© Elisabeth Hausmann

ZUM TOD EINER GROSSEN BALLERINA

ZUM TOD EINER GROSSEN BALLERINA

Lilly Scheuermann, ehemalige Erste Solotänzerin des Wiener Staatsopernballetts, ist am 24. November im 80. Lebensjahr in Friedberg in der Steiermark gestorben.

Sie studierte an der Ballettschule der Wiener Staatsoper und bei Vera Denisowa. 1961 wurde sie in das Corps de ballet des Wiener Staatsopernballetts aufgenommen, 1970 avancierte sie zur Solotänzerin. Von 1972 bis 1990 war sie Erste Solotänzerin.

»Die Vielseitigkeit in Technik und Ausdruck von Lilly Scheuermann wurde dominiert von mädchenhaft-frischer Ausstrahlung, die wiederum durch die Leichtigkeit ihres Sprungs ihre Besonderheit erhielt«, schrieb Gunhild Oberzaucher-Schüller über sie im Österreichischen Musiklexikon.

Aus ihrem großen klassischen Repertoire ragten die Julia in John Crankos Romeo und Julia, Prinzessin Aurora in Waclaw Orlikowskys Dornröschen und Marie in Juri Grigorowitschs Der Nussknacker heraus. Im neoklassischen bzw. zeitgenössischen Fach war sie in zahlreichen Werken George Balanchines, darunter als Terpsichore in Apollo, sowie Hans van Manens – unter anderem in Twilight, Grand Trio und Große Fuge – zu erleben. Ihre wichtigste Rollenkreation war die weiße Gestalt in Aurel von Millossʼ Per aspera.

Zu ihren Partnern zählten die bedeutendsten Tänzer ihrer Zeit wie Rudolf Nurejew, Fernando Bujones und Paolo Bortoluzzi. Als Gast trat sie unter anderem bei den Hamburger Ballett-Tagen von John Neumeier an der Hamburgischen Staatsoper auf.

1984 wurde Lilly Scheuermann mit dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse ausgezeichnet.