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Der Problemlöser

Der junge italienische Bariton Alessio Arduini ist seit 2012 eng mit der Wiener Staatsoper verbunden. Nun wirkt er als Malatesta in Don Pasquale in seiner dritten Staatsopernpremiere mit. Knapp vor Probenbeginn führte er mit Andreas Láng das folgende Gespräch.

Haben Sie den Malatesta schon einmal verkörpert?

Alessio Arduini: Nein, das ist jetzt meine erste Pasquale-Produktion. Natürlich, die Arie „Bella siccome un angelo“ singe ich seit zehn Jahren – und da diese Oper zu den ersten zählt, die man als Kind auf der Bühne erlebt hat, kennt man Teile des Werkes schon gut, bevor man die Partie zu studieren beginnt. Das, was man dann, meist im Zuge eines Engagements, als letztes lernt, das Frischeste also, sind die Ensembleszenen und die Rezitative – im Grund genommen die schwersten Teile der Partie. Ich habe mir übrigens mit 17 von meinem Taschengeld die Pasquale-DVD mit Riccardo Muti, Claudio Desderi und Mario Cassi gekauft und praktisch in mich aufgesogen.

In der Beschreibung des Malatesta steht in der Partitur: „Amico di Don Pasquale, e amicissimo di Ernesto“. Was genau besagt das?

Alessio Arduini: In Italien gibt es viele Etappen der Bekanntschaft bzw. Freundschaft beginnend mit Conoscente und endend im fast umgangssprachlichen Amicissimo. Amico ist ein Freund, einer, der viel für den anderen tut. Amicissimo würde man im Deutschen wohl mit Busenfreund übersetzen, also ein enger Vertrauter. Und diese Unterscheidung zwischen Freund und Busenfreund oder Amico und Amicissimo ist ja ein wesentliches Handlungselement der Oper Don Pasquale: Malatesta ist mit beiden befreundet, steht aber Ernesto näher, versucht jedoch Don Pasquale nicht zu sehr vor den Kopf zu stoßen – am Ende sollte niemand schlecht aussteigen.

Eine weitere Beschreibung von Malatesta lautet: „Uomo di ripiego“ …

Alessio Arduini: … ein Mann, der in jeder verzwickten Situation einen Ausweg findet, ein Problemlöser, mit anderen Worten eine Art Figaro.

Und wie viel Malatesta haben Sie in sich?

Alessio Arduini: Malatesta ist ein unruhiger Geist, er sucht nach Probleme, damit er sie dann lösen kann. Das entspricht meinem Charakter so gar nicht. Ich bin ein entspannter Mensch, der Problemen zwar nicht aus dem Weg geht, aber sie nicht explizit sucht oder herbeisehnt.

Wo liegen die Herausforderungen der Rolle?

Alessio Arduini: Nun, es handelt sich nicht eben um eine der schwersten Bariton-Rollen, aber es gibt einiges zu singen und das Duett mit Norina oder die Ensembles sind wiederum nicht eben leicht. Selbst in der auf den ersten Blick eher mäßig herausfordernden Arie muss man es schaffen, die starke Emotionalität zu transportieren, die Donizetti zwischen die Zeilen hineinkomponiert hat. Es wäre zu wenig, sich nur von Legatobogen zu Legatobogen zu hanteln. Und was die Rezitative betrifft: Anders als im Liebestrank sind in Don Pasquale nicht Secco-Rezitative, sondern Accompagnato-Rezitative vorgesehen, was die Freiheit des Interpreten einschränkt. Denn bei den Secco-Rezitativen muss der Cembalo- oder Hammerklavierspieler den Sänger begleiten, bei den Accompagnati hingegen ist es umgekehrt: da muss der Sänger den Orchesterpart kennen und auf den Dirigenten achten.

Handelt es sich bei Malatesta eigentlich um einen sprechenden Namen, um eine Anspielung?

Alessio Arduini: Es gab früher in Mittel- und Oberitalien eine mächtige adelige Familie namens Malatesta. Ansonsten bedeutet der Name nichts.

Malatesta scheint gewitzter zu sein als Ernesto. Passt er nicht eher zur klugen Norina?

Alessio Arduini: Ich weiß nicht. Malatesta wird so um die 40 sein und könnte somit bereits als Vater von Ernesto durchgehen. Warum soll Norina, von allen anderen Faktoren einmal abgesehen, einen deutlich älteren Mann heiraten – einen Ehemann hat sie offenbar schon überlebt, sie ist bereits Witwe als das Stück beginnt. Malatesta wäre so etwas wie Don Pasquale light. Nein, nein. Norina und Ernesto gehören schon zusammen.