „Die Liebe ist ein Verb“. Das bedeutet, dass Liebe mehr ist als nur ein kleiner Pfeil von Cupido, sie ist ein aktives Tun, die Liebe fordert etwas von uns und findet nicht nur ganz von selbst statt. Gleichzeitig darf man nie vergessen, wie zart und zerbrechlich sie sein kann – und wie sehr man sie schützen muss. Vielleicht kann diese Erkenntnis ja eine der Botschaften des Abends sein ...


Solistenkonzert | Michael Schade
15. Jänner 2020
KARTEN & MEHR