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© Dario Acosta

„Stupenda! Mirabile! Sublime!“

Singschauspieler (um dieses heute gerne und inflationär verwendete Wort zu gebrauchen), Singschauspieler ist nicht gleich Singschauspieler. Sehr oft wird dieser Begriff ja Sängerinnen und Sängern angehängt, die auf der Bühne durch eine enorme charismatische Intensität beeindrucken, eine Inszenierung mit zum Ereignis werden lassen und dabei ein wenig kaschieren, dass es um ihre vokale Schönheit nicht ganz so gut bestellt ist. Aber es gibt auch jene, die diese Bezeichnung wirklich verdienen, die zusätzlich zum szenischen Talent adäquat stimmlich und stimmtechnisch zu bezaubern verstehen, bei denen Gesang und Schauspiel nicht als zwei separate Gestaltungsebenen verstanden werden, sondern als eine sich durchdringende und ergänzende Einheit. Eine Opernrolle, die genau solche Ausnahmekünstlerinnen erfordert um glaubwürdig zum Leben erweckt zu werden, ist die Titelpartie in Francesco Cilèas Adriana Levouvreur – und eine Ausnahmekünstlerin die ebendies auf exemplarische Weise umzusetzen versteht ist KS Anna Netrebko. Nur wenige Monate nach ihrem internationalen Adriana-Debüt in St. Petersburg wird sie sich im November nun auch dem Staatsopernpublikum in Wien als (singende) Schauspielerin Lecouvreur präsentieren. Als Vorgeschmack auf diese Vorstellungsserie wollen wir an dieser Stelle einen Ausschnitt einer Besprechung der erwähnten St. Petersburger Aufführung wiedergeben, die im Juli im Magazin Das Opernglas erschienen ist:

„Die Rolle der Adriana kommt Anna Netrebko wie wenige andere entgegen: Auch sie ist ein vom Publikum vergötterter Star, und in der veristischen Komposition von Cilèa erhält sie mehr als bei anderen Komponisten Gelegenheit, ihre ganze Palette an Kunstfertigkeit, Wohlklang, Glaubwürdigkeit in Gesang und Darstellung zu zeigen. Netrebko hat die Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern übertroffen und mit dieser Partie vielleicht eine ihrer besten Rollen dazu gewonnen. Es war abzusehen gewesen, dass sie die Feinheiten der Komposition, die vom zartesten Pianissimo im fülligen Crescendo zum Forte anschwellenden Töne glänzend bewältigen würde, ebenso die Fähigkeit zu verschiedenen Farbgebungen für die stolze, selbstbewusste Schauspielerin wie auch für die verzweifelte, verliebte Frau. Was aber noch mehr imponierte, waren die in jeder Silbe mit der Überhöhung einer Theaterschauspielerin Theaterschauspielerin vorgetragenen Sprechpassagen von ‚Del sultano Amuratte‘ ihres Auftritts und die Rezitation von Racines Phädra, die sie aufgrund ihres breiten stimmlichen Fundaments auch mit Prägnanz und Glaubwürdigkeit umsetzen kann. Aber besser als alle eigenen Worte wird Michonnets ‚Ah, stupenda, mirabile! sublime!‘ dieser Leistung gerecht.“

W. Kutzschbach, „Das Opernglas“, Ausgabe 7/8 2017


ADRIANA LECOUVREUR

Adriana Lecouvreur, die vierte und berühmteste Oper Francesco Cilèas, erzählt von der letzten Liebesaffaire und dem Tod der französischen Schauspielerin Adrienne Lecouvreur. Diese lebte von 1692 bis 1730 und zählte zu den besten und prominentesten Darstellerinnen ihrer Zeit. Sie unterhielt eine langjährige Liaison mit dem nicht minder bekannten Feldherrn Moritz von Sachsen; das Gerücht, die Herzogin von Bouillon, die ebenso in Moritz verliebt war, trachte ihr nach dem Leben, beschäftigte ganz Paris. Das Gerücht, Adrienne sei von ihr vergiftet worden, hielt sich hartnäckig und inspirierte zahlreiche Künstler zu Werken. Unter anderem Eugène Scribe zu einem Schauspiel. Dieses nahmen Francesco Cilèa und sein Librettist Arturo Colautti als Basis zur gemeinsamen Oper Adriana Lecouvreur, die 1902 in Mailand ihre Uraufführung feierte. Cilèa überarbeitete das Werk mehrfach, zuletzt 1930. Die Oper wird oftmals mit der Strömung des Verismo in Verbindung gebracht, ist jedoch kein rein veristisches Werk. Mehr noch: „Cilèas Musik ist auch nicht eindeutig ‚italienisch‘. Man spürt zwar das Licht des Mediterranen, aber gleichzeitig auch anderes, das ‚Französische‘ etwa“, meint der Dirigent Evelino Pidò. Adriana Lecouvreur wurde an der Wiener Staatsoper erstmals am 16. Februar 2014 gegeben. Der Regisseur dieser späten Erstaufführung, David McVicar, beließ in seiner Inszenierung die Szene in ihrer eigentlichen Zeit, also im Paris des Jahres 1730, da für ihn „Epoche und der Ort ideal für die Handlung der Oper sind“.


Adriana Lecouvreur | Francesco Cilea
9., 12., 15., 18. November 2017
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